Erst DM-Titel, dann WM-Medaille: Elfjährige und ihre Hündin „Elli“ glänzen im Agility

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Erfolg bei der WM: Das deutsche Team mit Tanja Kocher (2.v.l.) holte in Slowenien im Agility die Goldmedaille vor Ungarn und den Niederlanden. © privat

Mit nur elf Jahren wurde Tanja Kocher jüngste deutsche Meisterin im Agility und gewann mit Elli Gold in der Teamwertung bei der WM in Slowenien.

Polling – Im ersten Moment war die Enttäuschung schon groß. Tanja Kocher und „Elli vom Jakobsfeld“ waren ganz knapp dran gewesen, für die absolute Sensation zu sorgen. Das Finale bei der Weltmeisterschaft der WUSV (Weltunion der Schäferhundvereine) hatten die elfjährige Pollingerin und ihre dreieinhalbjährige Hündin in Reichweite.

Der letzte Durchgang hätte den Einzug perfekt machen sollen. Doch dann gab es das, was immer mal wieder vorkommen kann – eine Disqualifikation. Die Strafpunkte dafür verbauten den beiden einen Platz unter den besten acht und das Finale.

Tanja Kocher (11) aus Polling mit „Elli vom Jakobsfeld“, 2025, Schäferhund, Agility, Hundesport
Das beste deutsche Paar: Tanja Kocher und „Elli“ setzten sich bei der DM in Saale/Halle auch gegen Konkurrenten aus der höheren Leistungsklasse A3 durch. © privat

„Das war sehr schade“, berichtet Mutter Andrea Kocher. Zu gern hätten Tanja Kocher und „Elli“ nochmals gezeigt, wie gut sie beide im Hindernisparcours harmonieren. Am Ende war es ein kleiner Trost, dass der finale Kurs so schwer gestaltet war, dass es für das Duo äußerst knifflig geworden wäre, ihn zu schaffen. Ihre Leistung hatten die beiden bei der WM auf alle Fälle gebracht – und am Ende gab es sogar eine Goldmedaille. Mit den anderen deutschen Startern gewannen Tanja Kocher und „Elli“ die Teamwertung in der Disziplin Agility.

Die Disziplin Agility

Das Wort Agility steht im Englischen für Beweglichkeit/Gewandtheit. Der Hund absolviert einen Hindernisparcours, dabei wird er von seinem Führer mittels Handzeichen und akustischer Signale angeleitet. Er darf nicht berührt werden. Der Mensch überwindet nicht selbst die Hindernisse. Für den Hund geht es über Wippen, durch Tunnel, über Hürden und (schräg gestellte) Wände und durch Slalomstangen. Die Zeit spielt eine Rolle, aber auch das korrekte Passieren der Hindernisse. Je weniger Fehlerpunkte, umso besser. Eingeteilt sind die Paare nach Leistungsklassen – von A0 (Mindestalter des Hundes ist 18 Monate) bis hoch zu A3. Zusätzlich werden die Tiere noch nach Größe (Small, Medium, Large) unterschieden.⇥ph

Jüngste Starterin im Feld

Wie bei so vielen anderen Wettkämpfen auch, so war Tanja Kocher bei den Titelkämpfen im slowenischen Miren (direkt an der italienischen Grenze gelegen) die mit Abstand jüngste Starterin. Für die Teilnehmer standen an drei Tagen jeweils zwei Läufe (im Jargon: A-Lauf und Jumping) auf dem Programm. Ein derartiger Umfang „ist viel für den Hund“, erklärt Andrea Kocher. Zum Glück lässt sich „Elli“, die Tanja Kocher selbst ausgebildet hat, von äußeren Umständen wenig bis gar nicht beeindrucken. Eine lange Reise? Eine ungewohnte Umgebung? Die Hündin ist diesbezüglich „total unempfindlich“, sagt Andrea Kocher – und fügt schmunzelnd hinzu: „Die Hauptsache ist, Tanja ist dabei.“

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In den insgesamt sechs Läufen der Vorrunde zogen sich die WM-Debütanten aus Polling in ihrer Klasse, der A2, sehr gut aus der Affäre. Zum Auftakt blieben Tanja Kocher und „Elli“ fehlerlos, schafften gar das drittbeste Ergebnis. Im zweiten Lauf erfolgte eine Disqualifikation (bedeuten 50 Punkte). Tags darauf legte das Duo gar zwei fehlerfreie Läufe hin und lag somit auf Rang sechs. Nach einem Ruhetag dann die Entscheidung: Der erste Run am dritten Tag gelang wieder ohne Fehler, im letzten Lauf gab es nochmals die Disqualifikation – Platz neun war es so am Ende.

Für die WM qualifiziert hatten sich Tanja Kocher und „Elli“ bei der deutschen Meisterschaft, die beim Verein für deutsche Schäferhunde offiziell „Bundessiegerprüfung“ heißt. Erst durch ihren Sieg bei der Jugend-DM (wir berichteten) hatte die junge Realschülerin das Startrecht bei der DM der Erwachsenen erhalten. In Halle/Saale dominierten sie und „Elli“ das Geschehen und holten sich unter 63 Teilnehmern, darunter zehn Jugendlichen, den Titel.

Das Besondere: Tanja Kocher und „Elli“ setzten sich auch gegen Paare der höheren Kategorie A3 durch, da alle denselben Parcours absolvierten und alle gemeinsam gewertet wurden. „Das ist herausragend“, sagt Andrea Kocher. Der Sieg bei der DM sei daher höher zu bewerten als der Auftritt bei der WM.

Vorsprung von drei Sekunden

Die Pollingerin und ihre Hündin lieferten auf den Kursen mit Längen zwischen 225 und 249 Metern drei starke Vorstellungen ab. Nur eine Verweigerung wurde für das Duo notiert, ansonsten gelang alles fehlerlos. Mit drei Sekunden Vorsprung auf die Zweiten, Tobias Wurster und „Raffy vom Altenberger Land“, sicherten sie sich Platz eins. Kerstin Fechti belegte mit „Blow von RazzFazz“ den vierten Platz. Die Heilbronnerin, seit 1996 im Hundesport tätig, holte die drei Wochen später in Slowenien in der A2-Klasse im Einzel Gold (mit „Hanuki“) und Silber (mit „Blow“). Tanja Kocher avancierte mit ihrem Sieg zur bislang jüngsten deutschen Meisterin.

Die Saison ist für das erfolgreiche Duo vorbei. Für Tanja Kocher steht die Schule im Vordergrund, das Training für „Elli“ wird auch etwas heruntergeschraubt. Im nächsten Jahr wollen die beiden wieder angreifen. „Elli“ steht ja auch erst am Anfang der Karriere. Das beste Alter für Hunde im Agility-Sport liegt zwischen drei und sechs Jahren.