Raserparadies in Oberbayern – Kommt bald das Tempolimit?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Iffeldorf

Kommentare

Oftmals zur Rennstrecke wird die A95, hier bei der Anschlussstelle Penzberg-Iffeldorf. Besonders gefährlich ist dies bei Regen. Häufig geschehen Aquaplaning-Unfälle. © Wolfgang Schörner

Eine Autobahn in Oberbayern gilt als Raserparadies. Firmen werben im Ausland damit, dass hier Vollgas gegeben werden kann und vermieten Sportwagen an Touristen. Ein Bürgermeister hat deswegen nun die Nase gestrichen voll.

Zwei Meldungen von der A95 standen Anfang Oktober am selben Tag in der Heimatzeitung. Zum einen war zu lesen, dass die Staatsanwaltschaft gegen zwei Touristen ermittelt, die sich zwischen den Anschlussstellen Penzberg-Iffeldorf und Seeshaupt mit Mietfahrzeugen ein verbotenes Wettrennen geliefert haben sollen. Ein dritter Beteiligter baute bei Schäftlarn einen Unfall. In der zweiten Meldung wurde von Aquaplaning-Unfällen auf regennasser Fahrbahn bei Sindelsdorf und Iffeldorf berichtet.

Die zwei Berichte haben den Iffeldorfer Bürgermeister Hans Lang (SPD) aufgebracht. Erst wollte er einen Leserbrief schreiben, dann entschied er, sich direkt an die Behörden zu wenden. Es gehe hier um Raserei, die touristisch beworben wird, um Unfälle, viele davon bei Aquaplaning, zu denen laufend Einsatzkräfte ausrücken müssen, und um den Lärm, unter dem Anwohner leiden, sagt er auf Nachfrage gegenüber der Heimatzeitung. Die Behörden würden sich auf Gesetze zurückziehen, „aber wir haben hier Unfälle und Raserei“. Das müsse doch reichen, um Einsatzkräfte, Anwohner und die vernünftigen Autofahrer zu schützen.

Bürgermeister Lang fordert eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 120 Stundenkilometer, und zwar auf einer Strecke von jeweils etwa zwei Kilometern südlich und nördlich der Anschlussstelle Penzberg-Iffeldorf. Den Abschnitt zwischen Seeshaupt und kurz vor Sindelsdorf bezeichnet er als das Hochgeschwindigkeitsteilstück schlechthin. Es gebe weite Kurven, flache Senken, lange Geraden und wenig Verkehr. Das alles verführt nach seiner Ansicht dazu, ordentlich zu beschleunigen. Diese Woche will er ein Schreiben an das Bundesverkehrsministerium, an die Autobahn GmbH des Bundes und an Abgeordnete schicken. Es ist nicht der erste Versuch, der in den vergangenen Jahrzehnten unternommen wurde. Bisher blieben Vorstöße allerdings erfolglos.

Als Minimalforderung nennt Lang eine Tempo-Reduzierung bei Nässe, zum Beispiel auf 80 Stundenkilometer. „Wenn es regnet, rückt die Feuerwehr aus“, sagt er. So ist es jedenfalls häufig. Bei Regen passieren regelmäßig Aquaplaning-Unfälle auf der Autobahn.

In den vergangenen zehn Jahren hatte ihm zufolge allein die Freiwillige Feuerwehr Iffeldorf 104 Einsätze auf der Autobahn. Hinzurechnen müsse man noch die Einsätze der Feuerwehren aus Penzberg, Sindelsdorf, Seeshaupt und Beuerberg. Dies summiere sich wahrscheinlich auf hunderte Einsätze. „Ich kapiere nicht, wieso man präventiv nichts tut“, sagt er. „Freie Fahrt für freie Bürger“ sei von gestern.

Anwohner vom Lärm der A95 geplagt

Der Bürgermeister führt noch ein weiteres Argument ins Feld: den Lärm, den die Autobahn zu Tages- wie Nachtzeiten verursacht. Vor allem Anwohner des Ortsteils Untereurach leiden darunter. Bereits 2021 hatte er an die damalige Autobahn-Direktion geschrieben, unterlegt mit einem Auszug aus dem Lärmkataster des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) von 2017. Ein halbes Jahr später erhielt er die Antwort, dass man bei der Berechnung andere Maßstäbe ansetze, Lärmsanierungen freiwillige Leistungen seien und die Werte für ein Tempolimit nicht ausreichen. Das gleiche Schicksal hatte 1995 die Forderung der Nachbargemeinde Sindelsdorf nach einer höheren Lärmschutzwand ereilt. Mittlerweile, sagt Lang, gebe es eine neue Lärmkartierung (von 2022). Sie zeigt noch höhere Wert an.