Waffenlieferungen an Ukraine brechen um 43 Prozent ein – schuld sind die Europäer

Die Militärhilfen für die Ukraine sind im Sommer drastisch eingebrochen. Hatte die Unterstützung in der ersten Jahreshälfte noch einen Wert von knapp vier Milliarden Euro, lag der Wert im Juli und August bei durchschnittlich weniger als 2,5 Milliarden Euro – ein Minus von 43 Prozent. Das geht aus dem Ukraine Support Tracker des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervor.

Der Grund für den Einbruch sind demnach nicht die USA, die sich aus der militärischen Unterstützung für die Ukraine zurückgezogen haben. Schon im ersten Halbjahr 2025 war ihr Beitrag zu den Militärhilfen verschwindend gering. Die Unterstützung aus Europa konnte das zunächst auffangen – nahm im Juli und August aber rapide ab.

"Rückgang überraschend": Ukraine bekommt 43 Prozent weniger Militärhilfen

Auch eine neue Nato-Initiative hat das nicht ausgeglichen. Seit einem Treffen zwischen Generalsekretär Mark Rutte und US-Präsident Donald Trump können Nato-Staaten Waffen für die Ukraine aus dem Arsenal der Vereinigten Staaten erwerben. Bis August floss so Militärhilfe im Wert von 1,9 Milliarden Euro an die Ukraine. 

Christoph Trebesch, Leiter des Ukraine Support Trackers und Forschungsdirektor am IfW, hält die Nato-Initiative für ein wichtiges Instrument. "Gleichzeitig ist der Rückgang der Militärhilfen im Juli und August überraschend", erklärt er zur Veröffentlichung der neuen Daten. Entscheidend sei nun, wie sich die Zahlen im Herbst entwickeln.

Hilfe mehrerer Länder stagniert scheinbar, Ukraine rüstet selbst auf

Gründe für den drastischen Rückgang nennt das Institut in seiner Analyse nicht. Denkbar ist, dass es sich dabei um normale Schwankungen handelt. Zum Beispiel Polen liefert nicht kontinuierlich Unterstützung, sondern unregelmäßig in größeren Paketen. So zuletzt im Mai. Im Juli und August sind – zumindest mit Blick auf die Zahlen – auch die Militärhilfen aus Frankreich, Großbritannien, Italien und Finnland stagniert.

Möglich ist aber auch, dass einige Staaten angesichts der sinkenden US-Unterstützung auch ihre eigenen Hilfen überdenken. Ein weiterer Grund für den Rückgang könnte zudem sein, dass die Ukraine mittlerweile sehr spezifische Waffensysteme benötigt – beispielsweise den "Tomahawk". 

Um sie gibt es allerdings häufig politische Diskussionen. Die Ukraine ist deshalb teilweise dazu übergegangen, Waffensysteme selbst zu produzieren. Statt des "Taurus" setzt die Ukraine mittlerweile auf den "Flamingo" aus eigener Produktion.

Humanitäre und finanzielle Hilfe fließt weiter

Dass die Ukraine-Unterstützung nicht grundsätzlich auf der Kippe steht, zeigen die Zahlen IfW zur finanziellen und humanitären Hilfe. Die ist nämlich im Juli und August stabil geblieben. Wie auch in der ersten Jahreshälfte lag sie im Schnitt bei mehr als 3,5 Milliarden Euro pro Monat. "Entscheidend ist nun, dass diese Stabilität auch auf die militärische Unterstützung übergreift, da die Ukraine darauf angewiesen ist, um ihre Verteidigungsanstrengungen vor Ort aufrechtzuerhalten", so IfW-Forschungsdirektor Trebesch.