3 Monate im Amt – Trumps erste Zwischenbilanz: "Negatives Wirtschaftsurteil"

Faire Urteile über Politiker, die noch im Amt sind, gestalten sich schwierig. Oft entscheidet nicht die Perspektive der Zeitgenossen, ob eine Aufgabe ordentlich erfüllt wurde, sondern der Historiker Jahre oder zumindest Monate später, der auch lang- oder mittelfristige Folgen ins Kalkül ziehen kann. 

So war Bundeskanzlerin Angela Merkel beliebt, aber heute werden ihre Politik etwa zur Migration und die mangelnde Reformbereitschaft von der Mehrheit kritisiert. Die Amtsführung von US-Präsident Barack Obama erfreute sich über weite Strecken seiner beiden Amtszeiten und insbesondere auch am Ende positiver Umfragewerte (Approval Ratings) in den USA.

Zugleich vertiefte seine Politik die Polarisierung in der amerikanischen Gesellschaft, so dass Donald Trump zu seinem Nachfolger werden konnte. Trump wiederum beschleunigte in seiner ersten Amtszeit den wirtschaftlichen Aufschwung durch Steuersenkungen und den Abbau von Regulierungen. 

Ein zentrales Trump-Wahlkampfthema war die Wirtschaft

Aber er war nicht erfolgreich genug, als dass ihn eine Mehrheit der Bevölkerung 2020 wiedergewählt hätte – und doch auch nicht ein solcher politischer Versager in den Augen der US-Bürger, dass sie ihn im November 2024 nicht erneut ins Weiße Haus geschickt hätten.

Trumps zentrale Wahlkampfthemen 2024 waren Wirtschaft samt Arbeitsplätzen und Zöllen auf der einen sowie Migration und Deportationen auf der anderen Seite. Wie sieht die erste, vorläufige Bilanz seiner zweiten Amtszeit aus? 

In Deutschland konzentrieren sich Beobachter auf den 30. April als seinen 100. Tag im Amt. Die Amerikaner rücken den 21. April ins Zentrum. Der Grund: An diesem Tag ist Trumps Inauguration, die am 21. Januar stattfand, exakt drei Monate her.

Landesweite Umfrage: Die Skepsis an der Wirtschaftspolitik des Präsidenten wächst

In einer landesweiten Umfrage des TV-Senders CNBC vom 19. April unter 1000 Befragten befürworteten 43 Prozent die Wirtschaftspolitik des Präsidenten. 55 Prozent der Umfrageteilnehmer lehnen sie ab. „Es ist das erste Mal in einer CNBC-Umfrage, dass er während seiner Präsidentschaft insgesamt ein negatives Wirtschaftsurteil erhielt“, vermerkt der Sender. 

„Donald Trump wurde ausdrücklich wiedergewählt, um die Wirtschaft anzukurbeln, und bisher gefällt den Leuten nicht, was sie sehen“, zitiert CNBC Jay Campbell von Hart Associates, dem Demokraten-nahen Meinungsforschungsinstitut, das die Umfrage durchgeführt hat.

Und: 49 Prozent der Bevölkerung glauben, dass sich die Wirtschaft im nächsten Jahr verschlechtern wird. Das ist das pessimistischste Gesamtergebnis seit 2023. Zwar rechnen 76 Prozent der Republikaner mit einer Verbesserung der Ökonomie, von Jobs bis zu Verbraucherpreisen. Aber 83 Prozent der Demokraten und 54 Prozent der Unabhängigen erwarten eine Verschlechterung.

55 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner sehen Trump skeptisch

Wer dieser Umfrage nicht vertraut, weil Hart Associates als Demokraten-Institut gilt, mag eher auf Gallup blicken, das 1936 die erste Wahlumfrage in den USA durchführte. 44 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner gaben im April bei Gallup an, sie hätten Vertrauen, dass Trump die richtigen Entscheidungen für die Wirtschaft treffe. 

30 Prozent äußerten „sehr großes“ und 14 Prozent „ziemlich großes“ Vertrauen. Doch zugleich erklärte eine Mehrheit der Amerikaner, entweder „nur wenig“ (11 Prozent) oder „fast kein“ Vertrauen (44 Prozent) in den Präsidenten zu haben. Macht in der Summe 55 Prozent, die sich inzwischen skeptisch zeigen gegenüber dem Mann, der das größte Wirtschaftswachstum der US-Geschichte versprochen hat.

Immigration: Selbst seitens der Demokraten viel Unterstützung 

Das andere große Thema im Wahlkampf, als Kriterium noch wichtiger als die Wirtschaft, war Trumps Versprechen, die illegale Migration zu stoppen und illegale Zuwanderer abzuschieben. Hier fallen die Umfragen für den Präsidenten ausgesprochen positiv aus. 

Harry Enten, Demoskop der Website FiveThirtyEight und führender Datenanalyst für CNN, verglich am Samstag die Zustimmungswerte für Trump bei seiner Migrationspolitik. Im April 2025 liegt er dabei mit einem Prozentpunkt im Positiven – während er vor acht Jahren, im April 2017, während seines ersten Quartals in der ersten Amtszeit, auf einen Negativwert von minus zwölf Punkten kam.

Auch der Vergleich mit der Migrationspolitik seines Vorgängers Biden fällt eindeutig aus: Im Dezember 2024 betrachteten nur 14 Prozent den Umgang des Noch-Präsidenten mit dem Zustrom vor allem über die Grenze im Süden als richtig und 62 Prozent als falsch. Im April 2025 sehen 45 Prozent Trumps Politik auf diesem Gebiet als richtig an und nur 42 Prozent als falsch. 

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump belegt chinesische Lieferungen mit hohen Einfuhrzöllen. Gettyimages

Trump will "alle illegalen Zuwanderer" deportieren

Die Ankündigung des Präsidenten, er werde „alle illegalen Zuwanderer“ deportieren, also nicht nur die Straftäter unter ihnen, wird aktuell von 56 Prozent der Amerikaner begrüßt. Im April 2016, während der ersten Wahlkampagne von Trump, befürworteten diese Forderung übrigens nur 38 Prozent. 

Mit anderen Worten: Wenn Politiker bestimmte, zunächst unpopuläre Forderungen vertreten, können sich ihnen große Teile der Bevölkerung anschließen.

Dass 90 Prozent der Republikaner alle illegalen Migranten abschieben wollen, mag nicht überraschend sein. Aber auch 61 Prozent der Unabhängigen und beachtliche 29 Prozent der Demokraten haben diese Forderung übernommen, so Harry Enten in CNN.

DOGE: Elon Musks Ziele sind populärer als er selbst

Wie verhält es sich schließlich mit dem von Elon Musk, Trumps „First Buddy“, gesteuerten Projekt DOGE (Department of Government Efficiency) zur Steigerung der Effizienz der Regierung? Es ist verbunden mit massiven Budgetkürzungen, etwa bei der Entwicklungshilfe, und Massenentlassungen in Ministerien und Behörden.

Eine landesweite Umfrage des Senders "NBC News" von Mitte März zeigt, dass die Wähler der Bekämpfung von Ineffizienzen in der Administration im Prinzip positiv gegenüberstehen. Aber sie sind besorgt über die Art und Weise, wie Musk das Vorhaben umsetzt. 

So haben Versuche von DOGE, auf vertrauliche Informationen zuzugreifen und Arbeitsverträge zu kündigen, Klagewellen ausgelöst und viele staatliche Bedienstete eingeschüchtert. Im Februar kündigten 21 kurz zuvor angeworbene Mitarbeiter von DOGE mit der Begründung, ihre Arbeit verletze Interessen des amerikanischen Volkes. 

Darum ist die Stimmung über das Projekt sehr gespalten: Auf die Frage, ob die Einführung von DOGE eine gute oder eine schlechte Idee sei, antworteten 46 Prozent mit „gut“ und 40 Prozent mit „schlecht“, während 13 Prozent unentschieden waren oder nicht antworteten. 

Musk ist bei den Amerikanern unbeliebt

Ein Drittel der Befragten gab an, die Bemühungen von Musk und DOGE, die Ausgaben und die Größe der Bundesregierung zu reduzieren, sollten „fortgesetzt werden, da noch viel mehr getan werden muss“.  

Ebenfalls 33 Prozent sagen: „Es ist rücksichtslos und sollte jetzt gestoppt werden, bevor noch größerer Schaden entsteht.“ 28 Prozent warnten: „Es ist notwendig, sollte aber verlangsamt werden, um die Auswirkungen zu beurteilen.“ Und lediglich vier Prozent meinten, es bestehe „keine Notwendigkeit, die Größe der Bundesregierung und ihre Ausgaben zu kürzen“.

Musk selbst ist unbeliebt: 51 Prozent sehen den Tech-Unternehmer laut dieser NBC News-Umfrage negativ, 39 Prozent positiv.

Gesamtbilanz: Wie zufrieden sind die Amerikaner mit Trump?

Geht es um das „Approval Rating“, also die Frage, wie Trump seinen Job als Präsident erfüllt, sieht ihn das Institut Rasmussen in der aktuellsten Umfrage vom 18. April bei 51 Prozent Zustimmung und 47 Prozent Ablehnung. 

Im Durchschnitt aller Erhebungen dieses Monats, die von www.realclearpolitics.com ausgewertet werden, liegt der Präsident allerdings mit 46,5 Prozent Zustimmung zu 50,7 Prozent Ablehnung im Minus. Verglichen mit einem Minuswert von 12,3 Prozentpunkten für Vorgänger Joe Biden zur gleichen Zeit im vorigen Jahr ist das wiederum ein eher akzeptables Resultat.

Gallup sieht Trump am Ende des ersten Vierteljahrs seiner zweiten Amtszeit bei einer durchschnittlichen Zustimmungsrate von 45 Prozent. Das ist zwar mehr als die 41 Prozent in seiner ersten Amtszeit, aber weniger als bei allen anderen nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA gewählten Präsidenten. 

Die durchschnittliche Zustimmungsrate im ersten Quartal aller zwischen 1952 und 2020 gewählten Präsidenten lag bei 60 Prozent. John F. Kennedy und Dwight Eisenhower kamen auf jeweils über 70 Prozent, während Jimmy Carter, Barack Obama und Ronald Reagan zwischen 60 und 69 Prozent erreichten. 

Trumps Hin und Her in der Zollpolitik sorgt für Skepsis

George W. Bush, George H.W. Bush, Joe Biden und Bill Clinton erzielten in diesem Zeitraum 55 bis 58 Prozent. „Trump ist der einzige Präsident, dessen durchschnittliche Zustimmungswerte im ersten Quartal seiner Amtszeit unter 50 Prozent lagen“, bilanziert Gallup.

Trump wurde gewählt, weil die Amerikaner angesichts steigender Treibstoff- und Lebensmittelpreise sowie einer Verteuerung von Mieten und Immobilien wirtschaftlichen Wandel wollten. Noch mehr fürchteten sie den Zustrom illegaler Migranten, darunter organisierte Kriminelle und Drogenhändler. 

Während Trump in diesem zweiten Punkt große Zustimmung für seine Politik findet, wächst die Skepsis, ob er mit seinem Hin und Her in der Zollpolitik wirklich das Leben der Amerikaner verbessern kann. 

Und bei DOGE werden die Wähler sehr genau beobachten, ob der Regierungsapparat wirklich effizienter wird oder irgendwann auch Behörden, auf die sie angewiesen sind, wegen Personalmangels nicht mehr den versprochenen Service erbringen.

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