Wer, wann, was? Trumps schonungsloses Protokoll seiner Ukraine-Politik im Überblick
Der Beginn – Trump: „Ich werde das in 24 Stunden schaffen“
10. Mai 2023: In einer Debatte beim US-Fernsehsender CNN sagt Trump: „Sie sterben, Russen und Ukrainer. Ich will, dass das Sterben aufhört. Und ich werde das hinkriegen. Ich werde das in 24 Stunden schaffen.“
11. September 2024: Immer wieder hat Trump in den vergangenen Wochen die immensen US-Hilfen für die Ukraine kritisiert und gestreut, dass amerikanische Volk wolle diese nicht mehr.
In einer Debatte mit der damaligen Vize-Präsidentin Kamala Harris sagt Trump nun: „Das ist ein Krieg, der unbedingt beendet werden muss. Und ich werde ihn beenden, bevor ich überhaupt Präsident bin. Wenn ich gewinne, wenn ich der gewählte Präsident bin, dann werde ich mit den einen sprechen und mit den anderen sprechen. Und ich werde sie zusammenbekommen.“
Selenskyj über Trump: „Weiß nicht, wie man den Krieg beendet“
22.-27. September 2024: In den USA tobt die heiße Phase des Wahlkampfs. Selenskyj, den die Demokraten lange kräftig unterstützt haben, zweifelt öffentlich an, dass Trump den Krieg beenden könne. „Mein Gefühl ist, dass Trump nicht weiß, wie man den Krieg beendet – selbst, wenn er das glaubt. Aber das haben schon viele Staatschefs geglaubt und es nicht geschafft.“
Trump entgegnet bei einer Veranstaltung, Selenskyj habe „kleine, böse Bemerkungen“ über ihn gemacht. Und fügt hinzu: „Jeder Deal, selbst der schlechteste, ist besser als das, was wir jetzt haben.”
Nur zwei Tage später treffen sich Trump und Selenskyj in New York. Selenskyj sagt, man habe „einen gemeinsamen Blick darauf, dass dieser Krieg gestoppt werden muss und dass Putin ihn nicht gewinnen kann“. Trump sagt bloß, er werde den Krieg „sehr schnell“ beenden.
6. November 2024: Trump schlägt Kamala Harris bei der US-Wahl. Selenskyj gehört zu den ersten Gratulanten. Er schreibt, er freue sich auf eine „starke“ USA mit einem „entschiedenen Anführer“ Trump.
20. Januar 2025: Trump wird als Präsident vereidigt. Schon einen Tag später unterschreibt er Dutzende Dekrete. Über den Ukraine-Krieg hört man von ihm nichts.

Trumps zweiter Tag: „Es ist an der Zeit, einen Deal zu machen“
22. Januar 2025: An Tag zwei seiner Präsidentschaft, einen Tag, nachdem er den Krieg beendet haben wollte, schreibt Trump auf seinem eigenen sozialen Netzwerk „Truth Social“: „Es ist an der Zeit, einen Deal zu machen.“ Und weiter: „Wir können es auf die leichte oder die harte Tour machen.“ Er schickt eine Warnung an Putin, dass es ohne eine Einigung womöglich neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland gebe.
23. Januar 2025: Trump sagt auf dem Weltwirtschaftsforum, dass Selenskyj „einen Deal machen will“, aber Putin „womöglich nicht“.
Der erste Wendepunkt: Trumps Telefonat mit Putin erwischt die Europäer kalt
12. Februar 2025: Trump erklärt, er habe mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über einen möglichen Waffenstillstand gesprochen. Es ist der erste offizielle Anruf bei Putin. Das Telefonat markiert einen Wendepunkt in der US-Außenpolitik. Trump bedient sich in der Folge immer wieder russischer Narrative.
Die Verbündeten der USA werden kalt erwischt. Am selben Abend telefoniert Trump auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Das Thema: ein Ende des Krieges in der Ukraine.
15. Februar 2025: Drei Tage später gibt das Weiße Haus bekannt, dass hochrangige Vertreter der US-Regierung nach Saudi-Arabien reisen werden. Sie wollen dort mit russischen Regierungsleuten verhandeln.
Die Ukraine und der Rest Europas sitzen nicht mit am Verhandlungstisch. Sie machen Trump deutlich, dass es keine Vereinbarung ohne die Ukraine geben könne. In Paris kommen europäische Staatschefs und Nato-Spitze zusammen.
Selenskyj schreibt aber auch, dass er die Zusammenarbeit mit Trumps Team begonnen habe. „Die Welt schaut auf zu Amerika“, so Selenskyj, „dem Land, das die Macht hat, den Krieg nicht nur zu beenden, sondern auch danach Frieden zu garantieren“. Sicherheitsgarantien stehen schon lange auf der Wunschliste der Ukrainer.

Eskalation 1: USA und Russland verhandeln, Trump wütet gegen Selenskyj
18. Februar 2025: Es ist Bewegung in der Sache. US-Außenminister Marco Rubio trifft sich mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Saudi-Arabien. Mit dabei auch: der Nationale Sicherheitsberater Michael Waltz und Trumps Sondergesandter Steve Witkoff. Sie werden beide noch eine wichtige Rolle spielen.
Auf russischer Seite sind neben Lawrow auch Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow und der Chef des staatlichen Anlagefonds Kirill Dmitrijew dabei. Dmitrijew, der enge Bande zu Putin hat, hat eine für diese Verhandlungen interessante Vita: Geboren im (damals sowjetischen) Kiew, studierte und arbeitete er später in den USA. Im Jahr 2000 ging er nach Russland zurück, arbeitete dort unter anderem für einen US-russischen Investmentfonds.
Rubio spricht nach den Gesprächen mit der Presse. „Alle Seiten“ müssten Zugeständnisse machen, damit der Krieg enden könne. „Heute war der erste Schritt auf einer langen und schwierigen Reise.“ Vom Kriegsende in 24 Stunden ist lange keine Rede mehr.
Mehr als 3000 Kilometer vom Verhandlungsort entfernt, sitzt Wolodymyr Selenskyj. Der ausgeschlossene Präsident sagt, er werde keinen Deal akzeptieren, der in Abwesenheit der Ukraine gemacht wurde. „Da werden Entscheidungen über die Ukraine gefällt – ohne die Ukraine“, so Selenskyj.
Trump gefällt das wiederum gar nicht. Während Rubio sagt, niemand werde ausgeschlossen, holt Trump zum großen Rundumschlag gegen Selenskyj aus. Er sei „enttäuscht“ von dessen Reaktion, so Trump. Der US-Präsident schiebt die Schuld für den Krieg der Ukraine zu und sagt, Selenskyj „hätte schon viel früher einen Deal machen können“.
Genauer sagt Trump auf die Frage, dass die Ukrainer sich womöglich betrogen fühlen könnten: „Ich höre, dass sie verärgert sind, weil sie keinen Platz am Tisch haben. Sie hatten ihren Platz für drei Jahre und lange davor auch. Sie hätten das alles sehr leicht beenden können. Sie hätten ‚es‘ niemals starten sollen. Sie hätten einen Deal machen sollen.“
Und weiter: „Ich hätte einen Deal für die Ukraine machen können. Dieser hätte ihnen fast alles Land gegeben, und niemand wäre gestorben und keine Stadt wäre zerstört worden.“ Es ist das erste Mal seit Amtsantritt, dass sich der Ton von Trump gegenüber der Ukraine derart verschärft.
Eskalation 2: Trump wütet weiter, nennt Selenskyj einen „Diktator ohne Wahlen“
19. Februar 2025: Trump stellt sich hin und feiert sich für die Gespräche in Riad: „Sie waren sehr gut. Russland will etwas machen. Sie wollen diese grausame Barbarei beenden.“ Und dann: „Ich denke, ich habe die Macht, diesen Krieg zu beenden.“
Trump fordert zudem Neuwahlen in der Ukraine. Er behauptet, dass Selenskyjs Zustimmungsraten nur noch bei „4 Prozent“ lägen. Dabei hatten vor kurzem in einer Umfrage noch 52 Prozent der Ukrainer Selenskyj ihr Vertrauen ausgesprochen.
Während Trump begrüßt, dass Europa im Fall einer Waffenruhe Truppen in die Ukraine entsenden könnte, lehnt er eine US-Beteiligung ab. Seine Begründung: „Wir sind sehr weit weg.“ Putins Außenminister Lawrow hingegen beharrt auf dem Standpunkt, die Einmischung fremder Truppen sei „absolut inakzeptabel“.
Selenskyj hingegen sagt, dass Trump in „russischer Desinformation“ gefangen sei. „Wir stehen auf unseren eigenen Füßen“, sagt Selenskyj. „Und wir zählen auf Europas Einigkeit und den Pragmatismus der USA.“
Nach Pragmatismus klingt Trump an diesem Mittwochabend nicht. Er nennt Selenskyj einen „Diktator ohne Wahlen“, der „einen schlechten Job“ gemacht habe. Der Präsident habe die USA dazu gebracht, ihn mit 350 Milliarden Dollar zu unterstützen, wovon die Hälfte mittlerweile verschwunden wäre.
Ähnlich wie zuvor stimmt auch diese Zahl nicht. Die US-Regierung beziffert die Ausgaben für die Ukraine selbst auf etwa 175 Milliarden Dollar. Davon wurde allerdings nicht mal die Hälfte wirklich an die Ukraine ausgezahlt. Auch andere Stellen schätzen die US-Hilfen auf einen Betrag zwischen 100 und 200 Milliarden Dollar. Es gibt zudem keinen Anhaltspunkt, dass Teile des Gelds verschwunden seien.
Das mit dem Diktator stimmt auch nicht. Aber: Tatsächlich hätte es turnusmäßig 2024 Wahlen in der Ukraine geben müssen. Wegen des Kriegsrechts wurden diese allerdings ausgesetzt. Selenskyj selbst betonte, es sei „nicht die Zeit für Wahlen“.

Die Woche vor dem Eklat: Buhlen um den Rohstoffdeal
23. Februar 2025: Selenskyj reagiert auf den Vorwurf, ein Diktator zu sein. Er sagt: „Wenn ich ein Diktator wäre, würde ich mich angegriffen fühlen. Aber ich nehme das so hin. Okay.“
25. Februar 2025: Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sagt, es gebe eine grundsätzliche Einigung über einen Rohstoffdeal mit den USA. Trump sagt, er erwarte Selenskyj im Laufe der Woche zur Unterzeichnung in Washington.
26. Februar 2025: Trump spricht über Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Er sagt, amerikanische Arbeiter, die in der Ukrainer Rohstoffe abbauen würden, seien quasi wie eine Sicherheitsgarantie.
Selenskyj sagt, der Erfolg des Deals, für den er die Rückendeckung seiner Regierung habe, hänge vom Treffen mit Trump in Washington ab.
27. Februar 2025: Ein Tag vor dem Treffen. Trump geht plötzlich wieder auf Schmusekurs mit Selenskyj. „Diktator? Habe ich das wirklich gesagt? Das kann ich mir nicht vorstellen. Nächste Frage.“ Selenskyj sei „sehr mutig“, so Trump. Der US-Präsident sagt ein „sehr gutes Meeting“ mit Selenskyj im Weißen Haus voraus.
Der große Eklat: Trump wirft Selenskyj aus dem Weißen Haus
28. Februar 2025: Der große Knall. Trump empfängt Selenskyj im Oval Office des Weißen Hauses. Der Rohstoffdeal zwischen beiden Ländern soll unterschrieben werden. Doch der Termin wird zum diplomatischen Eklat.
Nach etwa 40 Minuten attackieren Trump und sein Vize-Präsident JD Vance Selenskyj vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Sie werfen ihm mangelnde Dankbarkeit vor und beschuldigen ihn, keinen Frieden zu wollen. Ein Streit entsteht. Am Ende lässt er Selenskyj und seine Entourage rauswerfen. „Das ist großes Fernsehen“, sagt Trump. Der Deal platzt vorerst.

Selenskyj und seine Berater warten nach dem Eklat im Roosevelt Room des Weißen Hauses. Trumps Sicherheitsberater Waltz erscheint und fordert sie auf, zu gehen. Ein Selenskyj-Berater versucht, noch ein Treffen zu arrangieren, um die Wogen wieder zu glätten. Die Amerikaner lehnen ab.
Trump sagt später öffentlich, Selenskyj solle wiederkommen, „wenn er bereit für Frieden ist“. Trump fordert außerdem eine Entschuldigung von Selenskyj. Die verweigert der ukrainische Präsident in einem Interview mit „Fox News“ am selben Abend. Auf der Plattform X drückt Selenskyj seine Dankbarkeit für die amerikanischen Hilfen aus – und dankt gleichzeitig allen Staatslenkern, die sich an diesem Tag auf seine Seite schlagen.
Auch Trump meldet sich nochmal: „Es ist erstaunlich, was durch Emotionen herauskommt. Ich habe gezeigt, dass Präsident Selenskyj nicht für Frieden bereit ist, wenn die USA involviert sind. Denn Selenskyj denkt, er habe durch unsere Mitwirkung einen Vorteil. Aber ich will keinen Vorteil. Ich will FRIEDEN.“
Wichtig: Die Grundlage für einen trumpschen Frieden ist die Anerkennung des Status Quo. Die Ukraine würde dadurch viele Gebiete endgültig verlieren. Zudem herrscht Unklarheit über Sicherheitsgarantien für die Ukraine, die einen zukünftigen erneuten Einmarsch Russlands verhindern würden. Trumps Friedens-Deal ist damit näher an Putins Forderungen als an Selenskyjs Interessen.
Experten analysieren später, dass die US-Regierung den Eklat womöglich absichtlich herbeigeführt und Selenskyj in eine Falle gelockt hat. Der Gewinner des Tages ist für sie klar: Wladimir Putin.

Not-Gipfel in London – Trump stoppt US-Waffenhilfe
1. März 2025: Die Welt ist in heller Aufregung. Sondersendungen allerorten. Das Wochenende wird zum Krisengipfel. Selenskyj fliegt nach Europa. Die europäischen Anführer berufen einen Not-Gipfel in London ein.
2. März 2025: Selenskyj kommt nach London. Er erhält einen warmen Empfang von König Charles III. und Premierminister Keir Starmer. Der Briten-Boss und der französische Präsident Emmanuel Macron wollen eine „Koalition der Willigen“ bilden, um die Ukraine im Kampf gegen Russland zu unterstützen. Macron bringt dieser Tage außerdem ins Spiel, die Franzosen könnten einen Schutzschirm über Europa spannen, falls die USA als Schutzmacht ausfielen.
3. März 2025: Donald Trump tut alles, um Macrons Besorgnis zu befeuern. Er erklärt, alle Waffenhilfe für die Ukraine sofort einzustellen. Ein Trump-Berater sagt: „Der Präsident ist klar auf den Frieden fokussiert. Unsere Partner müssen das auch sein.“
Die ausbleibende Waffenhilfe schwächt zwar nicht unmittelbar die ukrainische Position auf dem Schlachtfeld – doch die langfristige Versorgung mit Waffen steht plötzlich in Frage. Trump hat damit den Druck auf Selenskyj noch einmal deutlich erhöht. Europa diskutiert derweil, wie es in die Bresche springen kann.
Trump macht Druck und streicht auch den Informationsaustausch mit der Ukraine
4. März 2025: Es sind wilde Tage. Selenskyj gibt ein Statement heraus. Das Treffen im Oval Office sei nicht wie geplant verlaufen. Doch die Ukraine wolle noch immer den Rohstoffdeal unterzeichnen. Er sei außerdem bereit, unter Trumps „starker Führung“ an einem lang anhaltenden Frieden zu arbeiten. Eine Entschuldigung – wie von Trump gefordert - gibt es weiterhin nicht.
5. März 2025: Trump erhöht weiter den Druck. Er gibt bekannt, dass die USA von nun an auch keine wichtigen Informationen mehr mit der Ukraine teilen. Dies hat nun unmittelbare Auswirkungen auf die Lage der ukrainischen Truppen im Kampf.
Später am Tag wird öffentlich, dass sich ukrainische und US-amerikanische Berater „in naher Zukunft“ treffen wollen. Trump will eine Waffenruhe.
Ukraine stimmt Waffenruhe zu – Russland lässt die Amerikaner abblitzen
11. März 2025: Kriegt Trump seine Waffenruhe? Die Ukraine stimmt grundsätzlich einem Vorschlag der USA zu. Die Amerikaner nehmen daraufhin die Waffenlieferungen und den Informationsaustausch wieder auf.
13. März 2025: Jetzt liegt es an den Russen. Zur Erinnerung: Trump war hier sehr optimistisch, hackte in den vergangenen Wochen auf Friedensmuffel Selenskyj rum, nicht auf Putin.
Der US-Sondergesandte Witkoff fliegt nach Moskau. Er informiert den Kreml über den Plan. Putin macht nicht mit. Er präsentiert eine Liste von Forderungen, die den US-Plan unmöglich machen. So will Putin, dass die Ukraine während der Waffenruhe jede Mobilisierung und jede Ausbildung von Truppen unterlässt. Außerdem dürfe kein Land mehr Waffen an die Ukraine liefern. Witkoff reist ohne Ergebnis wieder ab.
Aus Putins Sicht ist das Vorgehen nur allzu verständlich: Auf dem Schlachtfeld verzeichnet wenn überhaupt aktuell Russland Erfolge. Je länger gekämpft wird, desto besser Putins Verhandlungsposition. Je mehr Land er erobert, desto mehr kann er in einem Trump-Deal behalten.
Krieg an einem Tag beendet? Trump: „Ein klein bisschen sarkastisch“
14. März 2025: 54 Tage nach Amtsantritt ist klar: Trump hat den Krieg nicht an einem Tag beendet. In der TV-Show „Full Measure“ wird er danach gefragt. Trump sagt, er sei „ein klein bisschen sarkastisch“ gewesen, als er das versprochen habe. „Was ich wirklich meinte, war, dass ich den Krieg beenden kann. Und ich werde, ich denke, ich denke, ich werde erfolgreich sein.“ Trump spricht plötzlich von einem Zeithorizont von sechs Monaten.
Waffenruhe? Trump-Putin-Telefonat bringt Mini-Einigung
18. März 2025: Eine Woche ist vergangen, seitdem Selenskyj eine Bereitschaft zur Waffenruhe signalisiert hat. Trump ruft Putin an. Das Telefonat wird mit großem Brimborium angekündigt. Trump versucht Putin vom Waffenstillstand zu überzeugen. Der stimmt am Ende nur zu, für 30 Tage Abstand von Angriffen auf Energie- und Infrastrukturzielen in der Ukraine zu nehmen.
19. März 2025: Trump telefoniert mit Selenskyj. „Sehr gut“ sei das etwa einstündige Telefonat gewesen, so Trump. Auch Selenskyj erklärt sich bereit, für die kommenden 30 Tage keine Energie- oder Infrastrukturziele in Russland zu bombardieren.
21. März 2025: Trump sagt, er sei sehr optimistisch, dass der Krieg bald beendet werden könnte. „Wir kommen gut voran“, sagt er mit Blick auf neue Friedensgespräche in Saudi-Arabien.
Wladimir Putin zeigt eindrücklich, was er von einem Frieden hält. Wenige Stunden nach Trumps Aussagen, drei Tage nach ihrem Telefonat, lässt er eine Drohnen-Attacke auf die ukrainische Hafenstadt Odessa niederprasseln. Unter anderem wird ein Einkaufszentrum getroffen. Drei Menschen sterben.

Witkoff über Putin: „Er ist kein schlechter Kerl“
22. März 2025: Der US-Sondergesandte Steve Witkoff stimmt eine Lobeshymne auf Putin an. Es sei während der Verhandlungen eine Freundschaft zu Putin entstanden. Der russische Präsident sei „kein schlechter Kerl“. „Ich habe das Gefühl, er will Frieden“, sagt Witkoff. Ganz Europa wolle Putin ja auf keinen Fall. Und wie großzügig es von Putin gewesen sei, Witkoff zu empfangen.
Wie zuvor auch Trump übernimmt Witkoff dabei russische Narrative. So sagt er beispielsweise über die vier von Russland besetzten ukrainischen Regionen: „Sie sind russischsprachig. Es hat Referenden gegeben, in denen die überwältigende Mehrheit der Menschen angegeben hat, dass sie unter russischer Herrschaft stehen wollen.
Witkoff sagt, die vier Regionen seien bei den Verhandlungen der „Elefant im Raum“.

Russland lässt Deal nach dreitägigen Gesprächen wieder platzen
23.-25 März 2025: Es gibt neue Gespräche. Zunächst treffen sich Vertreter der USA und der Ukraine in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Einen Tag später kommen Russland und die USA zusammen – im selben Hotel.
Das Weiße Haus erklärt, es gebe eine Einigung über Angriffe im Schwarzen Meer. Selenskyj erklärt, die Ukraine sei bereit, dort keine Waffengewalt mehr einzusetzen. Russland hingegen erklärt, man sei nur bereit zu dem Deal, falls finanzielle Sanktionen gegen das Land aufgehoben würden. Die Einigung ist hinfällig.
Trump spricht in der Folge mit dem rechten TV-Sender Newsmax. Er sagt: „Ich denke, dass Russland ein Ende des Krieges will. Aber es könnte sein, dass sie es hinauszögern.“ Man schaue sich nun Russlands Bedingungen an.
26. März 2025: Die „Koalition der Willigen“ trifft sich in Paris. Vor dem Treffen sagt Selenskyj, er hoffe, dass die USA den Schwarzmeer-Deal sichern werden, ohne auf die neuen Bedingungen der Russen einzugehen.
Russlands Außenminister Lawrow kontert bei CNN, dass Selenskyj die neue Art der Beziehung zwischen den USA und Russland wohl noch nicht begriffen habe.
27. März 2025: Die „Koalition der Willigen“ besteht nun aus Großbritannien (Keir Starmer), Polen (Donald Tusk), Italien (Giorgia Meloni) und Frankreich (Emmanuel Macron). Auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte und der türkische Vizepräsident Cevdet Yilmaz sind mit von der Partie. Sie sind sich einig: Die Sanktionen gegen Russland bleiben.
Selenskyj spricht derweil über den Rohstoffdeal mit den Amis. Die Inhalte würden sich „ständig ändern“, so der ukrainische Präsident. Doch die Ukraine sei weiterhin für eine Einigung offen. Vier Wochen sind vergangen, seitdem der Deal über Seltene Erden im Oval Office hätte unterzeichnet werden sollen.
28. März 2025: Die Ukraine und Russland beschuldigen sich gegenseitig, die vereinbarte Waffenruhe (Energie und Infrastruktur) zu brechen.
Donald Trump ist „stinksauer“ auf Putin
30. März 2025: Donald Trump trifft auf die Realität. Der finnische Präsident Alexander Stubb enthüllt nach einer Golfrunde mit seinem US-Amtskollegen, dass Trump die Geduld mit Putin und dessen Hinhaltetaktik verliere.
Und Trump – der immer wieder betonte, wie fantastisch er mit Putin vorankomme - untermauert dies selbst. Er ruft spontan beim TV-Sender NBC News an und droht damit, zusätzliche Zölle gegen Russland zu verhängen, falls das Land in den Friedensverhandlungen nicht kooperiere. Trump sagt, er sei „pissed of“ von Putin. Man kann das mit „angepisst“ übersetzen, mit „stinksauer“, mit „verärgert“. In jedem Fall ist es nichts Gutes.
Stubbe sagt nach seiner Golfrunde mit Trump auch, dass die USA die Russen womöglich langsam als das sehen, was sie wirklich sind. Und weiter: „In anderen Worten: Die generelle Waffenruhe wurde von den USA gebilligt, von der Ukraine und von Europa. Nur von Russland nicht. Die aktuelle Teil-Waffenruhe wurde von Russland gebrochen. Der US-Präsident verliert die Geduld.“
Stubb hatte sich vor seinem Besuch bei Trump auch mit Selenskyj getroffen. Er bringt eine Deadline ins Spiel: den 20. April. Bis dahin solle sich Russland auf einen vollständigen Waffenstillstand festlegen. Er sagt, der Dritte im Bunde der Golfrunde, der republikanische Senator Lindsey Graham, arbeite im US-Senat bereits an „knochenbrechenden“ Sanktionen gegen Russland, falls Putin die Waffenruhe nicht bedingungslos akzeptiere.
3. April 2025: Vier (!) Tage, nachdem Trump sagte, er sei stinksauer auf Putin und mit neuen Zöllen gegen Russland drohte, überzieht Trump die ganze Welt mit horrenden Zöllen. Ausgenommen davon: Russland.
4. April 2025: Die USA sind aber trotzdem noch sauer auf Putin. Außenminister Rubio sagt bei einem Nato-Treffen, dass Russland "den teilweisen Waffenstillstand mehrfach in den vergangenen Wochen gebrochen hat". Die kommenden Wochen würden nun zeigen, ob Russland ernsthaftes Interesse an Frieden habe oder nur auf Zeit spiele. Klartext von Rubio: „Präsident Trump wird nicht ewig verhandeln.“

"Bombardieren wie verrückt": Trump ist nicht glücklich
6. April: Wolodymyr Selenskyj meldet sich auf X. "Jeder unserer Partner - die Vereinigten Staaten, Europa, die ganze Welt - hat gesehen, dass Russland den Krieg und das Töten fortsetzen will. Deshalb darf der Druck nicht gelockert werden." Die jüngsten Luftangriffe seien "Putins Antwort auf alle internationalen diplomatischen Bemühungen".
7. April: Trump kritisiert die vielen Angriffe Russlands auf die Ukraine mit scharfen Worten. Er sei nicht glücklich über das, was zurzeit passiere: "Denn sie bombardieren im Moment wie verrückt", so Trump in seinem Büro im Weißen Haus zu Reportern.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagt, Moskau sei weiter an Verhandlungen interessiert. Es gebe dafür aber keinen neuen Termin. Gleichzeitig leidet Russland unter Trumps Zöllen. Die Ölpreise brechen ein. Damit schrumpft womöglich auch Putins Kriegskasse.
Treffen in Istanbul - doch es geht gar nicht um die Ukraine
10. April: Es herrscht weiter Stillstand. US-amerikanische und russische Vertreter treffen sich in Istanbul. Thema ist aber nicht etwa die Ukraine. Stattdessen wird laut US-Außenministerium darüber beraten, wie US-Diplomaten wieder schneller Zugang zur US-Botschaft in Moskau bekommen können. Das US-amerikanische "Institute for the Study of War" sieht darin einen weiteren Bestandteil der Hinhaltetaktik der Russen.
11. April: Trumps Sondergesandter Witkoff reist nach Moskau zu Putin. Und kehrt mit russischem Narrativ zurück. Eine Waffenruhe in der Ukraine hänge von einer Einigung über die "sogenannten fünf Territorien" Donezk, Luhansk, Saporischschja, Cherson und die Halbinsel Krim ab. Russland will als Gegenleistung für eine Waffenruhe die Gebiete kontrollieren, die Ukraine lehnt das ab.
Selenskyj reagiert schnell, spricht Witkoff das "Mandat" ab, "um über ukrainische Territorien zu diskutieren".
14. April: Der salvadorianische Präsident Nayib Bukele ist zu Gast im Weißen Haus. Kurz davor schreibt Trump über seine eigene Plattform "Truth Social": "Präsident Selenskyj und der korrupte Joe Biden haben einen absolut schrecklichen Job gemacht, als sie zuließen, dass diese Farce begann." Vor Journalisten sagt Trump dann aber: Putin hat den Krieg begonnen. Selenskyj und sein Vorgänger Biden tragen aber auch erhebliche Mitschuld. "Alle sind schuld", sagt Trump.
Nach dem Besuch ist es für den US-Präsidenten dann wieder Selenskyj, der den Krieg begonnen hat. Man fange "keinen Krieg gegen jemanden an, der 20 Mal so groß ist wie man selbst und hofft dann, dass dir jemand ein paar Raketen gibt". Selenskyj sei immer auf der Suche nach Raketen.
Das erste Mal sitzen auch Europäer am Tisch - und dann droht Rubio
17. - 18. April: Erstmals seit dem Amtsantritt Trump sitzen auch Europäer mit am Verhandlungstisch. In Paris treffen sich Witkoff und US-Außenminister Rubio mit Vertretern Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der Ukraine. Frankreichs Präsident Macron spricht im Anschluss von einem "exzellenten Austausch".
Der Kreml reagiert, wie man es erwarten durfte: "Leider bemerken wir bei den Europäern den Willen, den Krieg fortsetzen zu wollen", lässt Sprecher Peskow verlauten. Kurz darauf folgt allerdings ein für Russland positives Signal. Rubio berichtet Lawrow von "ermutigenden Gesprächen".
Nur um dann am nächsten Tag mit einem schnellen Ende der Friedensbemühungen zu drohen. Der Empfänger der Botschaft ist klar: Putin. „Wir werden dieses Unterfangen nicht wochen- oder monatelang fortsetzen. Deshalb müssen wir jetzt sehr schnell – und ich spreche von einer Frage von Tagen – feststellen, ob dies in den nächsten Wochen machbar ist oder nicht", sagt Rubio in Paris. "Wenn ja, sind wir dabei. Wenn nicht, müssen wir uns auch auf andere Prioritäten konzentrieren.“