Ukraine-Unterstützer wollen Pläne für Zeit nach Waffenstillstand geheim halten

Pistorius: Keine Beschwerden über deutsche Waffen in der Ukraine bekannt

10.33 Uhr: Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat sich angesichts von Medienberichten über Probleme mit deutschen Waffen in der Ukraine überrascht gezeigt. "Die Berichte habe ich mit Erstaunen zur Kenntnis genommen", sagte Pistorius in Brüssel. Er sei in "regelmäßigem Austausch mit unseren ukrainischen Partnern und Meldungen wie diese oder Beschwerden über unser Material sind mir nicht bekannt geworden", fügte er hinzu.

NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" hatten am Donnerstag über ein internes Bundeswehrpapier berichtet, demzufolge die ukrainische Armee große Probleme mit deutschem Kriegsgerät habe. "Uneingeschränkt kriegstauglich ist kaum ein deutsches Großgerät", wurde dabei ein deutscher Militärattaché in Kiew zitiert. So bestünden Problemen mit der deutschen Panzerhaubitze 2000, anderes Gerät sei aufwendig in der Reparatur oder es fehle an Munition, wie etwa beim Luftverteidigungssystem Iris-T.

Pistorius räumte ein, es könne  immer "ein einzelnes Gerät ausfallen oder nach drei Jahren Kampfeinsatz nicht mehr die Funktionalität aufweisen". Er wolle die Berichte "nicht bewerten", werde darüber aber mit seinem ukrainischen Kollegen Rustem Umerow "aber ganz sicher reden". 

Deutschland stellt Ukraine großes Waffen-Paket in Aussicht

09.49 Uhr: Deutschland will der von Russland angegriffenen Ukraine mehr als 1100 Radarsysteme zur Bodenüberwachung sowie weitere Flugabwehrraketensysteme vom Typ IRIS-T liefern. Dies sei Teil von mittel- und langfristigen Planungen, erklärte der geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei einem Treffen zur Koordinierung weiterer Militärhilfen für die Ukraine in Brüssel.

Kurzfristig werden nach Angaben von Pistorius in diesem Jahr vier weitere Iris-T-Systeme plus 300 Lenkflugkörper und 100 Bodenüberwachungsradare geliefert. Hinzu kommen weitere 100.000 Schuss Artilleriemunition, 300 Aufklärungsdrohnen, 25 Marder-Schützenpanzer, 15 Kampfpanzer vom Typ Leopard 1A5 sowie 120 bodengebundene Luftverteidigungssysteme vom Typ Manpads und 14 Artilleriesysteme. Bereits in den vergangenen Tagen wurden zudem aus eigenen Beständen 30 weitere Patriot-Lenkflugkörper an die Ukraine geliefert.

Eklatante Schwächen: Viele deutsche Waffensysteme für Kriegseinsatz kaum geeignet

Freitag, 11. April, 9.27 Uhr: Im Ukraine-Krieg werden deutsche Waffensysteme einem Härtetest unterzogen. Ein internes Bundeswehrpapier, das dem „Spiegel“ vorliegt, zeigt eklatante Schwächen auf. So ist die Panzerhaubitze 2000 hochgradig anfällig. Der stellvertretende Militärattaché berichtete über die durchwachsene Performance der Waffen vor Bundeswehr-Nachwuchsoffizieren.

Brisant: Aus dem Bericht geht hervor, dass ukrainische Truppen vermehrt Probleme mit deutschen Waffen haben.

Laut „Spiegel“ sind viele deutsche Waffensysteme für den Kriegseinsatz kaum geeignet. Der Leopard 1A5 wird aufgrund schwacher Panzerung oft nur als Behelfsartillerie genutzt. Der Leopard 2A6 zeigt einen hohen Instandsetzungsaufwande. Auch die Flugabwehrsysteme IRIS-T und Patriot sind betroffen. Der „Spiegel“ zitiert das Protokoll mit den Worten: „Uneingeschränkt kriegstauglich ist kaum ein deutsches Großgerät.“

Besonders betroffen ist das Patriot-System, dessen Trägerfahrzeuge zu alt sind. Auch der Sprecher des Verteidigungsministeriums verweist laut „Spiegel“ auf regelmäßigen Austausch mit den Ukrainern. Einzig der Flugabwehrpanzer Gepard erhält Lob als „beliebtestes, effizientestes und zuverlässigstes Waffensystem“ aus deutscher Lieferung.

Ukraine wirft Russland Tötung von Kriegsgefangenen vor

23.44 Uhr: Die Ukraine wirft dem russischen Militär die Erschießung von vier weiteren ukrainischen Soldaten nach ihrer Gefangennahme vor. Ein von einer Drohne aufgenommenes Video dokumentiere dieses Kriegsverbrechen, schrieb der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez bei Telegram. Auf den Bildern ist zu sehen, wie Soldaten mit erhobenen Händen aus einem zerstörten Haus kommen und sich auf Befehl ihrer Gegner ins Gras legen. Anschließend schießen diese auf die am Boden Liegenden - erst in den Rücken und dann in den Kopf. 

"Nach vorläufigen Informationen geschah dies am 13. März in der Nähe des Dorfes Pjatichatky", schrieb Lubinez. Er werde den Fall dem Internationalen Roten Kreuz und den Vereinten Nationen übermitteln, damit sie die Straftat erfassen. Solche Hinrichtungen seien kein Einzelfall, sondern systematische Politik der Russischen Föderation, die auf höchster Ebene gefördert werde, klagte er. Mehrere unabhängige Experten haben das Video als authentisch eingestuft.

Prinz Harry besucht überraschend die Ukraine

20.22 Uhr: Wichtiges Zeichen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: der britische Prinz Harry (40) ist am Donnerstag für einen unangekündigten Besuch in die Ukraine gereist. Der zweite Sohn von König Charles traf sich zunächst mit Kriegsopfer in einem Rehabilitationszentrum in der westukrainischen Stadt Lwiw. Harry, der selbst viele Jahre in der britischen Armee diente, kam auch zu einem Austausch mit der Veteranenministerin der Ukraine, Natalia Kalmykowa, zusammen. 

Prinz Harry traf sich in Lwiw mit Kriegsopfern.
Prinz Harry traf sich in Lwiw mit Kriegsopfern. Yana Stukach/Superhumans Center/AP/dpa

19.42 Uhr: Die "Koalition der Willigen" will ihre konkreten Planungen für eine Unterstützung der Ukraine nach einem möglichen Waffenstillstand mit Russland bis auf weiteres geheim halten. Die Pläne zu enthüllen und sie öffentlich zu diskutieren, würde nur den russischen Präsidenten Wladimir Putin schlauer machen, sagte der britische Verteidigungsminister John Healey am Abend im Nato-Hauptquartier in Brüssel. Dort war die von Frankreich und Großbritannien geführte Gruppe zuvor erstmals auf Ebene der Verteidigungsminister zusammengekommen.

Zugleich betonte Healey, dass die Planungen sehr konkret seien. In den vergangenen Wochen hätten sich daran 200 militärische Planer aus 30 Nationen beteiligt.

Auf Fragen nach Details wiederholte der britische Minister lediglich frühere Äußerungen. Demnach geht es darum, wie der ukrainische Luftraum und die Seewege im Fall eines Waffenstillstandes gesichert werden könnten. Zudem will die Koalition einen möglichen Frieden an Land und die ukrainischen Streitkräfte "unterstützen". Die Pläne sollen es der Ukraine ermöglichen, sich ohne große Befürchtungen vor einem erneuten russischen Angriff auf einen Waffenstillstand einzulassen.

Ukraine hat Fährbetrieb nach Georgien über das Schwarze Meer wieder aufgenommen

13.25 Uhr: Trotz des laufenden Abwehrkampfes gegen Russland haben ukrainische Eisenbahnfähren erstmals seit Kriegsbeginn wieder einen georgischen Hafen angelaufen. "Es wurden zwei Fahrten am 18. und 26. März aus dem Hafen Tschornomorsk in den Hafen Batumi ausgeführt2, sagte der Logistikchef der staatlichen ukrainischen Eisenbahnen, Tymofij Murachowskyj, gemäß einer Meldung von Interfax-Ukraine. In der kommenden Woche sei eine dritte Fahrt geplant. Die ersten beiden Passagen seien unter kompletter Geheimhaltung erfolgt. Die Fährverbindungen nach Georgien waren nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 eingestellt worden.

Im vergangenen Sommer war eine Wiederaufnahme bereits angekündigt, aber nicht realisiert worden. Ziel ist es, einen Teil chinesischer Waren unter Umgehung Russlands über die Ukraine nach Europa zu bringen - durch Kasachstan, das Kaspische Meer, Aserbaidschan und Georgien.

Die Ukraine hat den Fährbetrieb über das Schwarze Meer nach Georgien wieder aufgenommen.
Die Ukraine hat den Fährbetrieb über das Schwarze Meer nach Georgien wieder aufgenommen. (Archivbild) Volodimyr Trofimov/Getty Images

Mindestens 13 Verletzte bei russischen Drohnenangriffen auf die Ukraine

12.34 Uhr: Bei neuen russischen Drohnenangriffen gegen die Ukraine sind laut Behörden in dem Land mindestens 13 Menschen verletzt worden. In der Hauptstadt Kiew sprach Bürgermeister Vitali Klitschko von drei Verletzten. Die Behörden der Millionenmetropole meldeten auch, dass ein Lager in Brand geraten sei durch Trümmer abgeschossener Drohnen. In der südukrainischen Stadt Mykolajiw trugen nach offiziellen Angaben zehn Menschen Verletzungen davon. Dort stürzten demnach Drohnenteile auf Wohnhäuser.

Nach nicht überprüfbaren Angaben der ukrainischen Flugabwehr setzte das russische Militär in der Nacht insgesamt 145 Drohnen gegen sechs Regionen des Landes ein. 85 Flugobjekte seien abgeschossen worden, 49 weitere ohne Sprengsätze seien ohne Folgen wieder vom Radar verschwunden, hieß es.