Schee war‘s: Auftakt zu den Rosserer-Feiertagen im Oberland
Gelungen war er, der Auftakt zu den Leonhardifahrten im Oberland. In Reichersdorf kamen die Rosserer zusammen, und der Wettergott hatte ein Einsehen mit den Wallfahrern. Es blieb die ganze Zeremonie lang trocken.
Einen prüfenden Blick haben gestern Früh wohl viele der Rosserer, die sich für die Leonhardifahrt in Reichersdorf bereit machten, in den Himmel geworfen. Trocken war es zwar, aber es zogen dicke, graue Regenwolken gen Osten, die sich bald an der Bergen aufstauten. Klar war schon mal, dass man sich warm anziehen sollte, und das haben die Teilnehmer und Besucher auch getan. Am Ende meinte es Petrus aber doch gut mit den Reichersdorfer Leonhardifahrern. Zweimal zogen die Kutschen und Reiter durch den Ort, bevor sie sich auf der Berchtoldwiese zum Gottesdienst aufstellten – und es fiel kein einziger Tropfen.

Die Rösser und teils historischen Wagen waren einmal mehr eine Augenweide. Mehr als 20 Vierspänner, vor den meisten stattliche Kaltblüter angeschirrt, einige Zweispänner und rund 60 Reiter mit Pferden verschiedener Rassen zogen in der Prozession zu Ehren des Heiligen Leonhard mit, um sich beim dritten Umzug durch das Dorf nach dem Gottesdienst den Segen geben zu lassen. In einer der Ehrenkutschen hatten die Ersten und Zweiten Bürgermeister der Gemeinden Irschenberg, Weyarn, Warngau und Schliersee sowie der Stadt Miesbach Platz genommen, in einer anderen fuhren Landtagspräsidentin Ilse Aigner und der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan mit.

Das Dorf präsentierte sich erneut von seiner schönsten Seite, mit blumengeschmückten Balkonen und Fenstern und aufgeräumten Vorplätzen mit Hausbänken. Beim Wirtshaus Rank saßen die Gäste beim Frühschoppen, weiter die Straße hinauf gab‘s Würstl und Getränke zu kaufen. Die Besucher wissen dieses Angebot immer zu schätzen, vielleicht auch deshalb waren wieder viele Menschen gekommen, säumten die Straße und hielten die Bilder zur eigenen Erinnerung mit Handyfotos und -filmen fest.

Zur Messe auf der Berchtoldwiese blies den Gläubigen der Wind um die Ohren, aber er war zumindest nicht allzu kalt. Die Pferde bekamen trotzdem Decken aufgelegt, einige Trachtler und Rosserer, die seit Stunden auf den Beinen waren, gönnten sich eine kleine Brotzeit. Pater Sebastian vom Deutschen Orden in Weyarn griff in seiner Predigt den Spruch auf: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich einkehrt.“ Er stellte zur Frage, ob zuviel von uns verlangt werde: „Ist der Glaubensweg eine rigorose Überforderung des Menschen?“ Die Antwort sei aber, nicht zuerst auf seine begrenzten Möglichkeiten zu schauen. Jesus lade ein, auf ihn, der sich sein Leben lang der Armen und Ausgestoßenen angenommen habe, und auf Gottes Hilfe zu vertrauen. Den Menschen, die unter einem Krieg leiden oder in der Ferne eine Zuflucht suchen, den Landwirten und Betriebsinhabern galten unter anderem die Fürbitten.

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Nach dem dritten Umritt brachen die Rosserer in alle Himmelsrichtungen auf zum Stall oder den Hängern, die auf den Wiesen außerhalb abgestellt waren. Reichersdorf war wieder einmal ein gelungener Auftakt für die Leohardifahrten im Oberland, der auch den Wert des Ehrenamts zeigte. Feuerwehr, Trachtler und BRK waren engagiert, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Viele, die gestern dabei waren, werden wohl auch bei den weiteren Prozessionen teilnehmen. Die nächste Leonhardifahrt ist am 27. Oktober in Warngau, dann folgen Schliersee-Fischhausen (3. November) und an Leonhardi (6. November) selbst Kreuth sowie Hundham (9. November). Den Abschluss bildet einmal mehr der Leonhardiritt in Festenbach (10. November).
