Vorfall in elf Kilometer Höhe: „Dutch Roll“ bringt Flugzeug mit 175 Passagieren in Gefahr

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Eine Boeing 737 Max 8 steht erneut im Zentrum eines Zwischenfalls. Bereits vor fünf Monaten kam es zu einem Notfall. Nun war eine Maschine von Southwest betroffen.

Oakland – Passagierflugzeuge sind dafür bekannt, sichere Verkehrsmittel zu sein. Besonders moderne Sicherheitssysteme lassen annehmen, nichts könne schiefgehen. Beim Typ Max 8 von Boeing kam es jedoch immer wieder Problemen.

Panik während des Flugs in elf Kilometern Höhe

Wie die Federal Aviation Agency (FAA) kürzlich mitteilte, startete der Southwest Airlines Flug am 25. Mai 2024 vom Flughafen Phoenix, Arizona nach Oakland in Kalifornien. An Bord befanden sich 175 Passagiere. Eine Stunde nach dem Start der Boeing 737 Max 8 vom Flughafen Phoenix passierte es: Das Flugzeug begann plötzlich heftig zu schwanken. Dabei gierte das Heck hin und her. Die Piloten reagierten schnell und konnten die Maschine nach einiger Zeit stabilisieren, sodass sie etwa eine Stunde später sicher in Oakland landete. Wie das Portal airliners.de berichtet, wurde glücklicherweise niemand verletzt. Bei einem anderen Vorfall riss im Flug ein Teil des Triebwerkes ab.

Boeing 737-9 Max
Nach dem Beinahe-Unglück bei einer Boeing 737-9 MAX tritt die Führungsriege des US-Flugzeugbauers zum Ende des Jahres ab. © Ted S. Warren/AP/dpa

Problem bei Boeing – Pannen-Serie bei Flugzeug-Hersteller

Nach der sicheren Landung stellten Techniker einen starken Schaden an der Boeing 737 MAX 8 fest. Insbesondere die Standby Rudder PCU, eine Power Control Unit des Seitenruders, war beschädigt worden. Dies ist ein kritisches Bauteil, das für die Steuerung des Seitenruders und somit für die Flugstabilität verantwortlich ist.

Eine für Boeing kritische Vergangenheit dieses Bauteils – durch fehlerhafte PCU stürzten zwischen 1991 und 1994 zwei Boeing 737 ab, schreibt aerotime. Insgesamt starben 157 Menschen. Auch der Typ Max 8 hatte seit 2018 bereits zwei Abstürze mit Todesfolge zu beklagen. Grund war hier das MCAS (kurz für „Maneuvering Characteristics Augmentation System“), ein Sicherheitssystem, was das Flugzeug eigentlich vor Strömungsabrissen bewahren soll, aber in beiden Fällen die Nase des Flugzeugs aggressiv nach vorne gedrückt hatte, ohne dass den Piloten eine aktive (intern aber nur bei Ingenieuren bekannte) Gegenmaßnahme zur Verfügung stand.

Weitere Untersuchungen nach Turbulenzen wegen „Dutch Roll“ in der Luft

Die FAA klassifizierte den Vorfall vom 25. Mai mit der Maschine als „Unfall“. Das beschädigte Flugzeug, registriert unter der Kennung N8825Q, verblieb zunächst in Oakland und wurde erst am 6. Juni unter einer Sonderflugnummer zur Reparatur nach Everett, bei Seattle im US-Bundesstaat Washington, zum Hersteller Boeing überführt.

Laut dem Boeing-Autor Mick Boroughs verhält es sich bei der „Dutch Roll“ wie bei „Schlittschuhläufern, die die Außenkante ihrer Schlittschuhe benutzen, um sich über das Eis zu bewegen, indem sie von einer Seite zur anderen wippen und Sie bewegen sich nach links, dann nach rechts und wieder zurück“. In einer Mitteilung erklärt er, dass Flugzeuge ähnlich seitlich gerichtete Bewegungen machen wie holländische Schlittschuhläufer auf einer gefrorenen Gracht in Amsterdam, daher auch der Name.

Aufflammende Diskussion nach Landung des Flugzeugs und Kontroverse

Bereits im Vorfeld der Vorfälle beschuldigten ehemalige Ingenieure von Boeing den Konzern, beim Auslassen wichtiger Tests Geld gespart zu haben und somit die Sicherheit von vielen Passagieren massiv zu gefährden. Unklar bleibt, inwiefern das Unternehmen etwas mit dem Tod von Whistleblower und ehemaligen Ingenieur John „Mitch” Barnett zu tun haben könnte.

Die Vermutung kommt mit einer öffentlichen Aussage von Barnetts Freundin Jennifer daher, die kurz nach seinem Tod aussagte, „es sei kein Suizid gewesen“ und dass „das Unternehmen es so aussehen lassen habe“, wie sie in einem Interview bei abc4news aussagt. Barnett wurde am 9. März 2024 in seinem Truck in Charleston, South Carolina, tot aufgefunden. Laut örtlicher Polizei handle es sich um einen Suizid, doch Kritiker und Unterstützer zweifeln an dieser Aussage. Boeing bestreitet die schweren Vorwürfe und teilte öffentliches Beileid mit.

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