Zum Weltfrauentag: Wie aus mehreren Turnerinnen der Frauenverein Endlhausen entstand
Die Gemeinschaft steht im Frauenverein Endlhausen seit jeher über allem. Den Weltfrauentag am 8. März nahm unsere Zeitung zum Anlass, um sich die Geschichte der Vereinigung genauer anzuschauen.
Egling – Sich zur Gymnastik zu treffen, sich gegenseitig zur Fitness anzuspornen: Aus diesem Anlass gründeten mehrere Frauen 1968 in Endlhausen einen Turnverein. Doch die Vereinigung wurde rasch viel mehr als das. Fernab von Sportmatten entstanden Freundschaften, lebenslange Verbindungen, geprägt von zahlreichen gemeinsamen Unternehmungen.
Frauenverein Endlhausen: Marianne Remy leitet Vereinigung seit 49 Jahren im Alleingang
2008 nannte sich die Gruppe in Frauenverein um. Den Weltfrauentag an diesem 8. März nahm unsere Zeitung zum Anlass, um sich die Geschichte des Vereins genauer anzuschauen. Einiges darüber berichten kann Marianne Remy. Seit 49 Jahren leitet die 85-Jährige die Vereinigung im Alleingang.

Den Anstoß zu allem gab in den 1960er Jahren der damalige Endlhauser Bürgermeister Valentin Gröbmair: Er fragte Anita Linke, ob sie sich vorstellen könne, mit den Frauen im Dorf Gymnastik zu machen. Linke sagte zu – 1968 entstand der Turnverein.
Zwei Jahre später zog Marianne Remy in das Dorf. „Bei einem hiesigen Bauern holte ich immer frische Milch“, erzählt die gebürtige Münchnerin. „Da sprach mich die Bäuerin an, ob ich Lust hätte, beim Turnen mitzumachen.“ Remy fackelte nicht lange. „In München hab ich ja auch Skigymnastik gemacht.“
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Einen großen Umbruch gab es 1975: Gymnastikleiterin Linke zog fort. Remy sprang ein. „Davor hatte man mir bereits die Vereinskasse aufs Auge gedrückt, jetzt übernahm ich noch den Rest“ – sprich, die Rolle der Vorsitzenden und Schriftführerin. Seitdem steckt Marianne Remy viel Herzblut in „ihren“ Verein: Sie verfasste kleine „Brieferl“ mit aktuellen Infos, verteilte diese im Anschluss an alle Mitglieder. Heute tippt sie die Schreiben am Computer ab, „ beim Ausdrucken muss mir mein Sohn aber helfen“, gesteht sie.
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Frauenverein Endlhausen: Bis heute halten sich Mitglieder mit Gymnastik fit
Zum 40-jährigen Jubiläum erstellte Remy eine Chronik, zum 50-Jährigen befüllte sie vier Fotoalben. „Nächtelang bin ich da drangesessen.“ Ein Blick in die prall gefüllten Alben zeigt: Jedes Bild ist sorgfältig beschriftet, dazwischen kleben ausführliche Berichte über die Veranstaltungen. Wie viele Stunden sie dem Verein geopfert hat? Remy fasst sich an den Kopf. „Mei, damit fang’ ich erst gar nicht an“, sagt sie und lacht.

Abgesehen davon, organisierte die Endlhauserin unzählige Ausflüge. Bis heute halten sich die verbliebenen 16 Mitglieder zwar einmal die Woche mit Gymnastik fit. Allerdings nur von Oktober bis April. Es dauerte nicht lange, da nutzten die Damen die Sommerpause für weitere Unternehmungen.
Mal brach die Truppe zu einem Ausflug in den Bayerischen Wald auf, ein anderes Mal ging es nach Augsburg, München oder an den Ammersee. „Unser weitestes Ziel war Berlin, da empfing uns sogar Ilse Aigner“, berichtet die 85-Jährige stolz. „Das war alles so viel mehr als nur Turnen.“
Einen solchen Frauenverein wie uns kenne ich in der Region keinen zweiten.
Nach langem Hin und Her nannte sich der Turnverein 2008 in Frauenverein um. „Uns ging es in erster Linie stets um die Gemeinschaft“, sagt die Endlhauserin. Stolz fügt sie hinzu: „Einen solchen Frauenverein wie uns kenne ich in der Region keinen zweiten.“ Interessierte Männer haben sich beim Verein bisher nicht gemeldet.
Frauenverein Endlhausen: Männer dürfen inzwischen auf Wanderungen mitkommen
„Bei uns sind die im Schützenverein oder bei der Feuerwehr, die brauchen keine Gymnastikgruppe“, erklärt Remy. Aber würde der Verein Herren aufnehmen? Der Frage weicht die Vorsitzende geschickt aus: „Inzwischen dürfen Männer mit auf unsere Wanderungen.“

Der Altersdurchschnitt der 16 Mitglieder liegt bei 75,4. „Deshalb laufen wir nur noch in der Umgebung.“ Zusätzlich findet jeden Monat ein Stammtisch statt. Zu Hochzeiten bestand der Frauenverein aus 36 Mitgliedern. Nun fehlt es der Truppe an Nachwuchs. „Natürlich gibt es junge Frauen im Ort. Aber die haben kein Interesse an solchen Vereinen. Die verständigen sich lieber per WhatsApp“, sagt Remy.
Einen Moment lang huscht ein Schatten über ihr sonst fröhliches Gesicht: „Irgendwann wird unser Verein leider aussterben.“ 2025 führt sie ihre Ämter seit 50 Jahren aus. So lange sie kann, möchte Marianne Remy weitermachen. „Irgendwer muss den Haufen ja zusammenhalten“, sagt sie und grinst. kof
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