Als beim Peitinger Bürgerfest das Bier ausging: Mitbegründer Hans Keppeler blickt auf Anfänge zurück
Es ist das 35. Bürgerfest, das derzeit in Peiting über die Bühne geht. Inzwischen längst eine Institution, waren die Anfänge des Fests im Jahr 1987 noch eher holprig und nass. Ein Blick zurück mit dem damaligen Mitbegründer Hans Keppeler.
Peiting– Geboren wird das Peitinger Bürgerfest an einem Abend im Frühjahr des Jahres 1987 in Keppelers Kegelbahn in Peiting. Dort sitzen Fridemar Bartling, damals ECP-Vorsitzender, Herbert Lück von den Königstreuen und Wirt Hans Keppeler an einem Tisch und sinnieren von einem eigenen Fest für Peiting. „Die Schongauer hatten ja auch immer ihr Stadtfest“, so Keppeler. Beim damaligen Bürgermeister Klement Sesar rennt das Trio offene Türen ein, „der war hellauf begeistert“.
Gesagt getan. Im Juli des selben Jahres wird auf dem alten Peitinger Hauptplatz gefeiert werden. Oder besser: soll. Die Premiere ist mehr als nur nass: Drei Tage lang schüttet es wie aus Eimern. Im Keppeler-Biergarten wird ein Fallschirm gespannt, dort, wo heute der große blaue Sonnenschirm steht. Die damalige Kult-Band „Black Diamonds“ tritt und gibt nach einer halben Stunde dann auch auf. Es ist einfach grauslig, dieses Wetter. „Jetzt haben wir aber schon einen Container mit 50 Hektolitern Bier dagehabt. Aus lauter Frust haben dann die Helfer im Keppeler-Biergarten selber 150 Liter getrunken.“
Ein Jahr später, 1988, wird der Hauptplatz neu gestaltet. Pünktlich zur 550-Jahr-Feier zur Erhebung des Ortes zum Markt. Vier Tage lang macht die Gemeinde Programm. Dann gibt es einen neuerlichen Anlauf fürs Bürgerfest, denn das wollen sich die Peitinger nicht nehmen lassen. Eine Woche lang soll es diesmal dauern. Mit im Boot sind ab diesem Jahr auch die Freestyler, die bereits damals ihre Cocktailbar betreiben. Und was soll man sagen? Es klappt, das Wetter ist prima, „sieben Tage war es hier bumsvoll“. Die Besucher sind begeistert. Das Peitinger Bürgerfest ist ab diesem Zeitpunkt immer ein Besuchermagnet.
Keppeler muss regelrecht loslachen, als er sich an die vielen „legendären“ Bierproben in der Kiesgrube der Freestyler erinnert. „Einer ist mal mit dem Auto auf einen Kieshaufen raufgefahren und nicht mehr runtergekommen.“ Eine Nachbarin, der es mal zu laut ist, wird schlichtweg vom Nutzen der Veranstaltung überzeugt, indem sie runterkommen und „mitprobieren“ muss.
Bei den Bürgerfesten haben die „Black Diamonds“ noch viele Möglichkeiten, ihren abgebrochenen ersten Premiere-Auftritt nachzuholen. Sie sind – ebenso wie später die „Rock Selig Erben“ – Dauergäste beim Peitinger Bürgerfest. Ebenso beliebt: Die „Swingers“. Wenn sie kommen, gibt es kein Halten mehr. An die 2000 Fans machen auf dem Hauptplatz Party.
Kein Wunder, dass da schon mal das Bier ausgehen kann. Der Container mit 30 Hektolitern ist leer. „Die haben gesagt, beim Keppeler gibt‘s kein Bier mehr.“ Kein Bier mehr beim Keppeler? „Ich hab gesagt: Bevor beim Keppeler das Bier ausgeht, trocknet die Peitnach aus.“ Hans Keppeler packt die Fässer aus seiner Wirtschaft am Hauptplatz aus, und es kann weiter fleißig gezapft werden.
Steckerlfisch sendet Rauchzeichen ins Bad
Auch heuer sind die Fischer wieder beim Bürgerfest mit von der Partie. Allerdings ohne Steckerlfisch, den gibt‘s nur beim Fischerfest. „Aber damals, als der Neumann Alois um sechse seinen Steckerl㈠fisch angeschmissen hat: Da hat ganz Peiting gewusst, jetzt ist Bürgerfest“, erinnert sich Keppeler mit strahlenden Augen daran, wie der bruzzlige Fischrauch bis zum Freibad gewabert ist.
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Nach Jodl und Schorsch Brey (Freestyler) übernimmt vor zehn Jahren Rainer Hirschvogel (ECP) die Organisation des Festes. Das ist inzwischen vors Rathaus auf den neuen Hauptplatz umgezogen. „Ein paar Stammgäste kommen nicht mehr, die mögen das herunten nicht so gern.“ Hans Keppeler findet das nicht. Er findet es auch unten gemütlich.

Über die Jahre sind die Helfer der Vereine richtig zusammengewachsen, weiß er. Wenn es wo brennt, hilft man sich gerne aus. Neid gibt es nicht. Schließlich brauchen alle Vereine die Einnahmen des Fests dringender denn je für ihre Nachwuchsarbeit – wenn die Altpapiersammlung künftig ausfällt, dann klafft ein großes Loch in der Vereinskasse. Und zwar bei allen einzelnen.
Der Zusammenhalt: Er ist einzigartig. Und auch wenn die letzte Nacht kurz ist, weil man vielleicht noch bis morgens um 4 Uhr zusammensitzt. Beim Abbau am nächsten Tag: Da sind sie dann alle wieder da und packen gemeinsam an.
Das Peitinger Bürgerfest: Es hat seinen ganz eigenen, besonderen, berühmt berüchtigten Peitinger Geist, es ist gelebte Tradition. Mit einem eigentlich festen Brauch: Kein Bürgerfest, bei dem Hans Keppeler nicht auf die Bühne beordert wird, um dort am Eröffnungsabend „Auf der Vogelwiese“ zu intonieren. 34 Mal war das so.
Nur am vergangenen Mittwoch war das anders. Zwar spielt die Peitinger Knappschafts- und Trachtenkapelle den Klassiker der bayerischen Volksmusik gegen 23 Uhr zum Ausklang. „Aber ich hab‘ nicht von oben mitgesungen“, sagt Keppeler ein bisschen melancholisch. Manche Traditionen verblassen eben auch mal zu einer Erinnerung.
Das Peitinger Bürgerfest, das noch bis einschließlich Sonntag mit einem tollen Programm aufwartet, allerdings sicher niemals.