Streiks in der Milchindustrie: Hochland-Beschäftigte fordern höhere Löhne
Rund 200 Mitarbeiter legten am Montag im Schongauer Werk ihre Arbeit nieder. In der Milchindustrie gibt es derzeit Tarifverhandlungen.
Schongau: Eine neongelbe Warnweste, über die Pforte gehängt, macht schon am Eingang zum Hochland-Betriebsgelände in Schongau darauf aufmerksam: „Wir streiken!“, steht darauf. Vor dem Hauptgebäude haben sich bereits ab 3 Uhr in der Nacht Mitarbeiter versammelt, zu Spitzenzeiten sind es rund 200 Beschäftigte, die am Montagvormittag ihre Arbeit niederlegen und für höhere Löhne einstehen, erzählen Betriebsratsvorsitzende Sabine Wagner und Claudia Weixler, Geschäftsführerin der NGG-Region Allgäu – Schongau gehört bei der Gewerkschaft „Nahrung–Genuss–Gaststätten“ zum Bereich Allgäu.
Die Branche befinde sich derzeit in Tarifverhandlungen, sagt Wagner, die als Tarifkommissionsmitglied selbst an den Gesprächen beteiligt ist. Gefordert wird ein fixer Lohnzuschlag über 411 Euro pro Monat für alle Arbeitnehmer – vom Produktionshelfer am Band über die Molkerei- und Käsefachkraft bis zur Laborantin und Bürokraft. Der Festbetrag soll verhindern, dass die Schere zwischen den Tarifgruppen noch größer wird, so Wagner. Die Arbeitgeber hatten eine Lohnerhöhung von drei Prozent in diesem und weiteren zwei Prozent im kommenden Jahr angeboten. Davon würden aber diejenigen mit höheren Gehältern mehr profitieren, kritisiert Wagner.

„Belegschaft fühlt sich ignoriert“
Außerdem werden Verbesserungen für die Auszubildenden gefordert: 100 Euro mehr im Monat sollen sie unter anderem bekommen. Und die Ausbildung an sich soll aufgewertet werden. Wichtig sei den Streikenden auch, dass der neue Tarifvertrag eine Laufzeit von 12 Monaten bekommt, um schnell reagieren zu können. Der vergangene Tarif lief 24 Monate – diese Laufzeit haben die Arbeitgeber auch diesmal vorgeschlagen. Diese würden auch auf Reallohnsteigerungen verweisen, die es tatsächlich aber nicht gegeben habe, weil Steigerungen komplett von der Inflation aufgehoben wurden, so Wagner.
„Die Mitarbeiter kommen sich deshalb auch etwas verschaukelt vor, weil wir ja auch rechnen können“, ergänzt Weixler von der NGG. Man habe diesmal vor den Verhandlungen alle Gewerkschaftsmitglieder gefragt, welche Lohnerhöhungen sie als notwendig erachten würden. Dass dies seitens der Arbeitgeber „gar nicht berücksichtigt“ werde, sorge für Unmut. „Die Belegschaft fühlt sich ignoriert.“
Weitere Streiks in anderen Betrieben
Teils parallel, teils zeitversetzt werde auch an anderen Hochland-Standorten und milchverarbeitenden Betrieben gestreikt. Gegen 9 Uhr nehmen die Beschäftigten in Schongau ihre Arbeit wieder auf. Nicht, ohne vorher nochmal laut auf sich aufmerksam zu machen. „Milch“, gibt Wagner als Stichwort vor, „Streik“, antworten die Versammelten, begleitet von Trillerpfeifen.
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„Wenn am Mittwoch nichts Gescheites herauskommt, zählen wir auf euch“, so Wagner. Weixler bedankte sich für den großen Rückhalt. Sie könne nun gestärkt in die Verhandlungen gehen.