Neues Buch über 33 Kostbarkeiten des Schongauer Stadtmuseums - Kritik an fehlender Leitung und begrenzten Mitteln

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Schongau

KommentareDrucken

Helmut Schmidbauer (rechts) nahm von Verleger Josef Fink 1000 Exemplare entgegen. Am 19. Juli will Schmidbauer sein Büchlein „Das Stadtmuseum in 33 Kostbarkeiten“ der Öffentlichkeit präsentieren. © Elke Robert

„Das Stadtmuseum Schongau in 33 Kostbarkeiten“ – so ist der Titel des Büchleins, mit dem sich Helmut Schmidbauer aus der Tätigkeit fürs Stadtmuseum zurückzieht.

Schongau - Die Geschichte des kleinen Büchleins zieht sich schon ein Weilchen hin. Ursprünglich war die Idee von Helmut Schmidbauer, es bei einer feierlichen Matinee am 5. Mai zu präsentieren. „Es soll mein Abschiedsgeschenk sein für meine offizielle Arbeit im Museum.“ Zeitgleich wollte der Historische Verein Jürgen Erhard vorstellen, der Schmidbauer bereits vor drei Jahren als Kreisheimatpfleger beerbt hat und nun auch bei der Organisation des Museums in seine Fußstapfen tritt. Gleichzeitig wollte man bei dieser Feierlichkeit daran erinnern, dass die Museumsfreunde des Arbeitskreises Stadtmuseum im Historischen Verein Schongau seit nunmehr genau 20 Jahren das Stadtmuseum ehrenamtlich betreiben.

So weit kam es dann aber nicht – aus verschiedenen Gründen. Am unverfänglichsten lässt sich dies damit erklären, dass sich die Veröffentlichung etwas länger hinzog als vorgesehen. Man könnte aber auch sagen, es knirscht gewaltig im Gebälk des Historischen Vereins. Wie Mitglieder andeuten, ist die Stimmung derzeit nicht sonderlich harmonisch, es gibt beispielsweise unterschiedliche Auffassungen über die Herangehensweise an historische Themen. Nach außen tragen möchte man dies aber natürlich nicht.

„Das Buch muss jetzt raus“ - Vorstellung am 19. Juli

Der Festakt für die Ehrenamtlichen ist auf Herbst verschoben worden, weiß Schmidbauer. „Aber so lange konnte ich nicht warten, das Buch muss jetzt raus.“ Nun ist ein Termin gefunden für die Vorstellung der „33 Kostbarkeiten“: Am Freitag, 19. Juli, präsentieren Schmidbauer und die Stadt Schongau als Herausgeber im Stadtmuseum das 156 Seiten starke Büchlein (11.30 Uhr). 1000 Stück hatte kürzlich Verleger Josef Fink persönlich nach Schongau gebracht.

Umrissen wird zunächst die Geschichte des Stadtmuseums, auch unter Mitarbeit von Franz Grundner und Harald Scharrer, beide ebenfalls ehrenamtlich im Museum aktiv im Bereich Museumsgut und Ausstellungen. In der vorderen Einschlagklappe wird mit der Abbildung einer Urkunde an die Eröffnung des erneuerten und erweiterten Stadtmuseums im April 1989 erinnert. Die Klappe am Buchende zeigt einen Grundriss des Erdgeschosses von Erasmuskirche und Neubau des Stadtmuseums.

Der Grundstock des heutigen Museums wurde schon viel früher gelegt – durch einen Beschluss des Stadtmagistrats im April 1891, die Museumssammlungen wurden im Laufe der Jahre durch das Engagement vieler erweitert. 1985 war eine erste hauptamtliche Leitungsstelle geschaffen worden. Nach Roswitha Ebersberger übernahm Kay Reinhardt, der bislang letzte hauptamtliche Museumsleiter war Richard Ide.

Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen - Stadtmuseum schloss zum 1. Januar 2004

Seine Stelle war den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen, das Museum schloss zum 1. Januar 2004. Die Wiedereröffnung im Mai 2004 konnte nur durch das Ehrenamt erfolgen. „Ein Archivar gehört zur Pflichtaufgabe, und ein hauptamtlicher Museumsleiter fehlt bis heute“, so Schmidbauer. Ehrenamtlich könne ein Museum nicht geleitet werden. Von der Suche nach gestohlenen Gegenständen bei Auktionen angefangen bis hin zu einer dauerhaften Öffnung – die Aufgaben seien zu umfangreich. Das Museum werde derzeit „nur verwaltet“.

Die für heuer angesetzten 1500 Euro für den Erwerb von Kunstgegenständen findet Schmidbauer geradezu „zum Kichern“. Die Beleuchtung müsse dringend auf den neuesten Stand gebracht werden, verschiedene Bereiche bräuchten mehr Pflege und eine fachgerechte Hängung wie die Waffensammlung oder die Votivtafeln aus der Heiligkreuz-Kapelle. „Schongau schenkt sich das alles, das Museum ist Schongaus Stiefkind“, so Helmut Schmidbauer.

Aber eines mit vielen kostbaren Stücken. Ausgewählt wurden sie aber nicht nach ihrem tatsächlichen Wert. „Die 33 Kostbarkeiten sollten das Museum auch optisch darstellen und in die Stadtgeschichte eingebunden sein“, erklärt Schmidbauer.

Holzfigur für die Mode verstümmelt

„Madonna im Zeitgeist“ titelt Schmidbauer etwa den Blick auf den Torso einer weiblichen Skulptur Ende des 15. Jahrhunderts. Um im Wandel der Mode zu bleiben, sei der Lindenholz-Körper mit der Zeit geradezu verstümmelt worden, um etwa die Brüste zu entfernen oder einen vorgewölbten Bauch. Vier Seiten widmet er dem Trinkgeschirr des letzten Steingadener Abtes Gilbert Michl (1750 bis 1828) und der Geschichte des Weins und der Trinkkultur, die damit natürlich eng verbunden ist.

Der Körper der Madonna in der Erasmuskapelle aus dem  Ende des 15. Jahrhunderts wurde über die Zeit stark verunstaltet.
Der Körper der Madonna in der Erasmuskapelle aus dem Ende des 15. Jahrhunderts wurde über die Zeit stark verunstaltet. © Stadtmuseum Schongau

Der Dachstuhl der Erasmuskirche ist ebenfalls interessant. Erbaut wurde er von Stadtzimmermeister Georg Mang und ist datiert auf das Jahr 1681. Der berühmteste Dachstuhl Mangs befindet sich in der Wieskirche, wo ein Raum von 23 Metern überwölbt wird, deutlich mehr als damals bei französischen Kathedralen üblich. Eine kurze Abhandlung über das berühmte Kuisl-Richtschwert durfte nicht fehlen. „Ich wünsche mir, dass der Museumsbesucher auf diese Weise auch einen kulturgeschichtlichen Hintergrund mit nach Hause nimmt von einem Museumsbesuch“, so Schmidbauer.

Das Büchlein wird für zehn Euro verkauft.

Auch interessant

Kommentare