Starker DAX und schwache Wirtschaft – wie das zusammenhängt

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Anleger dürfen sich aktuell über Rekordstände beim DAX freuen. © Andreas Arnold/dpa

Die deutsche Wirtschaft ächzt unter einer schlechten Auftragslage und hohen Kosten. Gleichzeitig werden an der Börse immer neue Rekorde erklommen. Wie kann das zusammenpassen?

Berlin – Die deutsche Wirtschaft steht unter Druck – vor allem die Baubranche trifft es hierzulande nach den äußerst erfolgreichen Vorjahren aktuell hart. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes wurden im Januar nur noch 16.800 neue Baugenehmigungen erteilt, was einen Rückgang von 23,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet. Betrachtet man den Januar 2022, so ist der Einbruch mit einem Minus von 43,4 Prozent sogar noch deutlich drastischer.

Baubranche: Hohe Zinsen belasten das Geschäft

Dass die Baubranche derzeit mit Problemen zu kämpfen hat, führen Experten vor allem auf die stark gestiegenen Zinsen bei Immobilienkrediten sowie auf die teuren Materialien zurück. Gerade im Wohnungsbau würden Projekte daher verschoben oder gänzlich abgesagt, so die Tagesschau. Fehlende Aufträge führten bei vielen Unternehmen zu einer zunehmend angespannten Lage, die sich in diesem Jahr vermutlich weiter verschärfen dürfte.

Viele Gründe für schlechte Wirtschaftsaussichten

Die Baubranche ist hierzulande längst nicht die einzige, die vor Herausforderungen steht. Das beweist auch die Tatsache, dass das BIP im zurückliegenden Jahr um 0,3 Prozent gesunken ist und die Prognosen mit einem Plus von nur 0,2 Prozent für das laufende Jahr ebenfalls nicht sonderlich üppig ausfallen. Weltweit dürfte das Wirtschaftswachstum für 2024 laut Schätzungen der OECD etwa 3,1 Prozent betragen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht in der derzeitigen Entwicklung vor allem eine Ursache. Ihm zufolge sei die in den nächsten Jahren noch größer werdende Lücke an Fach- und Arbeitskräften „das größte strukturelle Problem für die deutsche Wirtschaft.“ Nicht vergessen werden dürfen außerdem die wieder ansteigenden Zinsen, die Investitionen vielfach aufschieben oder gar verhindern sowie die hohe Belastung durch bürokratische Anforderungen.

Wichtige Eigenschaft des DAX

Während Arbeitgeber eher betrübt gen Zukunft blicken, könnte es für die Investoren aktuell kaum besser laufen. Deutschlands Leitindex, der DAX, kletterte allein zwischen Oktober 2023 und Mai 2024 um rund 25 Prozent auf deutlich über 18.500 Punkte nach oben. Nie zuvor notierte er so hoch. Eine Umkehr des Trends zeichnet sich bislang nicht ab. Für die Performance gibt es allerdings eine Erklärung, wie Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance im Gespräch mit der Tagesschau anmerkt.

Beim DAX würden die ausbezahlten Dividenden mit eingerechnet. Damit unterscheide er sich grundlegend von Kursindizes wie dem S&P 500 oder dem Dow Jones. Ohne die Ausschüttungen der Unternehmen stünde der DAX heute bei lediglich 7.000 Punkten, so Stotz. Dies sei bedeutend weniger als viele der Vergleichsindizes. Die Stärke des DAX lässt sich demnach vor allem mit den Dividenden erklären, deren Höhe zuletzt mit fast 53 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erreichte.

Gros der Umsätze außerhalb Europas erwirtschaftet

Dividenden können nur dann an die Aktionäre fließen, wenn die Unternehmen entsprechende Umsätze erwirtschaften. Mittlerweile erzielten 26 von 40 DAX-Konzerne mehr als die Hälfte ihrer Umsätze außerhalb Deutschlands und Europas. Das zeigen Daten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Investitionen in den DAX bedeuteten laut Stotz deshalb nicht zwingend Investitionen in den Wirtschaftsstandort Deutschland, der stattdessen von nicht börsennotierten Mittelstandsbetrieben geprägt sei.

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