Millionen durch Boni und Abfindungen – DAX-Gehälter im Vergleich

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Eine aktuelle Analyse zeigt, welche DAX-Chefs die größten Vergütungen erhalten. Vor allem die CEOs von Autokonzernen kamen dabei gut weg. Abfindungen spielten eine besondere Rolle.

München – Immer mehr im wichtigen Börsenindex DAX geführte Unternehmen stellen Sparprogramme vor. Oft sind darin Pläne zu einem massiven Stellenabbau vorgesehen. In manchen Konzernen ist das eher ein Problem als in anderen – die Unternehmen der Automobilbranche zum Beispiel stehen vergleichsweise gut da. Um herauszufinden, welche DAX-Chefs das meiste verdienen, hat die Nachrichtenagentur Reuters eine aktuelle Studie veröffentlicht.

Mercedes-Chef auf Pole-Position

Die Studienautoren beziehen sich auf Daten aus den Vergütungsberichten der verschiedenen Unternehmen. Mit 12,74 Millionen Euro steht dabei der Mercedes-Chef Ola Källenius auf dem ersten Platz der Top-Verdiener. 2023 hatte der gebürtige Schwede den Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer überholt. Dieser hatte ein Verdienst von 10,60 Millionen Euro und landete dabei kurz vor Belén Garijo, die Merck leitet. Garijo kommt auf ein Jahresgehalt von 10,53 Millionen Euro. Diese drei sind die einzigen DAX-Chefs mit einem Gehalt von über zehn Millionen Euro.

Ola Källenius
Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG, spricht (Symbolfoto). Welche DAX-Chefs verdienen am meisten? Das hat Reuters in einer aktuellen Untersuchung analysiert. © Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Dabei, so berichtete Reuters, kommt es für solche Top-Verdiener weniger auf das Fixgehalt als vielmehr auf Bonuszahlungen an. Diese erhalten sie tendenziell immer dann, wenn sie bestimmte vorher gesteckte Ziele erreichen. Källenius und Weimer zum Beispiel hatten im vergangenen Jahr hohe Langfrist-Boni erhalten. Im Falle von Källenius kommt auf das fixe Basisgehalt eine variable Vergütung in Form eines Jahresbonus, den er immer nach Abschluss eines Geschäftsjahres erhält. Obendrein erhält er eine Vergütung „in Form eines 4-Jahresplans in Verbindung mit Stock Ownership Guidelines“.

Bonuszahlungen wiegen für DAX-Vorstände schwer

Derartige Modelle haben auch die anderen DAX-Konzerne, wenn auch in möglicherweise abgewandelter Form. Reuters hatte die Beiträge „vergleichbar verrechnet“, wo auch immer die Vergütungsberichte von der „üblichen Darstellung“ abwichen. Unter den sechs bestverdienenden DAX-Chefs befanden sich drei Vorstandschefs aus der Autoindustrie, darunter eben Källenius, der Porsche-Chef Oliver Blume und Oliver Zipse von BMW. Die Autokonzerne hätten während der Coronavirus-Pandemie enorm verdient, weil sie aufgrund von Teile-Knappheit kaum Rabatte hatten geben müssen.

Bei BMW wiederum spielen auch ESG-Kriterien mit hinein, wenn es um die Berechnung der Boni geht. Zu der fixen Vergütung kommt hier das Erreichen finanzieller Ziele und nichtfinanzieller Ziele. Je nachdem, wie erfolgreich die Führungskräfte diese Ziele erreichten, gibt es Abschläge oder Aufschläge beim Bonus. Und bei Porsche rechnet der Konzern damit, wie effizient der Chef die jeweiligen Jahresziele erreicht hatte. Je nach Grad der Zielerreichung gab es entweder höhere oder niedrigere Boni.

Aktienprogramme als Goldstandard

Als „heimlichen Spitzenreiter“ haben die Analysten den Adidas-Chef Björn Gulden identifiziert. Dieser lag zwar mit 9,18 Millionen Euro Vergütung „nur“ auf dem fünften Platz, erhielt aber 11.900 Adidas-Aktien, dafür, dass er vom kleineren Konkurrenten Puma wechselte. Im sechsmonatigen Rückblick sind die Adidas-Aktien im Wert deutlich gewachsen – von knapp 167 Euro (Oktober 2023) auf 196 Euro (April 2024). Der neue Arbeitgeber wandte dafür rund 3,88 Millionen Euro auf, inklusive Steuern.

20 von 40 Vorstandschefs kamen auf eine Vergütung von mindestens sechs Millionen Euro. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 14 gewesen. Zwölf Vorstände mussten Abstriche bei ihrer Vergütung machen, 28 erhielten dieselbe Summe wie im Vorjahr 2022 oder eben mehr. Martin Daum von Daimler-Truck erreichte durch hohe Jahresboni eine Verdoppelung der Vergütung auf 6,92 Millionen Euro. Genau wie bei Källenius erhält auch Daum ein fixes Basisgehalt, eine variable Vergütung und eine aktienorientierte Vergütung in „Form eines 4-Jahresplans“. Dadurch ist er verpflichtet, einen festgelegten Anteil seines Privatvermögens in Aktien der Daimler Truck Holding AG zu stecken.

Abfindungen können Vergütung übertreffen

Die Analyse zeigte, dass die Abfindungen an Ex-Manager oftmals die Vergütungen ihrer Nachfolger übertreffen. Als Beispiel nennt sie etwa Herbert Diess, der 2022 als VW-Chef zurückgetreten war – dieser erhielt 2023 noch 12,81 Millionen Euro, was sogar Källenius‘ Vergütung übertrifft. Bill Anderson, Bayer-Vorstandschef, kam ebenfalls auf weniger Gehalt als Werner Baumann, der im Mai 2023 vorzeitig in den Ruhestand ging.

An amerikanische Verhältnisse kommen die deutschen Firmenchefs dennoch lange nicht heran. Tim Cook, der Apple-Chef, bekam zuletzt 94 Millionen Euro Vergütung, Microsoft bezahlte den Vorstandsvorsitzenden umgerechnet 52 Millionen Euro. „Schaut man sich die absoluten Vergütungshöhen an, so etabliert sich weiterhin die Zehn-Millionen-Euro-Marke hier in Deutschland als absoluter Deckel“, zitierte die Tagesschau Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW in Düsseldorf. Mehr würde die Öffentlichkeit nicht akzeptieren.

DAX-Vorstände erhalten im Schnitt 38-mal mehr als der Durchschnitt. Zu diesem Schluss kam eine Studie der Anlegerschützer gemeinsam mit Fachleuten von der TU München. Dabei hatten sie untersucht, wie die 40 größten börsennotierten Firmen ihre Vorstände bezahlt hatten. „Als Vorstandsvorsitzender eines DAX-Konzerns verdiente man im Geschäftsjahr 2022 durchschnittlich 5,1 Millionen Euro. Als einfaches Vorstandsmitglied durchschnittlich 2,9 Millionen Euro“, erklärte Studienautor Gunther Friedl. Laut Studienautoren schrumpft der Abstand zwischen DAX-Vorständen und normalen Angestellten.

Mit Material von Reuters

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