Biden statt Trump: Was laut Russlands Propagandamaschine hinter Putins Aussage steckt
Putin hat mit seiner Aussage, Biden als US-Präsident zu bevorzugen, die Welt verwundert. Seine Worte waren kein Zufall, wenn es nach der russischen Propaganda geht.
Moskau – In einem Interview hat Kreml-Chef Wladimir Putin eine erstaunliche Aussage getroffen: Für Russland wäre demnach ein Sieg von Joe Biden bei der US-Wahl besser, als ein Sieg von Donald Trump. Die internationale Gemeinschaft wundert sich über Putins überraschenden Vorstoß – denn Trump wurde in der Vergangenheit immer wieder eine Nähe zu Russland vorgeworfen. Der Ex-US-Präsident wird in Russland auch regelmäßig gelobt.
Russlands berühmter Staatspropagandist Wladimir Solowjow spricht indes von Taktik. Laut dem US-Magazin Newsweek erklärte er, Putins Aussagen seien auf eine neue Kommunikationsstrategie zurückzuführen.
Russische Propagandamaschine erklärt Putins Aussage: Neue Strategie für Informationskrieg?
Russland werde oft dafür kritisiert, dass es nicht in der Lage sei, Informationskriege zu führen und oft sei diese Kritik durchaus berechtigt, räumte der Moderator ein. Schon oft habe Russland diese politischen Informationsschlachten verloren, „aber lassen Sie mich Ihnen sagen, wir lernen!“, unterstrich Solowjow.
Putins Aussage sei gewissermaßen eine Ergänzung zu Putins Interview mit US-Journalist Carlson Tucker der vorigen Woche gewesen, sagte der Solowjows Gast Dmitry Kulikow, ein russischer Politikwissenschafter. Putin habe in dem Gespräch scharfe Fragen vermisst und wollte diese ergänzen, so Kulikow in Solowjows Sendung im russischen Staats-TV am Mittwoch (14. Februar). Es handle sich nicht um einen „Scherz“ von Putins Seite, sondern der Kreml-Chef habe eine „präzise kalkulierte“ Aussage getroffen, ergänzte Moderator Solowjow.
Lieber Biden als Trump: Ist Putins Aussage eine Unterwanderungsstrategie?
Kolumnistin und Gründerin des „Russian Media Monitor“ Julia Davis sieht Putins Aussage, Biden als US-Präsident zu bevorzugen, als reine Aufmerksamkeitsstrategie, wie sie in einem Text für das Center for European Policy Analysis (CEPA) erklärt. Ein paar Sätze vor der polemischen These habe Putin Bidens Politik noch kritisiert und sich bei Fragen der Nato klar auf Trumps Seite gestellt.
Das Weiße Haus sorgt sich indes um eine Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf. In der Vergangenheit hatte es bereits Berichte dazu gegeben. John Kirby, ein Sprecher des Weißen Hauses, erklärte am Donnerstag gegenüber Journalisten: „Herr Putin sollte sich einfach aus unseren Wahlen heraushalten.“ Trump kommentierte den Vorfall ebenfalls. Er sagte, für ihn sei es ein Kompliment, nicht Putins Favorit zu sein.
Russlands Propagandamaschine verkaufte Putins Worte als eine neue Strategie und ein Umdenken bei Informationskriegen, doch der wahre Grund hinter der überraschenden Aussage ist weiterhin Gegenstand von Spekulationen.