Eklat um „ACAB“-Pulli: Empörter CSU-Minister fordert öffentliche Entschuldigung von Nietzard

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Die Vorsitzende der Grünen-Jugendorganisation, Jette Nietzard, sorgt mit einem Foto auf Instagram für Empörung. Bayerns Innenminister spricht von dummer Polemik.

Berlin – Die Jugendorganisation der Grünen sorgt wieder einmal für Aufregung. Die Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, hatte sich in einer Instagram-Story auf einem Selfie mit einem Sweatshirt mit den Buchstaben „ACAB“ gezeigt und damit für einen Eklat gesorgt. Das Akronym „ACAB“ steht für „All Cops Are Bastards“ (deutsch: Alle Polizisten sind Bastarde) und wird vor allem von linken, polizeikritischen Kreisen verwendet. „Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg war, um auf die Probleme aufmerksam zu machen“, ruderte Nietzard am Montag im „stern“-Podcast „5-Minuten-Talk“ zurück.

„ACAB“-Eklat um Chefin der Grünen Jugend: Bayerns Innenminister fordert Entschuldigung

Das Zurückrudern geht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nicht weit genug. Herrmann fordert für den Fauxpas eine umfassende Entschuldigung von Nietzard bei der Polizei. „Für die Beleidigung unserer Polizisten mit ‚ACAB‘ erwarte ich eine Entschuldigung. Klar ist, durch dumme Polemik werden weder Fragen des sozialen Ausgleichs noch der inneren Sicherheit auch nur einen Schritt vorangebracht“, sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in München. Nietzards Beitrag sei geist- und geschmacklos gewesen.

Herrmann betonte weiter, er lade die Grünen und alle anderen Vertreter der Oppositionsparteien im Bundestag zu einer inhaltlichen Diskussion über die Gestaltung der Gesellschaft in diesen herausfordernden Zeiten – national wie international – ein. „Ich denke, wir sollten unsere Energie auf die Suche nach Lösungen und deren Umsetzung konzentrieren.“

Aufregung über Jette Nietzard: Polizeigewerkschaft kritisiert „altbekannte linke Doppelmoral“

Kritik kam auch von der Polizeigewerkschaft. „In Zeiten, in denen Polizistinnen und Polizisten alle fünf Minuten Opfer einer Straftat werden, in denen täglich 79 Messerdelikte verzeichnet werden und in denen unsere Polizei im Kampf gegen organisierte Kriminalität, zunehmende Radikalisierung, terroristische Bedrohungen, Eskalationen bei Versammlungslagen und die Herausforderungen der Migrationskrise ohnehin am Limit arbeitet, zeigen ausgerechnet Nachwuchspolitikerinnen und -politiker ihre Verachtung“, teilt die Deutsche Polizeigewerkschaft auf X mit. Die sei „ein gutes Beispiel für die altbekannte linke Doppelmoral“.

Der Spitzenkandidat der Grünen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, Cem Özdemir, empört sich ebenfalls über die Aktion von Nietzard. „Das Problem dieser permanenten Grenzüberschreitungen Einzelner ist, dass der Eindruck entsteht, sie hätten irgendwas mit den Grünen zu tun. Die Grünen, die mich am vergangen Wochenende zu ihrem Spitzenkandidaten nominiert haben, verbindet weder im Menschenbild noch in der Sprache irgendetwas mit solchen Entgleisungen“.

Hat die Vorsitzende der Grünen-Jugendorganisation Polizisten beleidigt?
Die Vorsitzende der Grünen-Jugendorganisation, Jette Nietzard, sorgt mit einem Foto auf Instagram für Empörung bei der CSU. © dpa/Sebastian Gollnow

Systemkritik statt Beleidigung: Grüne Jugendpolitikerin verteidigt „ACAB“-Pullover

Die Vorsitzende der Grünen-Jugend sieht in dem Akronym ACAB offenbar keine Beleidigung. Auf X hat sie einen Ausschnitt aus einem Artikel aus der Internetseite einer Rechtsanwaltskanzlei gepostet. „Das Akronym ‚ACAB‘ steht mittlerweile stellvertretend für eine systemkritische Auseinandersetzung mit der Polizeiarbeit“, heißt es darin. „Dies klingt auch in einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts an (BVerfG NJW 2016, 2643)“.

Die Jungpolitikerin der Grünen hat einen X-Post geteilt, und damit an die früheren Beleidigungen von Bundeskanzler Friedrich Merz an Migranten erinnert. „ACAB geht natürlich gar nicht, weil Beleidigungen und Respektlosigkeiten, die hebt man sich in der Spitzenpolitik schön für die kleinen Paschas auf, die Sozialtouristen und, nicht zu vergessen, für die linken und grünen Spinner“, heißt es darin. (erpe/dpa/AFP)

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