Auseinandersetzungen zwischen Kurden und pro-türkischen Milizen in Syrien

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Nach dem Sturz von Assad reist Außenministerin Annalena Baerbock nach Damaskus. Im syrischen Norden liefern sich unterdessen türkische Truppen und Kurden Gefechte.

Manbidsch – Menschenrechtsaktivisten berichten von intensiven Auseinandersetzungen zwischen protürkischen Milizen und kurdischen Einheiten im Norden Syriens. Auch die türkischen Streitkräfte sollen in die Kämpfe eingegriffen haben.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab bekannt, dass in den Kämpfen rund um die Stadt Manbidsch mindestens 28 protürkische Milizionäre ihr Leben verloren haben. Darüber hinaus sollen mehrere Dörfer unter heftigem Artilleriebeschuss der türkischen Armee gestanden haben. Die türkische Regierung äußert sich bisher nicht.

Türkische Armee scheint sich am Einsatz gegen Kurden in Syrien zu beteiligen

Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die von den Kurden angeführt werden, berichteten von einem umfangreichen Angriff auf mehrere Dörfer im Süden und Osten von Manbidsch durch Kräfte, die von der Türkei unterstützt werden. Sie gaben jedoch an, dass sie in der Lage waren, diesen Angriff abzuwehren. Als Reaktion darauf soll die türkische Armee die Umgebung der Tischrin-Talsperre am Euphrat mit Artillerie beschossen haben. Es wurde auch der Einsatz von Drohnen gemeldet.

Der Staudamm sei dabei teilweise beschädigt worden. Auch die Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten von Artilleriebeschuss der türkischen Streitkräfte auf mehrere Dörfer. Ob der Staudamm tatsächlich beschädigt wurde, konnte zunächst nicht unabhängig geprüft werden, wie die dpa berichtet.

USA unterstützen Kurden gegen IS – Türkei sieht Kurdenmiliz als Terrororganisation

Die Stadt Manbidsch nordwestlich der Millionenmetropole Aleppo gilt als strategisch bedeutsam. Sie war zuletzt in der Hand der von den USA unterstützten Kurden, die sie der Kontrolle der Terrormiliz IS entrissen hatte. Nach dem Sturz des syrischen Langzeitmachthabers Baschar al-Assad vor knapp einem Monat wurde sie jedoch im Zuge einer Offensive der von der Türkei unterstützten Miliz Syrische Nationale Armee (SNA) eingenommen. Sechs Jahre nach dem Abzug aus Kobani soll jetzt angeblich eine neue US-Basis in Nordsyrien entstehen, um erneut beim Schutz der Kurden helfen.

Die USA stützten den kurdischen Kampf gegen den IS in Nordsyrien. Jetzt könnten sie Rojava auch gegen die Türkei verteidigen. © Carol Guzy/imago

Erdogan könnte in Syrien Chance wittern – Baerbock warnt vor Eskalation zwischen Kurden und Türkei

Die Türkei hat in der Vergangenheit immer wieder Militäreinsätze gegen die Kurdenmiliz YPG, die als führende Kraft innerhalb der SDF gilt, in Nordsyrien durchgeführt und hält dort mit Unterstützung von Rebellen Grenzregionen besetzt. Die Türkei sieht die Miliz als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK – und damit als Terrororganisation. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan könnte das Machtvakuum nach dem Sturz von Assad dafür nutzen, seine eigenen Interessen in Syrien zu verfolgen und härter gegen die YPG vorzugehen.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die am Freitag zu einem Besuch in Damaskus eingetroffen war, hatte erst kürzlich vor einer Eskalation des Konflikts zwischen der Türkei und kurdischen Kräften in Syrien gewarnt. Nutznießer könnten sonst die IS-Terroristen sein, sagte sie. (lm/dpa)

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