Wind-Vorranggebiet in Denklingen mit 1180 statt 415 Hektar

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Vorranggebiet Nummer eins: Das ist der Titel für diese Fläche im Sachsenrieder Forst. Die blauen Punkte oben stehen für die sieben Windräder im Fuchstal. Die dunkel-lila schraffierte Fläche in der Mitte ist die bisherige Konzentrationszone, der hellere Bereich unten zur Landkreisgrenze ist die Erweiterung zum Vorranggebiet. © Regionaler Planungsverband München

Stinksauer reagiert haben die meisten Denklinger Gemeinderäte, als Geschäftsführer Marc Wißmann vom Regionalen Planungsverband den Entwurf zum Wind-Vorranggebiet vorstellte. Der sieht 1180 Hektar vor und geht damit weit über die Konzentrationsfläche Windkraft hinaus, die 415 Hektar umfasst.

Denklingen - Ärger hat sich in Denklingen vor allem daran entzündet, dass die bisherigen Aktivitäten der Gemeinde mit der Ausweisung der Konzentrationsfläche Windkraft, die im Staatsforst südlich und westlich der Ortschaft Dienhausen liegt, übergangen werden. Zudem würde der Bürgerentscheid vom November 2022 missachtet, als 70 Prozent für genau diese Zone mit maximal sechs Windkraftanlagen gestimmt hatten.

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„Immer wieder werden wir angelogen“, schimpfte Regina Wölfl (Freie Wählergemeinschaft Denklingen) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Und sie setzte noch den Satz drauf: „Ich fühle mich jetzt irgendwie verarscht.“

Den deftigen Kommentar bezog sie darauf, dass bereits unter dem früheren Denklinger Bürgermeister Michael Kießling (2014 bis 2017) und auch in den folgenden Jahren die Ausweisung der Konzentrationsfläche Windkraft damit begründet wurde, nur so behalte man das Heft des Handelns in der Hand und könne bestimmen, wo in der Gemeinde Windräder errichtet werden und wo nicht.  

Er finde es sehr gut, „dass Sie heute da sind und dass Sie zuhören“, wandte sich Gemeinderat Maik Günther (Dienhauser Liste) an Geschäftsführer Wißmann. Denn bisher habe niemand „mit den Leuten geredet, die betroffen sind. Niemand kommt nach Dienhausen.“

Die Frist verlängern

Barbara Reichhart (Epfacher Liste) stellte die Frage, ob für die Ausweisung eines solchen Vorranggebietes, das im Süden nahe an die Landkreisgrenze mit Weilheim-Schongau beziehungsweise zur Gemeindegrenze mit Schwabsoien reicht, erneut ein Bürgerentscheid erforderlich sei. Dazu antwortete Geschäftsführer Wißmann vom Planungsverband, durch den letzten Bürgerentscheid sei man nicht gebunden. Wenn in allen Gemeinden Bürgerentscheide stattfänden, „dann können wir nirgends ausweisen“.

In der Einladung zu der Gemeinderatssitzung, bei der auch Bürgermeister Manfred Schmid aus Schwabsoien unter den Zuhörern war, hieß es auf der Tagesordnung: „Stellungnahme zum Vorabentwurf des Steuerungskonzeptes Windenergie“. Für die sogenannte Teilfortschreibung des Regionalplans München läuft das Beteiligungsverfahren. Doch zu einem Beschluss kam es nicht. Andreas Braunegger drängte auf eine Fristverlängerung.

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„Sie weisen gar nichts aus. Der Regionale Planungsverband weist die Flächen aus“, bekräftigte Geschäftsführer Wißmann, der zusammen mit „Windkümmerin“ Maria Burghardt (Energieagentur Ebersberg – München) nach Denklingen gekommen war. Diese Aussage rief wiederum Regina Wölfl auf den Plan: „Wir leben in einer Demokratie; aber da merke ich grad nichts mehr davon.“

Herbert Kößl kommentierte, das Vorranggebiet führe doch zu einer „Überkonzentration“. Wißmann entgegnete: „Wir planen nur die Flächen, nicht die Zahl der Anlagen.“ Ziel sei es, eine Umzingelung von Ort㈠schaften zu vermeiden.

Beteiligung startete bereits im März

Geschäftsführer Wißmann betonte, dass bis Anfang 2028 immerhin 1,1 Prozent der Fläche in Bayern und bis zum Jahr 2032 schon 1,8 Prozent als Vorranggebiet auszuweisen sind. Und man wolle in der Region 14 – dazu gehören unter anderem die Landkreise Landsberg, Fürstenfeldbruck und Starnberg – etwas schneller sein als vorgegeben, ergänzte der Referent vom Planungsverband.

Des Weiteren verwies er darauf, dass eventuell wegen der Bundeswehr – er erinnerte an die Luftlande- und Lufttransportschule Altenstadt (LL/LTS) – eine Reduzierung der Vorrangflächen am Südflügel nahe der Landkreisgrenze erforderlich werde. Wegen der LL/LTS mit dem Flug- und Sprungbetrieb ist es der Gemeinde Schwabsoien ohnehin nicht möglich, auf ihrem Gemeindegebiet im Sachsenrieder Forst Windräder zu errichten.

Wie lange haben jetzt die Gemeinderäte Zeit für eine Stellungnahme? Die Mitglieder haben formell bis Ende Mai Zeit, sagt Geschäftsführer Wißmann dazu. Die Beteiligung startete bereits am 20. März. Doch auch verspätet eingehende Stellungnahmen würden berücksichtigt.

Neue gesetzliche Regelungen

Am Tag danach zu den Eindrücken von der Sitzung befragt, erklärt Wißmann: „Dem Regionalen Planungsverband München ist es wichtig, dass die Verbandsmitglieder ihre Stellungnahme gut informiert abgeben. Unserem Eindruck nach konnten in der Sitzung alle Fragen beantwortet werden.“

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Schließlich bekräftigt Wißmann, der regionale Planungsverband sei aktuell auf der Grundlage neuer gesetzlicher Regelungen vom Freistaat Bayern damit beauftragt, Windenergiegebiete nun regionsweit auszuweisen. „Lokale Interessen werden dabei berücksichtigt, können jedoch nicht alle im Detail übernommen werden.“ Die Flächenausweisung erfolge aus regionaler Perspektive.  

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