Eine Großeigentümerin hat an einem beliebten Österreich-See alle Pachtverträge gekündigt. Ihre Entscheidung sorgt für Kritik und Verunsicherung in der Bevölkerung.
Mondsee – Eine ungewöhnliche Situation am größten Salzkammergutsee in Privatbesitz sorgte im Juli für erhebliche Unruhe: Die Eigentümerin des Mondsees kündigte sämtliche Pacht- und Mietverträge. In einem Rundschreiben teilte sie mit, von ihrem „gesetzliches Sonderkündigungsrecht“ Gebrauch zu machen, wie oe24.at berichtet. Betroffen waren sowohl private Pächter als auch die Gemeinde Mondsee und das Land Oberösterreich.
In einem Rundschreiben teilte Eigentümerin Anna Mathyl mit, von ihrem „gesetzlichen Sonderkündigungsrecht“ Gebrauch zu machen. Das Land Oberösterreich prüfte daraufhin einen möglichen Ankauf des Sees und führte Gespräche mit der Eigentümerin. Diese Überlegungen sind nun vom Tisch: „Ein Verkauf des Mondsees ist nach wie vor nicht geplant“, erklärte Mathyl. Der See bleibt damit im Familienbesitz.
Beliebter Österreich-See: Kündigungen von Großeigentümerin sorgen für Kritik
Die Kündigung aller Pachtverträge durch die Eigentümerin sorgte für erhebliche Kritik und Verunsicherung in der Region. Bürgermeister Josef Wendtner von der Marktgemeinde Mondsee zeigte sich überrascht von der Vorgehensweise: „Wir sind alle überrascht über diesen Schritt“, erklärte er gegenüber den Medien. Die Unsicherheit in der Bevölkerung sei groß, da noch offen sei, wie viele Verträge genau betroffen sind und wie es weitergehen soll.
Besonders kritisiert wurde die Art und Weise der Kommunikation: Die Eigentümerin verschickte offenbar die Kündigungsschreiben per Einschreiben ohne Vorankündigung oder Erklärung zu ihren Absichten, was bei den betroffenen Pächtern von Stegen, Bojen und Bootshäusern für Aufregung sorgte.
Eigentümerin von Österreich-See schließt Verkauf an Staat aus – Pachtzinsen sollen steigen
Mathyl begründet ihr Vorgehen mit dem Ziel einer Neuregelung der Pachtverhältnisse. „Wir befinden uns derzeit in einem geordneten Prozess zur Neuregelung der bestehenden Pacht- bzw. Mietverhältnisse“, teilte sie mit. Die bestehenden Verträge sollen „so weit möglich fortgesetzt und zu wirtschaftlich nachvollziehbaren und fairen Konditionen vergeben werden“.
Die Pachtzinsen für Stege, Hütten und Bojen sollen deutlich steigen. Mathyl kündigt an: „Mein Ziel ist es, bestehende Verhältnisse zu wirtschaftlich nachvollziehbaren und fairen Konditionen aufrechtzuerhalten“, berichtet auch der derstandard.at.
Rechtliche Lage an Österreich-See – Seegrund in Privatbesitz, Wasserfläche unterliegt dem Gemeingebrauch
Rechtlich ist die Situation komplex: Mathyl ist Eigentümerin des Seegrund und der zur Grundfläche gehörenden Seefläche, während die Wasserfläche selbst dem Gemeingebrauch unterliegt. Dies erklärt, warum Baden, Segeln und Bootfahren weiterhin erlaubt bleiben, während für am Boden verankerte Einrichtungen wie Stege, Bojen und Bootshütten neue Pachtverträge erforderlich sind. Der Mondsee ist damit eine Besonderheit im Salzkammergut, wo sonst alle großen Seen im Besitz der Österreichischen Bundesforste sind.
Der Privatbesitz des Mondsees, an dem auch ein jährlicher Fahrrad-Marathon stattfindet, geht auf eine historische Schenkung zurück, die bis in die napoleonische Zeit reicht. Im Jahr 1810 schenkte Kaiser Napoleon Bonaparte das ehemalige Kloster Mondsee samt dem dazugehörigen See dem bayerischen Feldmarschall Carl Philipp von Wrede anlässlich dessen Erhebung in den Grafenstand. Die Nachkommen von Wrede, die Grafen Almeida, sind seither im Besitz des Sees.
Von 1977 bis 2024 war Nicolette Waechter, geborene Almeida und auch „Gräfin vom Mondsee“ genannt, die Besitzerin des Sees, nachdem sie ihn 1977 von ihrem verstorbenen jüngeren Bruder geerbt hatte. Im Jahr 2024 übergab Nicolette Waechter den See nach bäuerlichem Übergaberecht an ihre Tochter Anna Mathyl, die in einer Arztpraxis in Salzburg arbeitet. Quellen: oe24.at, derstandard.at (bk)