Der Trend geht zwar in eine andere Richtung, doch eine Berghütte in Tirol setzt weiterhin auf regionale Fleischgerichte. Dafür gibt es Kritik.
München – Speckknödel, Wildragout und Gulaschsuppe: Wer nach einer Wanderung auf einer Almhütte in den Alpen einkehrt, blickt oft auf eine Speisekarte mit deftigen, fleischlastigen Gerichten. Immer mehr Menschen wünschen sich aber vegane Alternativen. Genau darüber wird in Österreich derzeit hitzig diskutiert.
„Da wir diese kleinstrukturierte Land- und Almwirtschaft erhalten wollen, kochen wir nicht vegan“, heißt es auf der Speisekarte der Johannishütte. Die Alm gehört dem Deutschen Alpenverein und liegt südlich des Großvenedigers in Osttirol. Milch, Fleisch und Eier würden von regionalen Landwirten verwertet. „Bei der Zubereitung unserer hausgemachten Speisen legen wir großen Wert auf Regionalität.“
Hüttenwirt in Tirol lehnt veganen Gäste-Wunsch ab: „Da extra kochen ist mir zu viel Aufwand“
Kritik gibt es seitens des Obmanns der Tiroler Gemüsebauern. „Ich finde es schade, dass der Wirt das so formuliert hat – denn damit entsteht der Eindruck, nur Milch und Fleisch würden kleinstrukturierte Landwirtschaft sichern. In Wahrheit lebt Tirol von seiner Vielfalt: von der Alm- und Viehwirtschaft genauso wie von Obst- und Gemüsebauern“, sagte Stefan Müßigang der Tiroler Tageszeitung. Die Landwirtschaft müsse zusammenhalten, „ganz gleich, ob bei Milch, Fleisch, Obst oder Gemüse.“
Von veganer Ernährung hält der Wirt der Johannishütte aber wenig. Leonhard Unterwurzacher nehme lediglich auf Menschen mit Unverträglichkeiten Rücksicht, sagt er wiederum der Tiroler Tageszeitung: „Die können ja nichts dafür. Aber ein Veganer sucht sich das selber aus. Da extra kochen ist mir zu viel Aufwand.“ Willkommen seien sie in der Johannishütte aber dennoch. Sie müssten sich aber dann eben etwas von den Beilagen aussuchen. „Kartoffeln, Salat, Reis oder Pommes haben wir ja immer.“
Tirol-Hüttenwirt will keine veganen Speisen anbieten: Trend geht in andere Richtung
Der Trend ist dennoch ein anderer. Immer mehr Hütten setzen auf fleischlose Koste, darunter die Neue Regensburger Hütte in den Stubaier Alpen. „Wir gehen den gesunden Weg: Als erste rein vegetarische Berghütte in Tirol“, lautet es auf der Webseite. Knödel und Burger stehen auch hier auf der Speisekarte – nur eben ohne Fleisch. Die Franz-Fischer-Hütte im Salzburger Lungau setzt auch auf vegane Kost.
„Der Österreichische Alpenverein hat eine Klimastrategie, daher kann man durchaus sagen, dass vegetarisch vegane Schutzhütten im Trend liegen und auch mehr in den Fokus kommen. Es wird auch zunehmend vegan“, sagte Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten und Wege beim Alpenverein, dem ORF im Dezember. Das sei auch aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll. „Wenn sich vier Mädels zum Essen gehen verabreden und eine ist Veganerin, dann wird natürlich ein Lokal ausgesucht, in dem vegane Speisen serviert werden“, so Alois Rainer, Gastronom und Tourismusspartenobmann.
Auch wenn es keine veganen Hauptgerichte in der Johannishütte gibt, ist die Alm dennoch beliebt bei Wanderern. „Die Hütte liegt schön und bietet eine gute Auswahl an Speisen“, lobte etwa ein Gast in einer Rezension. „Ich habe hier den besten Kaiserschmarrn der Umgebung bekommen“, meinte ein anderer. Es gibt aber auch Kritik: „Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass vegane Menschen hier nicht willkommen sind.“ Kürzlich sorgte auch eine „vegane“ Speisekarte für verdutzte Gäste. (Quellen: Eigene Recherche, Tiroler Tageszeitung, ORF) (kas)