Nach heftigen Bürgerprotesten: Energieversorger trifft auf Umweltschützer

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Im Dialog mit Uniper: Die Bürgervereinigung Wolfratshausen lud das Energieunternehmen zum Gespräch. Uta Mentz (re.) informierte über die Kanalsanierung in Geretsried und Wolfratshausen. © Hans Lippert/Hans Lippert

Die Rodungen entlang des Loisach-Isar-Kanals lösten heftige Proteste aus. Nun stellten sich Vertreter des Betreibers Uniper den Fragen von Bürgerinnen und Bürgern.

Wolfratshausen – Die Wogen um die Sanierung des Loisach-Isar-Kanals sind ein wenig geglättet. Vier Vertreter des Betreibers Uniper standen am Donnerstagabend auf Einladung der Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) im Wirtshaus Flößerei Rede und Antwort. Der Energieversorger wird zwar nicht, wie von den Anwohnern gewünscht, nach der radikalen Abholzung am Unterfeldweg wiederaufforsten. Doch im weiteren Sanierungsgebiet entlang des Geltinger Felds bis zur Farcheter/Waldramer B11-Brücke sollen nach dort ebenfalls notwendigen Rodungen Alleen und Büsche nachgepflanzt werden. „Wir begrüßen den Dialog mit Uniper. Vorerst sind keine weiteren Protestaktionen geplant“, sagte Christian Herrmann, Sprecher der Interessengemeinschaft Loisachkanal, nach der Versammlung gegenüber unserer Zeitung.

Anwohner hatten Proteste organisiert

Wie berichtet waren Anwohner wegen des Kahlschlags in Gelting zwischen den Straßen Am Kanal und Unterfeldweg im Frühjahr mehrfach auf die Straße gegangen, hatten Landrat Josef Niedermaier rund 900 Unterschriften übergeben und auf Instagram mobil gemacht. „Wir wissen, dass es bei den Bürgern viele offene Fragen gibt. Deshalb haben wir sie und Uniper zusammengebracht“, erklärte die BVW-Vorsitzende Kathrin Kugler. Neben BVW-Mitgliedern waren zahlreiche Betroffene, Interessierte und der Umweltreferent des Stadtrats, Dr. Hans Schmidt (Grüne) gekommen.

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Gelting Uniper Kanal Sanierungsarbeiten
Trocken liegt der Loisach-Isar-Kanal seit Wochen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Uniper-Projektleiterin Uta Mentz erläuterte die weiteren Pläne ihres Unternehmens. Aktuell würden im Bereich der Brücke Wolfratshauser Straße/Unterfeldweg („Geltinger Kurve“) geotextile Ton-Dichtungsbahnen in das Kanalbett gelegt. Sie sollen verhindern, dass durch Lecks im Kanal erneut Grundstücke nach Hochwasser überschwemmt werden, wie im Dezember 2023 geschehen. Damals wurde unter anderem die Gärtnerei Holzer überflutet. In einem nächsten Abschnitt könnten die Bäume entlang des Geltinger Felds bis etwa auf Höhe der Pfaffenriedstraße stehen bleiben, weil der Kanal dort dreimal so breit und die Überschwemmungsgefahr geringer sei.

Erst im dritten Abschnitt bis zu den beiden B11-Brücken werde wieder eine Voll- oder Teilauskleidung mit geotextilen Matten stattfinden. Weil diese empfindlich gegenüber Wurzeln seien, müssten auch dort Bäume gefällt werden. Das könnte noch im Herbst 2025 passieren. Dr. Hans Schmidt gab zu bedenken, dass der Weg von Gelting nach Waldram ein beliebtes Naherholungsziel sei. Die Spaziergänger schätzten den Baumbestand dort sehr.

Naturschutzplaner erläutert das Vorgehen

Wie am Unterfeldweg, so erklärte Naturschutzplaner Dr. Michael Schober von Uniper, seien in den Mattenbereichen Magerwiesen auf den Böschungen vorgesehen. Diese seien ökologisch sehr wertvoll, weil sich dort in der Regel eine Vielzahl von Insekten und Kleinstlebewesen ansiedle. Für in Gehölzen brütende Vögel gebe es rundherum genügend Möglichkeiten, für Wiesenbrüter eher wenige. Dennoch sollten einige Bäume in Form einer unregelmäßigen Allee in diesem dritten Abschnitt auf der rechten Kanalseite auf der Böschungschulter gepflanzt werden. Zwischen diesen Alleebäumen könne man das gemähte Gras leicht abtransportieren. 

Kompromissbereit zeigten sich die Uniper-Vertreter für Schmidts Vorschlag, teilweise anstatt Alleebäumen Büsche zu pflanzen. Die Anregung eines Vertreters des Bezirksfischereivereins Wolfratshausen, im Kanalbett Kiesflächen für im Kies laichende Fische zu schaffen, versprach Dr. Schober zu prüfen.

Eine Besucherin fragte nach dem Grund für die Ableitung des Kanals in die Loisach nahe der Feldwegbrücke bei Gelting. Sie werde während der Bauarbeiten benötigt, weil der Kanal dann wasserfrei sein müsse, erklärte Mentz. Sie werde später wieder rückgebaut. Mit dem Ende der insgesamt rund 6,5 Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten rechnet Uniper Ende 2026. (Tanja Lühr)

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