In Freising wurde ein Storchennest von einem Kamin entfernt. Nun ist die Aufregung bei Tierfreunden groß. Die Stadtwerke erklären, was hinter der Aktion steckt.
Freising – Leid kann er einem freilich tun, der verhinderte Storchenvater. Kaum hatte er den Horst auf dem Kamin der Energiezentrale an der Angerstraße in Freising eingerichtet, damit es das Frauchen für die Brutzeit bequem hat, da rückte ein Kran an und machte alles zunichte. Entsprechend groß waren Ärger und Entsetzen bei Vogelfreunden, die den Vorgang mitbekommen haben.
Hängende Köpfe beim Storchenpaar
Wie Adriana Hörl aus Allershausen berichtet, hatte sich das Storchenpaar bereits im vergangenen Jahr auf dem neuen Kamin eingenistet. „Es war eine Freude, sie zu beobachten. Heuer war ich sehr erfreut zu sehen, dass sie wieder zurückgekehrt sind“, berichtet die Allershausenerin unserer Zeitung. „Bis gestern waren sie fleißig beim Bauen und Reparieren. Nun ist aber Schluss!“
Arbeiter in einem Krankorb entfernten am Donnerstag das Nest. Zudem wurde eine Metall-Drahtkonstruktion angebracht, um eine erneute Ansiedlung auf dem Kamin zu verhindern – für Adriana Hörl ein trauriger Anblick: „Das Storchenpaar saß getrennt – der eine auf dem Zaun, der andere auf dem Dach der Schlüterhallen, mit hängenden Köpfen und ganz ratlos. Es war ein herzzerreißender Anblick.“
Auch Isabella Ottowa, die im Büro gegenüber der Heizzentrale arbeitet und den Abbau des Nestes fotografisch festhielt, findet das alles „schade“. Sie wandte sich wie mehrere andere Freisinger auch ans FT mit der Frage: „Warum wurde das Storchennest abgebaut?“
Die Freisinger Stadtwerke, die die Heizzentrale betreiben, bestätigen die Maßnahmen. „Durch den Bau des Horstes wurde die Funktionsfähigkeit des Kamins so beeinträchtigt, dass eine ausreichende Wärmeversorgung der Haushalte nicht dauerhaft garantiert werden kann“, teilte Pressesprecherin Nina Reitz auf FT-Nachfrage mit.
Ersatzstandort mit Nisthilfe geplant
Die Energiezentrale an der Angerstraße versorgt 400 Haushalte in den benachbarten Gebäuden. Wie Reitz weiter berichtete, erfolgte die Maßnahme in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts. Eine Ausnamegenehmigung der Regierung von Oberbayern liege vor. Die Sprecherin betonte auch, dass in den nächsten zwei Wochen an einem Ersatzstandort eine Nisthilfe für die Störche errichtet werden soll.
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In der Facebook-Gruppe „Treffpunkt Freising“ berichtet ein User indes, dass ihm auf Nachfrage bei der Naturschutzbehörde mitgeteilt worden sei, dass die Stadtwerke eine erste, befristete Genehmigung für die Entfernung des Nestes hätten verstreichen lassen und die behördliche Erlaubnis daher verlängert habe werden müssen. Tenor der Kritik: Hätte man früher das Nest entfernt, wäre womöglich weniger Schaden für die Vögel entstanden.
Zur Befristung konnte Reitz auf erneute Anfrage am Freitagmittag keine Aussage mehr treffen. „Die Störche haben aber definitiv nicht gebrütet. Und sie haben dort auch letztes Jahr keine Küken aufgezogen.“