Der Vater des Neujahrsschwimmens ist tot: „Wasser-Sepp“ Josef Schmiegel prägte die Neufahrner Wasserwacht

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Ein Leben im Zeichen der Wasserwacht: Als Josef Schmiegel beim Neujahrsschwimmen nicht mehr selbst ins Wasser ging, moderierte er die Kultveranstaltung äußerst gewitzt. © Privat

Aus einer lapidaren Herausforderung, bei der es um 200 Mark ging, machte Josef Schmiegel das beliebte Neufahrner Neujahrsschwimmen. Nun ist der „Wasser-Sepp“ gestorben.

Neufahrn – Am 1. Januar diesen Jahres sprangen beim Neufahrner Neujahrsschwimmen 107 mutige Menschen in den Mühlsee und es war der Tag der Rekorde. Mehr als 40 Jahre gibt es das Event bereits – und erstmals hatte man mehr als 100 Badende. Der „Wasser-Sepp“, mit bürgerlichem Namen Josef Schmiegel, das Gesicht der Neufahrner Wasserwacht und ein Gemeinde-Original, wäre sicher stolz gewesen, das zu erleben. Doch das Rekordbaden erlebte er nicht mit, weil er im Pflegeheim lebte und dort kürzlich im Alter von 79 Jahren gestorben ist.

1972 wurde die Neufahrner Wasserwacht gegründet, und in der Anfangsphase war der „Wasser-Sepp“ zwölf Jahre lang Vorsitzender des Vereins. Er hat die Hilfseinrichtung aufgebaut, die an dem wunderschönen Neufahrner Badesee an Wochenenden für die Sicherheit der Menschen bereitsteht. Josef Schmiegel kam seinerzeit auch zur Wasserwacht, damit seine beiden Söhne schwimmen lernen. Die damals noch jungen Kinder bevorzugten den See gegenüber dem Hallenbad, wo es beim Schwimmverein mehr um Leistung geht.

Josef Schmiegel war auch der Erfinder des Neujahrsschwimmens, bei dem mittlerweile mehrere hundert Besucher zusammenkommen. Der Wasser-Sepp war seinerzeit im Dorf bettelnd unterwegs, weil er 200 Mark für Taucheranzüge benötigte. Und dann sagte ein Geschäftsmann bei einer freundlich verpackten Absage den magischen Satz: „Sepp, wenn du am 1. Januar in den Weiher reinhupfst in der Badehose, dann kriegst du die 200 Mark.“

Die Wette galt und der „Wasser-Sepp“ erinnerte sich: „Ich bin dann von einem Kieshügel reingesprungen und habe das Geld bekommen.“ Fünf bis sieben Zuschauer waren dabei. Rund 15 Jahre badete der „Wasser-Sepp“ selbst mit, und dann moderierte er den traditionellen Neufahrner Jahresstart. „Ich bin so stolz, was aus meinem Baby geworden ist“, sagte der Initiator einst, der als Moderator bessere Lacherfolge erzielte als so manche Kabarettisten im Fernsehen. Das bayerische Mannsbild mit dem unvergleichlichen Humor lächelte sein Nicht-Mehr-Baden weg („Wenn ich reinspringe, gibt es einen Tsunami“) und 2019 witzelte er über den niedrigen Wasserstand: „Bald laufen wir wie Jesus zum anderen Ufer.“

Der „Wasser-Sepp“ machte am Mühlsee aus einem besseren Burschenverein eine Hilfseinrichtung, die im gesamten Landkreis Freising unterwegs ist, wenn an Seen, Flüssen oder bei Hochwasser Menschen in Gefahr sind. Den Spitznamen „Wasser-Sepp“ bekam er übrigens nicht am Mühlsee, sondern bei einem Besuch in der italienischen Partnergemeinde Gardolo. Bei dieser Freundschaft ist Schmiegel auch ein Mitglied der ersten Stunde.

Obwohl er eigentlich ein „Zugezogener“ war, ist der „Wasser-Sepp“ ein Original der Gemeinde. Auch Bürgermeister Franz Heilmeier, ein treuer Stammgast des Neujahrsschwimmens, verneigt sich vor diesem besonderen Menschen: „Sepp war eine Institution und ein Original in unserer Gemeinde. Mit seinem Einsatz in unserer Wasserwacht und natürlich vor allem mit dem Neujahrsschwimmen hat er bleibende Spuren hinterlassen.“

Die Beisetzung von Josef Schmiegel wird im engsten Familienkreis erfolgen.

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