Miete, Raten, Rechnungen: Warum immer mehr Deutsche in Zahlungsnot geraten

Die finanzielle Belastung vieler Menschen in Deutschland nimmt weiter zu. Laut einer aktuellen Umfrage der Schufa mussten immer mehr Verbraucher ihre Miet- oder Ratenzahlungen aussetzen. Besonders betroffen sind Geringverdiener und junge Erwachsene.

In der Mitteilung wird berichtet, dass elf Prozent der Befragten angaben, in den vergangenen sechs Monaten ihre Miete oder Kreditraten nicht zahlen zu können – so viele wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung im Jahr 2020.

Junge Erwachsene in finanzieller Not: Jeder Vierte setzt Zahlungen aus

Besonders betroffen sind Haushalte mit einem Nettoeinkommen von weniger als 2000 Euro sowie junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren. In dieser Altersgruppe hat jeder Vierte (26 Prozent) angegeben, Miet- oder Ratenzahlungen ausgesetzt zu haben. Außerdem haben 45 Prozent der jungen Befragten Rechnungen hinausgezögert und 36 Prozent ihr Konto überzogen.

Auch die Nutzung von sogenannten Buy-Now-Pay-Later-Angeboten (BNPL) führt zunehmend zu finanziellen Schwierigkeiten. Laut einer Mitteilung haben 44 Prozent der BNPL-Nutzer in den vergangenen sechs Monaten mindestens eine Bezahlfrist versäumt und mussten Mahngebühren zahlen. Im Oktober 2023 lag dieser Wert noch bei 22 Prozent.

Die Schufa schlägt Alarm: Immer mehr Deutsche können ihre Miete und Raten nicht zahlen. Besonders junge Erwachsene geraten in die Schuldenfalle.
Die Schufa schlägt Alarm: Immer mehr Deutsche können ihre Miete und Raten nicht zahlen. Besonders junge Erwachsene geraten in die Schuldenfalle. (Symbolbild) IMAGO

Schufa warnt vor riskantem Kredit-Trend: Jeder zweite BNPL-Nutzer in finanzieller Not

Bei jedem zweiten BNPL-Nutzer fehlte bereits das Geld, um offene Zahlungen zu begleichen, bei elf Prozent war dies sogar mehrfach der Fall. „Die aktuellen Zahlen machen deutlich, dass auch neue Kreditformen wie ‚Buy Now Pay Later‘ verantwortungsvoll reguliert werden müssen”, betont Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der Schufa Holding AG, in einer Mitteilung.

Die Umfrage zeigt außerdem, dass die Zukunftsängste vieler Menschen weiterhin hoch sind. Rund zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) blicken mit großer Sorge auf die kommenden Monate. Etwa jeder Vierte (28 Prozent) befürchtet, einen Kredit aufnehmen zu müssen, falls die Preise für Lebensmittel und Energie weiter steigen. Lediglich 23 Prozent der Befragten glauben, über genügend Rücklagen zu verfügen, um die steigenden Lebenshaltungskosten abzufedern.

Neue EU-Richtlinie: Strengere Regeln für Kleinkredite bei Zahlungsdiensten

Das Problem mit den Buy-now-pay-later-Angeboten könnte jedoch bald deutlich verringert werden. Eine neue Verbraucherkreditrichtlinie der EU soll dem entgegenwirken. Ab November 2025 müssen auch Kleinkredite unter 200 Euro einer Bonitätsprüfung unterzogen werden. Anbieter wie Klarna und PayPal haben bis 2026 Zeit, die neuen Vorgaben umzusetzen. Eine Sprecherin von Klarna erklärte gegenüber dem RND, dass das Unternehmen bis dahin in allen EU-Märkten konform sein werde.

Verbraucherschützer und Händler äußern jedoch Bedenken. Ramona Pop vom Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert, dass Kreditgeber bei kleinen Beträgen möglicherweise keine gründlichen Prüfungen durchführen werden. Auch Händler wie Zalando sehen Herausforderungen, da die neuen Regeln den Kauf auf Rechnung erschweren könnten.