Technologiekonzern schließt deutschen Standort und verlagert Produktion – rund 200 Mitarbeiter betroffen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Der Technologiekonzern Feintool hat eine Neuausrichtung in Europa angekündigt, die mit der Schließung eines deutschen Standorts einhergehen soll. Die Produktion wird ins Ausland verlagert.

Sachsenheim/Lyss - Die Krise der Automobilindustrie betrifft nicht nur deutsche Schwergewichte wie VW, Bosch oder ZF Friedrichshafen, die allesamt massive Sparmaßnahmen angekündigt haben, sondern Unternehmen in ganz Europa. Der Schweizer Technologiekonzern Feintool hat die Neuausrichtung seiner Produktion von Rotoren und Statoren für Elektromotoren angekündigt, die unter anderem mit der politischen Unsicherheit im Feld der Elektromobilität begründet wird. Da die Marktbedingungen in Deutschland besonders unsicher sind, soll ein kriselnder Standort geschlossen werden.

Die Feintool International Holding AG mit Hauptsitz in Lyss im Kanton Bern ist auf das Feinschneiden, Umformen und Elektroblechstanzen von Stahlblechen für die Automobilindustrie und andere Industriesparten spezialisiert. Wie das Unternehmen am Dienstag (3. Dezember) in einer Ad-hoc-Mitteilung erklärte, haben sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsführung aufgrund der sehr angespannten Auftrags- und Ertragslage dazu entschieden, die Geschäftseinheit Stamping, die auf Elektrostanzbleche spezialisiert ist, neu aufzustellen. Das Nachsehen hat dabei der Standort Sachsenheim (Baden-Württemberg).

Feintool will Produktion von Sachsenheim nach Ungarn verlagern

Dass Unternehmen wegen der aktuellen Lage sogar ganze Standorte auf den Prüfstand stellen, ist keine Seltenheit mehr. Beim VW-Konzern steht die Schließung mehrerer Werke im Raum und bei Autozulieferer ZF steht die Schließung des Standorts Gelsenkirchen zum Jahresende bereits seit langem fest. Bei Feintool trifft es der Mitteilung zufolge den Standort Sachsenheim, den der Schweizer Konzern im Jahr 2022 von der aufgelösten Kienle & Spiess GmbH übernommen hatte. Die Leitung, die Kompetenzzentren Forschung und Entwicklung sowie die hochautomatisierte Automotive-Produktion sollen künftig am nahegelegenen Standort Vaihingen an der Enz gebündelt werden.

Name Feintool International Holding AG
Gründung 1959
Sitz Lyss, Kanton Bern, Schweiz
Branche Technologie
Mitarbeiter 3.390 (Ende 2022)
Umsatz 861 Millionen Schweizer Franken (2022)

Die Produktion in Sachsenheim, die laut Unternehmensangabe aufgrund von externen wirtschaftlichen Faktoren und den derzeitigen Rahmenbedingungen in Deutschland Verluste einfährt, soll größtenteils nach Tokod (Ungarn) verlagert werden. Im Folgenden soll der Standort Sachsenheim geschlossen werden. Da Feintools in der Mitteilung angibt, von den derzeit 450 Mitarbeitern in Sachsenheim und Vaihingen/Enz nach der Neuausrichtung noch etwa 250 beschäftigen zu wollen, gehen demnach rund 200 Arbeitsplätze in Baden-Württemberg verloren. Die Maßnahme steht allerdings noch unter Vorbehalt der Beteiligung der Arbeitnehmervertreter und soll möglichst sozial verträglich umgesetzt werden.

Ein Arbeiter stanzt Blech.
Der auf die Verarbeitung von Stahlblechen spezialisierte Technologiekonzern Feintools will sein Werk in Sachsenheim schließen. (Symbolfoto) © IMAGO/Imaginechina-Tuchong

Feintool erhofft sich von Neuausrichtung jährliche Ersparnisse von rund 16 Millionen Euro

Mit der Neuausrichtung der Geschäftseinheit erhofft sich der Schweizer Technologiekonzern nach eigenen Angaben Einsparungen von bis zu 15 Millionen Schweizer Franken (rund 16 Millionen Euro) pro Jahr. „Feintool ist mit einer sehr anspruchsvollen Marktsituation konfrontiert, die ein konsequentes Handeln erfordert“, erklärt CEO Torsten Greiner. „Der Entscheid, die Business Unit Stamping neu aufzustellen und Teile der Produktion zu verlagern, wurde sorgfältig abgewogen und getroffen.“ Die Neuausrichtung wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Wann genau der Standort Sachsenheim geschlossen wird, steht demnach noch nicht fest.

Neben der heimischen Wirtschaft haben auch die Unternehmen im Nachbarland Schweiz seit einiger Zeit deutlich zu kämpfen. Im Frühjahr hatte der Pharmakonzern Novartis angekündigt, am Stammsitz rund 400 Stellen streichen zu müssen und das Medienunternehmen Tamedia hat sowohl einen Stellenabbau als auch die Schließung von Standorten angekündigt.

Auch interessant

Kommentare