Geretsried plant Fernwärmenetz: Stadtwerke-Chef erklärt Preisgestaltung

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Ein Vorzeigeprojekt: Dem Geothermie-Kraftwerk in Gelting statteten im August 2023 Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (li.) und Bundeskanzler Olaf Scholz (2. v. li.) einen Besuch ab. Es macht das Geretsrieder Fernwärmenetz unabhängig vom Ausland. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Geretsried soll ein Fernwärmenetz bekommen. Kritiker bemängeln oft intransparente Preise und lokale Monopole. Der Stadtwerke-Chef gibt Einblicke in die geplante Preisgestaltung.

Geretsried – Geretsried soll ein Fernwärmenetz bekommen. Das Wasser, das die Firma Eavor auf dem Bohrplatz in Gelting unterirdisch erwärmt, soll in Zukunft viele Haushalte in der Stadt heizen. Doch immer wieder steht diese Form der Wärmeversorgung in der Kritik wegen intransparenter Preisgestaltung und lokaler Monopole, die die Anbieter halten. Im Interview erklärt Stadtwerke-Chef Jan Dühring, wie die Preise in Geretsried künftig berechnet werden sollen und welche Maßnahmen für faire Kosten sorgen.

Wie geht es mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes in Geretsried voran?

Im Moment befinden wir uns, was das Fernwärmenetz betrifft, ja noch in der Planungs- und Vorbereitungsphase. Der Baubeginn ist ab Mitte 2026 vorgesehen. Momentan werden erforderliche Planungen weiter konkretisiert und insbesondere Genehmigungsverfahren, wie zum Beispiel Baugenehmigungen für Wärmeübergabestation und Fernwärmezentrale oder Naturschutzprüfungen für den Leitungsbau betrieben.

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Geretsrieder Stadtwerke-Chef Jan Dühring © Sabine Hermsdorf-Hiss

Wie soll denn der Preis für die Fernwärme in Geretsried genau berechnet werden?

Der Preis wird sich nach einem Preismodell berechnen, welches demnächst von der Isar Loisach Naturwärme GmbH (ILN) veröffentlicht werden soll. Er wird sich wie allgemein üblich aus einmaligen Kosten für den Anschluss (Hausanschlusskosten) und laufenden Kosten für den Wärmeverbrauch zusammensetzen. Hier sind die klassischen Komponenten Leistungspreis (abhängig von der Leistungsfähigkeit des Anschlusses) und Arbeitspreis (je bezogener kWh-Wärme) zu Grunde gelegt. Betreffend der Hausanschlusskosten sind nennenswerte Rabatte für „Frühbucher“, welche bei Verfügbarkeit direkt oder zeitnah auf die Fernwärme umsteigen, vorgesehen.

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Wie stellen die Stadtwerke denn sicher, dass die Preise für Fernwärme fair bleiben, obwohl die Kunden keinen alternativen Versorger haben?

Als kommunaler Versorger steht die Gewinnmaximierung eben nicht im Fokus. Im Wärmeliefervertrag sind transparent Regelungen zur möglichen Anpassung des Fernwärmepreises niedergelegt. Die wesentlichen Komponenten sind hierbei die allgemeine Entwicklung des Wärmemarktes, da dies vom Gesetzgeber so vorgegeben ist, und untergeordnet auch der Strompreis wegen des Stroms, der für den Betrieb der Netzpumpen eingesetzt wird. Dies wird klar nachvollziehbar über Indizes vom Statistischen Bundesamt abgebildet.

Was spielt noch mit rein?

Ansonsten ist, und das ist in dem Maße außergewöhnlich, auch ein erheblicher Teil des Wärmepreises nie irgendeiner Preisanpassung unterworfen. Dies wirkt sich natürlich permanent stark dämpfend auf mögliche Preissteigerungen aus und ist ein echter „Supervorteil“ unserer Fernwärme. Das ist möglich, da das heiße Wasser unter unseren Füßen, also der „Brennstoff“ wenn man so will, keiner Preisentwicklung unterliegt. Öl, Gas oder Kohle spielen bei der Preisentwicklung unserer Fernwärme also keine direkte Rolle – anders als bei den meisten Versorgern landauf, landab!

Welche Vorteile bietet Fernwärme im Vergleich zu anderen Heizlösungen – etwa bei Kosten und Umweltschutz?

Die Herstellung des Fernwärmeanschlusses ist im Verhältnis zum Kauf und der Installation einer neuen Heizung bereits preiswert. Hinzu kommt, dass ein Fernwärmeanschluss eine deutlich längere Lebensdauer als eine gewöhnliche Heizung hat. Man erspart sich also auch zukünftig für viele, viele Jahre den Kauf einer neuen Heizung. Weiterhin ist unsere Fernwärme klimaneutral. Aspekte, wie eine Verteuerung durch CO₂-Preise oder ähnliches, sind ein für alle Mal vom Tisch. Die Fernwärme erfüllt unter Umweltgesichtspunkten sämtliche Zukunftsanforderungen des Gesetzgebers und kann die Anschlussnehmer von zahlreichen gesetzlichen Anforderungen freihalten.

Was sind weitere Vorteile?

Unsere Fernwärme ist durch den Einsatz einer lokalen Wärmequelle – die Geothermiebohrungen in Gelting – unabhängig vom Ausland. Sie befindet sich direkt und dauerhaft unter unseren Füßen. Letztendlich ist die Fernwärme ein Rundum-Sorglos-Paket. Einschließlich der Wärmeübergabestation im Keller wird alles durch die ILN betreut. Keine lästige Suche nach Handwerkern, sondern 24-Stunden-Bereitschaftsdienst bei Störungen. Dies alles führt in seiner Gesamtheit zu einer preiswerten, komfortablen, sicheren und umweltfreundlichen Wärmeversorgungslösung, die ihresgleichen sucht.

Wie wird sichergestellt, dass die Fernwärme in Geretsried bezahlbar bleibt, auch wenn die Energiekosten steigen?

Auch die Geretsrieder Fernwärme kann sich, schon bedingt durch die Vorgaben vom Gesetzgeber, nicht vollständig vom Wärmemarkt entkoppeln. Durch die genannten Vorteile, vor allem den nicht indexierten Preisbestandteil, ist dies aber immer moderat und gedämpft. Dies ist insbesondere langfristig betrachtet wirklich ein enormer Vorteil für die Kunden.

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Im Internet gibt es Preisvergleichs-Plattformen, die Transparenz für Fernwärme-Kunden schaffen wollen. Was halten Sie davon?

Grundsätzlich finde ich so etwas gut. Allerdings nützt diese Information dem Kunden häufig nur bedingt was. Jedes Fernwärmenetz ist unterschiedlich in seiner Struktur, abhängig von örtlichen Gegebenheiten und es hängt natürlich auch maßgeblich davon ab, welche Wärmequellen in das Fernwärmenetz eingebunden sind. Es ist somit eigentlich nie eine direkte Vergleichbarkeit gegeben. Eine Plattform kann also lediglich einen Überblick verschaffen, wie man bezüglich der Wärmebezugskosten grundsätzlich so im Vergleich zu anderen Netzen steht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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