„Virtuelles Golf ähnelt Computerspiel“

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Zukunft des Golfsports? PGA-Professional Christof Wendt veranstaltet die Kaltenbrunner Indoor Open im Festsaal von Gut Kaltenbrunn, ein Turnier für Amateure. © THOMAS PLETTENBERG

Der Festsaal von Gut Kaltenbrunn verwandelt sich vom 14. bis 31. Januar in einen Golfplatz, zumindest virtuell. Dann finden dort die Kaltenbrunner Indoor Open statt, ein Golfturnier für Amateure. Der aus Hamburg stammende Miesbacher Christof Wendt (45) veranstaltet den Wettbewerb erstmals für eine breite Öffentlichkeit. Im Interview nennt er Details.

Gmund - Anfang vergangenen Jahres hatte das Indoor-Turnier bereits versuchsweise für eine ausgewählte Klientel stattgefunden. Im Interview spricht Christof Wendt, Diplom-Golfbetriebsmanager und „Fully Qualified PGA-Professional“, also ein von der Professional Golfers‘ Association of Germany (PGA) ausgebildeter Golflehrer, über Vorurteile gegenüber dem Sport – und seine Zukunft.

Herr Wendt, wie kamen Sie auf die Idee zu den Kaltenbrunner Indoor Open?

Es gibt im Tegernseer Tal keine Indoor-Golf-Location, und so habe ich auf der Suche nach einer geeigneten Örtlichkeit den Geschäftsführer und den Betriebsleiter von Gut Kaltenbrunn, Moritz Hardieck und Dominik Krauß, angesprochen. Ich kenne die beiden über den Tegernseer Golf-Club. Sie standen der Idee positiv gegenüber, sodass wir die Indoor Open im Januar 2024 im Festsaal von Gut Kaltenbrunn veranstaltet haben. Trotz einer nur sehr kleinen Veranstaltungsankündigung über unsere Websites und Social-Media-Kanäle hatten wir 48 Teilnehmer und 54 Gäste bei der Siegerehrung. Genug, um nun die zweiten Kaltenbrunner Indoor Open durchzuführen, natürlich in der Hoffnung, dass sie wachsen.

Geht beim Indoor-Golfen nicht der Reiz des Spiels verloren?

Mittlerweile ist die Grafik der Simulatoren sehr gut, sodass das virtuelle Golfspiel richtig Spaß macht. Wir haben eine vier mal drei Meter große Leinwand, auf die der Platz projiziert wird. Man darf auch nicht vergessen, dass die Golf-Saison in unseren Breiten sehr kurz ist. Indoor-Golf ist daher eine Möglichkeit, auch im Winter im Schwung zu bleiben. Zudem ist der Zeitaufwand beim Indoor-Golf deutlich geringer. Eine Runde dauert ungefähr eine Stunde. Draußen braucht man mindestens dreieinhalb Stunden, weil man auf einem 18-Loch-Platz sieben bis neun Kilometer zu gehen hat. Mittlerweile gibt es auch eine virtuelle Profi-Golftour über den Winter, die Next Golftour.

Wie wird das virtuelle Turnier in Kaltenbrunn ausgewertet?

Wir nutzen den Trackman 4-Simulator, mit dem die Profis trainieren. Das ist ein Messsystem, das auf Radartechnik basiert. Es wertet die beim Golfschwung und Ballflug erzeugten Daten in Echtzeit aus. Neben seinem Einsatz als Trainings- und Analyse-Tool kann man damit aber auch Indoor-Turniere spielen. Der Trackman simuliert mehr als 300 Golfplätze weltweit, zum Beispiel Budersand auf Sylt und St. Andrews-The Home of Golf in Schottland. Und er beinhaltet viele interaktive Spiele, auch für Familien und Anfänger. In den Indoor-Locations, von denen es in Deutschland immer mehr gibt, funktioniert das sehr gut.

In Kalifornien und Südafrika gibt es vor dem Hintergrund des Klimawandels Proteste gegen die Beregnungsanlagen von Golfplätzen. Ist Indoor-Golf die Zukunft des Golfsports?

Man hat inzwischen eine Outdoor- und eine Indoor-Saison, das bedeutet, dass beides nebeneinander existiert. Die Branche macht sich viele Gedanken über Nachhaltigkeit. Zum Teil gibt es Beregnungsverbote. Es gibt auch neue Grassorten, die robuster sind. Kleinere Neun-Loch-Anlagen sind mittlerweile auch mit Kunstrasen ausgestattet, da fällt die Beregnung des Platzes komplett weg.

Bei uns in der Region gibt es Bestrebungen, Golfplätze in Photovoltaikflächen umzuwandeln, mit dem Argument, Golf liege bei der jungen Generation nicht mehr im Trend.

Die Älteren stellen die Mehrheit, das ist richtig. Das bedeutet aber nicht, dass der Sport nicht mehr im Trend liegt. Die deutschen Golfclubs haben derzeit fast 683 000 Mitglieder insgesamt, das ist der höchste Wert seit 2002 und ein Zuwachs von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nicht selten erfolgt der Eintritt über die Indoor-Locations, gerade bei der jungen Zielgruppe.

Warum?

Das hat mehrere Gründe. Einer ist die Gamification. Virtuelles Golf in Indoor-Anlagen ähnelt einem Computerspiel. Die Grafik ist ansprechend, und man hat Sound dabei. Man hört Vögel zwitschern und das Plätschern, wenn der Ball zum Beispiel ins Wasser fällt. Hinzukommt, dass die Atmosphäre in den Indoor-Anlagen lässig ist. Es gibt einen Service, der Getränke und etwas zum Essen bringt. Gerade Neulinge, die sich nicht in den Golfclub trauen, weil sie Vorurteile haben, gehen aber durchaus in Indoor-Anlagen. Dort merken sie, dass Golf Spaß macht und wagen dann doch gemeinsam mit einem Golflehrer den ersten Schritt auf den Platz. Das Eis ist schneller gebrochen.

Was ist denn dran an den Vorurteilen? Sind Golfclubs versnobte Altherrenzirkel?

Es gibt in Deutschland vielleicht noch eine Handvoll Golfclubs, für die man einen Bürgen braucht, um Mitglied zu werden und die einen hohen Beitrag verlangen. Ansonsten gibt es mittlerweile viele verschiedene Modelle. Darunter auch das sogenannte Pay and Play, wo man ohne Vorkenntnisse und ohne Mitgliedschaft gegen eine Einmalzahlung spielen kann. Meist sind das deutlich kleinere Plätze mit kürzeren Bahnen.

An wen richten sich die Kaltenbrunner Indoor Open?

Das Turnier richtet sich an jeden, der mindestens Handicap 36 hat. Über die Trackman-App können registrierte User das Turnier beobachten, auch wenn sie nicht vor Ort sind. Man kann aber auch einfach zum Spielen oder Schnuppern vorbeikommen, ohne am Turnier teilzunehmen. Ein Handicap ist dafür keine Voraussetzung.

Indoor-Open auf Gut Kaltenbrunn: So funktioniert das Anmelden

Anmeldungen für die Indoor Open vom 14. bis 31. Januar sind möglich unter www.absolut-golf.de. Das Startgeld beträgt 80 Euro und inkludiert ein Drei-Gänge-Menü bei der Siegerehrung am 7. Februar.

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