Wichtiger Deal für Thyssenkrupp geplatzt – Ampel offenbar Schuld

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Der Verkauf der Thyssenkrupp-Marinesparte läuft nicht wie geplant. Obwohl der US-Finanzinvestor Carlyle Interesse gezeigt hatte, scheint die Bundesregierung die Übernahme verhindert zu haben. Woran scheiterte der Deal?

Essen – Der Industrie- und Technologiekonzern Thyssenkrupp will sich von seiner Marinesparte trennen. Für Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) soll ein Industriepartner, ein Investor oder ein Käufer gefunden werden. Im US-Finanzinvestor Carlyle schien dieser gefunden worden zu sein – doch die Zweifel der Bundesregierung scheinen den potenziellen Deal endgültig zum Scheitern gebracht zu haben. Was ist passiert?

US-Finanzinvestor zieht sich von Bieterverfahren der Marinesparte von Thyssenkrupp zurück

Die Marinesparte ist laut Thyssenkrupp „Weltmarktführer bei konventionellen U-Booten und führend in der Entwicklung neuer Über- und Unterwassertechnologien der Marine.“ Auch an der Entwicklung von Möglichkeiten zur Bergung und Entsorgung von Munitionsaltlasten in den Weltmeeren wird geforscht. Im Geschäftsjahr 2022/2023 wurde ein Umsatz von 1,8 Milliarden Euro bei einem bereinigten EBIT von 73 Millionen Euro erzielt.

„Thyssenkrupp Marine Systems ist derzeit das einzige Unternehmen in Europa, das sowohl den Unter- als auch Überwasserschiffbau mit der notwendigen Elektronikkompetenz unter einem Dach vereint“, heißt es in einer Aussendung. Rund 7.800 Mitarbeitender arbeiten bei TKMS, um die 3.100 Mitarbeitender alleine am Standort Kiel, dem größten Werftstandort Deutschlands. Nun hätte die Marine-Tochter zu einem Großteil an eine US-Beteiligungsfirma verkauft werden sollen.

Erst letztes Jahr gab der Aufsichtsrat grünes Licht für die Verselbstständigung der Marinesparte. Im März dieses Jahres kündigte der Konzern Gespräche mit der globalen Investmentgesellschaft Carlyle an und stellte einen Teilverkauf in den Raum. „Zeitgleich laufen Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates am Marinegeschäft von thyssenkrupp“, hieß es damals in einer Aussendung. Laut Medienberichten hatten die Amerikaner Interesse daran geäußert, eine Mehrheit an TKMS erwerben zu wollen. Nun teilte Thyssenkrupp am Dienstag, 22. Oktober, mit: „Die Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group hat uns mitgeteilt, dass sie sich aus dem Bieterprozess zur Beteiligung an der Marinesparte von thyssenkrupp zurückzieht.“

Christian Lindner, Robert Habeck und Olaf Scholz im Bundestag. Im Laufe der Woche wird die aktuelle Steuerschätzung erwartet.
Christian Lindner, Robert Habeck und Olaf Scholz im Bundestag. Im Laufe der Woche wird die aktuelle Steuerschätzung erwartet. © IMAGO/Frederic Kern

Scheiterte der TKMS-Verkauf von Thyssenkrupp an der Bundesregierung?

Der US-Finanzinvestor Carlyle sei im Bieterprozess für die Thyssenkrupp-Marinesparte wegen Widerstands aus der Bundesregierung ausgestiegen, berichtet das Handelsblatt in Bezug auf Regierungskreise. Neben Carlyle sollte auch der Staat einen Anteil von rund eines Viertels an TKMS übernehmen. Damit sollten hohe Bürgschaften abgesichert werden, die das Unternehmen für Aufträge von Deutschland, Israel und Norwegen übernommen hatte.

Bei einem Treffen der Staatssekretäre vor zwei Wochen sollte der Staatseinstieg beschlossen werden, basierend auf einer positiven Prüfung durch die KfW-Bankengruppe. Doch das Wirtschaftsministerium äußerte Bedenken, da ein Verkauf der Marinewerft an einen US-Investor kritisch bewertet wurde. Zudem gäbe es weitere Optionen, die man prüfen wolle – etwa hätte die Bremer Lürssen-Gruppe Interesse bekundet, die wie TKMS im Marinegeschäft tätig ist. Die Bedenken der Politik gegen ein Engagement hätten Carlyle dazu bewogen, sich aus dem Bieterverfahren zurückzuziehen, worüber sich Beteiligte von der Regierungsseite überrascht zeigten.

Nach Rückzug von US-Investor: Was ist der Plan von Thyssenkrupp?

Für Thyssenkrupp bedeutet dies nun zurück zum Start, waren die Gespräche mit Carlyle doch im fortgeschrittenen Stadium. „Trotz des Ausstiegs von Carlyle halten wir an dem eingeschlagenen Weg der Verselbstständigung von thyssenkrupp Marine Systems fest“, heißt es von der Unternehmensseite. „Dazu werden wir nun den von uns parallel angelegten Weg der Verselbstständigung des Marinesegments am Kapitalmarkt intensiv weiterverfolgen, bleiben aber für industrielle Partnerschaften weiterhin offen.“ Auch die Gespräche mit der Bundesregierung über eine Beteiligung des Bundes würden fortsetzt werden.

Zuletzt hatte Thyssenkrupp mit einem umfassenden Sanierungsplan der Stahlsparte, mit der Thyssenkrupp der größte Stahlproduzent Deutschlands ist, für Aufsehen gesorgt. Dort zählt das Unternehmen rund 27.000 Mitarbeiter, von denen eigene Stellen abgebaut werden sollen. Der neue Stahlchef Dennis Grimm kündigte ein hartes Sanierungskonzept an: „Es sind harte Einschnitte notwendig. Wir müssen profitabler werden“. Im August hatte Thyssenkrupp Gerüchte über eine Insolvenzgefahr entschieden zurückgewiesen.

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