„Robust, verlässlich und ein bisschen frech“: Neue Lechbrücke wurde eingeweiht

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Bestes Wetter herrschte bei der Einweihung der neuen Brücke über den Lech zwischen Lechbruck und Prem, welche mit einem großen Fest gefeiert wurde. © Hans-Helmut Herold

Viel Prominenz hat sich am Wochenende bei strahlendem Wetter auf der neu gebauten Lechbrücke eingefunden, um gemeinsam die Segnung des 100 Meter langen Stahlverbundbauwerks zu feiern. Ende September soll der Verkehr über die fertige Brücke rollen.

Prem/Lechbruck – „Eine Brücke verbindet zwei Ufer und macht Neues möglich, so ist auch Jesus der Weg zu Gott. Die neue Lechbrücke erinnert uns daran, wie wichtig Brücken sind, nicht nur aus Stein aus Stahl, sondern auch in Beziehungen und im Glauben. Segne alle Menschen, die sie benutzen“, segneten Pater Joyice Lanithottam und Pfarrer Hans-Ulrich Schneider die Brücke als sichtbares Zeichen zwischen Menschen, Generationen und Kulturen, und die beiden Figuren: den Heiligen Nepomuk und den gegenüberstehenden, steinernen Flößer. Die Lechbrucker Böllerschützen bekräftigen mit ihren drei Schüssen den feierlichen Akt.

Figuren zur Lechbrücke eskortiert

Der Schutzpatron der Flößer und Brücken, der Heilige Johannes Nepomuk, war zuvor standesgemäß in der Kutsche der Premer Familie Reichart, angeführt von Premer Trommlerzug und Musikkapelle, zur Brücke eskortiert worden. Dort hatten ihn die beiden Bürgermeister Andreas Echtler (Prem) und Werner Moll (Lechbruck) und ein paar Helfer in seine Holzüberdachung gehoben und gemeinsam befestigt. 

Echtler erinnerte in seinem Grußwort auch an die alte Brücke: „Errichtet nach den Kriegswirren, nachdem ja eine ihrer Vorgängerinnen noch zum Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt wurde, hat sie uns über Jahrzehnte hinweg gute Dienste geleistet und die raschen Entwicklungen der Mobilität erfahren, und so ist sie selbst in die Jahre gekommen.“ Er sei froh, dass dieses große Projekt so reibungslos, professionell, unkompliziert und termingerecht umgesetzt worden sei.

12 Meter der Brücke in Lechbruck, 88 Meter in Prem

Lechbrucks Bürgermeister Moll sagte, dass die zwei Gemeinden „seit Jahrzehnten in einer seltsamen Liebe miteinander verbunden seien“ und spielte dabei auf die jährlich stattfindenden Faschingszüge an, bei denen man sich immer gegenseitig aufs Korn nimmt. Diese seltsame Liebe bekomme nun eine sichtbare, neue und noch modernere Verbindung. Sie sei „robust, verlässlich und ein bisschen frech im Charakter – so wie eben unser Zusammenleben auch. Doch wir kommen trotz unserer Unterschiede zu Prem bestens aus.“ Zwölf Meter der Brücke gehörten nach Lechbruck, 88 Meter nach Prem. Schmunzelnd meinte er, dass so ja auch die Kosten geteilt werden.

Zahlreiche Ehrengäste - darunter Bundesinnnenminister Alexander Dobrindt - verfolgten, wie die Figur des Brückenheiligen über die Brücke getragen wurden.
Zahlreiche Ehrengäste - darunter Bundesinnenminister Alexander Dobrindt - verfolgten, wie die Figur des Brückenheiligen über die Brücke getragen wurden. © Hans-Helmut Herold

Ehrengast Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) freute sich, bei der Einweihung der technischen Meisterleistung dabei sein zu dürfen. „Der Flößer steht gegenüber des Heiligen Nepomuk und war früher das sichtbare Zeichen des Zusammenhalts, bevor es Brücken gegeben hat. Die Symbolik ist wunderbar gewählt, der Lech ist immer schon Brückenbauer gewesen und nun Symbol der Verbindung und nicht ein trennendes Element“, sagte er. Das Schöne sei, wenn aus einer seltsamen Liebe eine dauerhafte Liebe werde.

Freie-Wähler-Abgeordneter mit Seitenhieb an Dobrindt

„So viele Liebesbezeugungen hab ich noch nirgends gehört, noch nicht einmal bei Hochzeitsfeiern“, merkte Landtagsabgeordneter Harald Kühn (CSU) amüsiert an. „Mit diesem Brückenschlag ist dafür Sorge getragen, dass ihr nicht nur beinand bleibt’s, sondern dass ihr diese Liebe weiter vertiefen könnt’s. Für Eheberatungen sind wir gern immer bereit“, meinte Kühn humorvoll. Sein Kollege Bernhard Pohl (Freie Wähler) nutzte die Gelegenheit, für einen Seitenhieb an Dobrindt: „Den Löwenanteil der Staatsstraße zahlt der Freistaat Bayern, so wünschen wir uns das auch vom Bund.“

Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) überbrachte auch stellvertretend die Grußworte des Ostallgäus zum zwei Jahre andauernden, landkreisübergreifenden Bauobjekt. Sie dankte den Planern des staatlichen Bauamts, den fleißigen Bauarbeitern und allen beteiligten Firmen, sowie den Behörden, Gremien und Unterstützern, die dieses Projekt begleitet und vor allem möglich gemacht hätten. „Ein besonderes Vergelt’s Gott geht an die Bürgerinnen und Bürger, an die Lechbrucker und Premer und alle aus dem Umland, die täglich über den Lech gelangen mussten. Sie alle haben Geduld und starke Nerven bewiesen, trotz Baulärm, Umleitungen und zeitweiligen Vorsperrungen. Ich weiß, dass das oft eine große Belastung war, doch dieses Warten hat nun ein gutes Ende gefunden“, sagte Jochner-Weiß.

Brücke wird ab 30. September befahrbar sein

Die Musikkapellen Lechbruck und Prem umrahmten den Tag musikalisch. Auch die Trachtenjugenden der beiden Gemeinden trugen mit Auftritten zur Unterhaltung bei. Die Spielgemeinschaft Lechsee und die Schützenvereine sorgten für Getränke, Mittagessen, Kaffee und Kuchen.

Die neue Brücke wird voraussichtlich ab dem 30. September befahrbar sein. Der Rückbau der Behelfsbrücke soll bis Juni 2026 erfolgen.

Lechbrucks Bürgermeister Werner Moll, Reinhold Reichart (zweiter Bürgermeister Prem) und Prems Rathauschef Andreas Echtler (v.l.)  setzten den Brückenheiligen Johannes Nepomuk ein.
Mit vereinten Kräften wurde die Figur an ihren Platz gehoben. © Gwendolin Sieber

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