Keine toten Schaufenster in der Altstadt erwünscht

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Leerstand in der Altstadt wie hier in der Admiral-Hipper-Straße: Ein Bebauungsplan soll nun regeln, wie Geschäftsräume im Erdgeschoss genutzt werden dürfen. © Gallmetzer

Verstärkt gingen in der letzten Zeit Anfragen bei der Weilheimer Bauverwaltung zur Nutzung von leer stehenden Räumen in der Innenstadt ein. Ein Bebauungsplan soll nun regeln, was erlaubt wird und was nicht – zunächst zwischen Hofstraße und Admiral-Hipper-Straße. Im Stadtrat wurde kontrovers diskutiert.

Weilheim – Verstärkt gingen in der letzten Zeit Anfragen bei der Weilheimer Bauverwaltung zur Nutzung von leer stehenden Räumen in der Innenstadt ein. Ein Bebauungsplan soll nun regeln, was erlaubt wird und was nicht – zunächst zwischen Hofstraße und Admiral-Hipper-Straße. Im Stadtrat wurde kontrovers diskutiert.

„Neu definiert und festgelegt werden“ soll das Gebiet im Altstadtring, wie es in den Unterlagen zum Thema zu lesen ist. Denn bisher seien die wenigsten Areale dort bauleitplanerisch im Sinne einer geordneten Stadtentwicklung geregelt. Städtebaulicher und planerische Wille sei es, die Geschäfts- und Ladennutzung des Einzelhandels zu stärken und die Kaufkraft zu stärken.

Die Flächen im Erdgeschoss sollen daher für den Einzelhandel und die Gastronomie vorbehalten sein, wie Bauverwaltungsleiter Manfred Stork verdeutlichte. „Generell soll die Innenstadt belebt werden“, erklärte er. „Einzelhandelsfremde Nutzungen“ sollen somit ausgeschlossen werden. Konkret sei kürzlich die Anfrage eines Wettbüros eingegangen. Auch Maklerbüros oder Freiberufler müssten sich nach den geplanten Regelungen mit Räumen in oberen Stockwerken begnügen. Bestehende Unternehmen würde dies aber nicht beeinflussen. Sie dürften bleiben.

Die Pläne stießen auf Kritik im Stadtrat. Florian Lechner (BfW) monierte, dass es bereits viel zu viele Bebauungspläne in Weilheim gebe. Die meisten Immobilienbesitzer in der Altstadt seien schon genug gestraft durch Denkmalschutz und schwierigen Zufahrten, so der Architekt. Man solle ihnen nicht „wieder ein Verbot aufdrücken“ und lieber überlegen, wie man den Einzelhandel anderweitig unterstützen könne.

„Der Bebauungsplan ist das vornehmste Recht des Stadtrats“, entgegnete Bürgermeister Markus Lotz (BfW) und ergänzte: „Der Stadtrat will nichts verhindern, sondern gestalten.“ Ordnung und Struktur mit einem roten Faden seien das Ziel, das in Zusammenarbeit mit der Standortförderung entstehen soll. Es gebe einfach viele Dinge, die der Innenstadt nicht guttun würden, gab Loth zu bedenken.

„Dumme Gedanken eines Stadtratneulings“, wie er selbst sagte, warf Bernhard Kerscher (SPD) in den Raum. Er zeigte sich erstaunt, dass es so viele Bereiche in der Innenstadt ohne Bebauungsplan gibt. „Es gibt europaweit das gleiche Problem“, stellte Kerscher fest und sprach das allgemeine Einkaufsverhalten sowie die Ansiedlung von großen Einkaufsparks außerhalb der Stadtzentren an. „Es wird nicht gelingen, alle Geschäfte mit Einzelhandel zu füllen“, vermutete er und warb dafür, über alternative Nutzung nachzudenken – auch Wohnungen.

„Es gibt sinnvolle Alternativen“, antwortete Stork. Doch „tote Schaufenster“ seien keine Option. Wohnungen an belebten Orten wie dem Marienplatz seien im Erdgeschoss außerdem nicht attraktiv. Eine Wohnnutzung konnte sich Stefan Emeis (Grüne) ebenfalls nicht vorstellen. Er befürchtete, dass die bereits hohen Ladenmieten dadurch noch weiter steigen könnten. Doch war er sich hinsichtlich des aktuellen Vorhabens unschlüssig: „Ob ein Bebauungsplan das Allheilmittel ist, weiß nicht.“

„Es ist kritisch, das Wohnen im Erdgeschoss prinzipiell zu verbieten“, fand Saika Gebauer (FDP). „Ein langer Leerstand ist auch keine Lösung“, so ihre Meinung und schlug weitere Möglichkeiten vor. Für barrierefreie Arztpraxen seien ebenerdige Räume zum Beispiel ideal. Der vorgelegte Plan beinhalte für ihren Geschmack zudem zu viele Ausnahmen: „Es würde reichen, kein Wettbüro zu erlauben.“ Das entkräftete Stork sofort. Nur mit einem passenden Bebauungsplan habe man die nötige Handhabe dafür: „Damit haben wir den Fuß in der Tür.“ Gerade die vielen Ausnahmen lobte Hubert Schwaiger (BfW): „Wir geben die Richtung vor, haben aber immer die Möglichkeit, Ausnahmen zuzulassen. Deshalb ist das ein gelungener Entwurf.“

Dem schloss sich die Mehrheit des Gremiums an. Bis auf Gebauer und Lechner stimmten alle Räte dafür, das Aufstellungsverfahren für den Bebauungsplan zwischen Admiral-Hipper-Straße und Hofstraße einzuleiten.

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