Waffen, U-Boote, Munition: Was Deutschland Israel verwehrt und welche Folgen das hat

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich die deutsche Rüstungspolitik gegenüber dem Staat im Nahen Osten sichtbar verändert. Ein bemerkbarer Anstieg von Waffenlieferungen war in den Monaten nach dem Überfall zu beobachten – gefolgt von einer deutlichen Zurückhaltung im Jahr 2025. 

Die nun von der Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz beschlossene Aussetzung von bestimmten Waffenexporten an Israel markiert einen historischen Einschnitt – nicht nur in den deutsch-israelischen Beziehungen, sondern auch mit Blick auf die Eskalation im Gazastreifen.

Das Lieferverbot für Rüstungsgüter betrifft nur Waffen, die nicht zentral für die Selbstverteidigung Israels seien, heißt es in einem Hintergrundpapier. Doch was genau wurde eigentlich geliefert, und wie wirkt sich das Teil-Embargo auf Netanyahus Plan aus, Gaza komplett einzunehmen?

2023 lieferte Deutschland noch viele Waffen an Israel 

Im Jahr 2025 wurden von Deutschland vor allem kleinere Waffen- und Munitionschargen sowie spezialisierte Ausrüstungen für die israelische Marine an Israel geschickt, darunter vermutlich Komponenten für Kriegsschiffe vom Typ Sa’ar, die laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI derzeit im Gazastreifen im Einsatz sind. Konkrete Details zu den Lieferungen blieben jedoch vage.

Im Gegensatz dazu hatte Deutschland nach dem 7. Oktober 2023 laut "Spiegel" noch größere Lieferungen genehmigt, darunter rund 3000 tragbare Panzerabwehrwaffen sowie 500.000 Schuss Munition für voll- und halbautomatische Waffen. Ab 2024 wurden dann vor allem Ersatzteile für Helikopter und Panzer geliefert, während Anfragen für Kriegswaffen und Munition abgelehnt wurden.

Seit Frühjahr 2025 hält Bundesregierung sich bei Waffenlieferungen zurück

Insgesamt genehmigte die Bundesregierung laut einer Kleinen Anfrage der Linken vom Juni 2025 zwischen Oktober 2023 und Mai 2025 Rüstungsexporte im Wert von über 485 Millionen Euro, verteilt auf folgende Zeiträume:

  • Oktober bis Dezember 2023: ca. 296 Millionen Euro
  • Gesamtjahr 2024: 161 Millionen Euro
  • Januar bis März 2025: knapp über 28 Millionen Euro

Seit Frühjahr 2025 ist eine deutliche Zurückhaltung bei den Genehmigungen erkennbar.

Ein israelischer Soldat geht in Deckung, als die israelische Raketenabwehr "Iron Dome" startet, um eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete abzufangen.
Ein israelischer Soldat geht in Deckung, als die israelische Raketenabwehr "Iron Dome" startet, um eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete abzufangen. dpa

In der Vergangenheit hatte Deutschland auch U-Boote an Israel geliefert, die allerdings im  Gaza-Konflikt keine Rolle spielen. "Was für die Schlagkraft der Armee eine Rolle spielt, sind die Getriebe für den Schützenpanzer 'Merkava'. Gegen die Ausfuhr ist allerdings eine Klage des ECCHR anhängig, die bald vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof entschieden wird", erläuterte Thorsten Benner vom Global Public Policy Institute (GPPi) FOCUS online auf Anfrage. Die deutschen U-Boote, die für die nukleare Zweitschlagsfähigkeit sorgen, seien vom Embargo nicht betroffen.

Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels.
Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels. dpa

Ex-General Domröse: "Keine direkten militärischen Auswirkungen des Embargos"

"Das Teilembargo ist vor allem eine politische Botschaft. An Israels Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit ändert sich dadurch nichts", sagte Benner. Auch Ex-Bundeswehrgeneral und Nato-Kommandeur Hans-Lothar Domröse sieht "keine direkten militärischen Auswirkungen des Embargos auf die Operation in Gaza", sagte er FOCUS online. "Neben den U-Booten sind es vor allem Nischenprodukte, die Deutschland Israel liefert. Umgekehrt will Deutschland von Israel das Raketenabwehrsystem Arrow 3 kaufen, um uns gegen Bedrohung aus der Luft zu schützen."

Laut dem SIPRI-Experten Zain Hussain ist Deutschland für 30 Prozent der israelischen Rüstungseinfuhren verantwortlich – insbesondere für Ausrüstung der Marine. Die USA bleiben jedoch mit einem Anteil von 69 Prozent unangefochten größter Lieferant, sagte Hussain der "Tagesschau". 

Kurzfristig dürfte sich der deutsche Exportstopp nur begrenzt auf den Krieg im Gazastreifen auswirken. Die militärische Infrastruktur Israels ist zu einem erheblichen Teil unabhängig von deutschen Lieferungen funktionsfähig. Langfristig jedoch könnte die Entscheidung politischen Druck auf andere europäische Staaten ausüben, ihre eigenen Waffenexporte zu überdenken.