Europas zweitgrößter Rüstungskonzern konkretisiert Stellenabbau – auch deutsche Standorte betroffen
Der Stellenabbau bei Airbus Defence and Space soll etwas weniger drastisch ausfallen, als befürchtet. Dennoch werden auch in Deutschland einige hundert Stellen entfallen.
Immenstaad - Während die Automobilindustrie und weitere wichtige Branchen in der Krise stecken, profitiert die deutsche Rüstungsindustrie von den Konflikten weltweit. Unternehmen wie der Panzermotorenbauer Rolls-Royce Power Systems oder der Handwaffenhersteller Heckler & Koch können weiterhin starke Zahlen vorweisen; beim zweitgrößten Rüstungskonzern Europas scheint es allerdings nicht ganz so rosig auszusehen. Wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX berichtet, ringt Airbus mit hohen Verlusten im Satellitengeschäft und setzt deshalb den Rotstift an.
Konkret sollen in der Rüstungs- und in der Raumfahrtsparte des internationalen Luftfahrtkonzerns mehr als 2.000 Stellen entfallen, darunter knapp 700 an den deutschen Standorten. Da der Airbus-Standort in Immenstaad am Bodensee bei Friedrichshafen (Baden-Württemberg) als Hochburg der Satelliten- und Informationstechnologie gilt, ist anzunehmen, dass Sparmaßnahmen gerade dort angesetzt werden. Allerdings könnten auch die anderen deutschen Werke von Airbus Defence and Space unterschiedlich stark betroffen sein.
Stellenabbau bei Airbus Defence and Space: „Satelliten-Hochburg“ am Bodensee könnte betroffen sein
Die Division Airbus Defence and Space ist auf die Entwicklung von militärischer Luft- und Raumfahrttechnik spezialisiert und umfasst damit genau die beiden Bereiche, an denen der Konzern Kosten einsparen will. Dem Bericht zufolge soll der Stellenabbau, der rund fünf Prozent der Stellen der gesamten Sparte betrifft, vorrangig Management-Unterstützungspositionen betreffen und zudem möglichst sozialverträglich gestaltet werden. Die Sparte unterhält Standorte in ganz Europa, darunter sieben Produktionsstandorte in Deutschland, und beschäftigt insgesamt knapp 35.000 Menschen.

Airbus hatte bereits im Oktober aufgrund des schwächelnden Satellitengeschäfts einen Abbau von bis zu 2.500 Arbeitsplätzen angekündigt, was mitunter in der „Satelliten-Hochburg“ Immenstaad am Bodensee für Unruhe sorgte. An dem Hochtechnologiestandort wenige Kilometer außerhalb der Zeppelinstadt Friedrichshafen sind derzeit mehr als 2.000 Mitarbeiter angestellt. Weitere wichtige Standorte sind Ottobrunn bei München – wo sich der Hauptsitz von Airbus Defence and Space befindet – sowie das europäische Kompetenzzentrum in Bremen.
Standorte von Airbus Defence and Space in Deutschland*
Standort | Bundesland | Funktion |
---|---|---|
Ottobrunn | Bayern | Unternehmenszentrale, Forschungs- und Entwicklungszentrum, Fertigung von Raumfahrtantrieben, Satellitensubsystemen für Telekommunikation, Navigation und Erdbeobachtung |
Manching | Bayern | Instandhaltung, Depotinspektionen und Kampfwertsteigerung der militärischen Flugzeuge der deutschen Luftwaffe sowie von NATO-Streitkräfte, Eurofighter-Endmontage (zum Teil) |
Immenstaad am Bodensee | Baden-Württemberg | Systemführung von Navigations-, Erdbeobachtungs- und Wissenschaftssatelliten, Aufklärungs- und Überwachungssysteme, Zieldarstellungsdrohnen |
Ulm | Baden-Württemberg | C4ISR-Systementwicklung |
Lampoldshausen | Baden-Württemberg | Entwicklung und Fertigung von Triebwerken für den Einsatz von Satelliten, Sonden und Forschungsplattformen in orbitalen Erdumlaufbahnen |
Bremen | Bremen | Zentrale für alle Bereiche der bemannten Raumfahrt |
Trauen | Niedersachsen | Schwerelosigkeitsexperimente, Rettungssysteme für Unterseeboote, Hydrazin-Produktionsstätten, Umweltschutzberatung |
*hinzu kommen mehrere Standorte von Tochterunternehmen in Deutschland, darunter in Backnang (TESAT-Spacecom) oder Augsburg (Premium Aerotec)
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Airbus spürt bei Satellitentechnik wachsende Konkurrenz – vor allem von SpaceX
Statt den ursprünglich angekündigten 2.500 Stellen sollen bei Airbus Defence and Space laut dpa-AFX bis Mitte 2026 insgesamt 2.043 wegfallen. Airbus hatte bereits im Oktober erklärt, dass die betroffenen Mitarbeiter in anderen Bereichen des Konzerns neue Beschäftigungen finden sollen.
Dass die Airbus-Gruppe – der Konzern wurde im Jahr 2000 ursprünglich unter dem Namen European Aeronautic Defence and Space (EADS) gegründet – trotz des aktuellen Booms in der Rüstungsindustrie mit Verlusten zu kämpfen hat, liegt an der stetig wachsenden Konkurrenz im Bereich der Satellitentechnologie. Zu nennen ist dabei vor allem das US-Unternehmen SpaceX von Elon Musk, das inzwischen als größter Satellitenbetreiber der Welt gilt. SpaceX-Satelliten leuchteten auch bereits mehrfach über Stuttgart und anderen deutschen Städten.