Weil sich im Gasthof Am Gasteig abzeichnet, dass die Wirtsleute in Ruhestand gehen, sieht sich die Gemeinde zum Handeln gezwungen. Die Bauausschuss-Mitglieder haben daher die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gelände mit Seeblick beschlossen, um Spekulanten auszubremsen.
Gmund - Seit 48 Jahren betreiben Marianne und Karl Köck mit ihrer Familie den Gasthof Am Gasteig in Gmund. Der 80-jährige Vollblut-Wirt und seine Frau denken allmählich an Ruhestand und überlegen, wie es weitergehen könnte mit dem traditionsreichen Wirtshaus, das bereits 1905 von Köcks Großvater in Gmund eröffnet wurde und seither immer in Familienbesitz blieb. Er habe auch schon im Rathaus vorgesprochen, sagt Karl Köck, schließlich solle auch die Gemeinde wissen, dass sich Veränderungen abzeichnen könnten.
Areal des Gasthofs Am Gasteig in Gmund soll nicht Spekulanten in die Hände fallen
Und tatsächlich macht man sich nun im Rathaus Gedanken, das komplette Areal östlich der Bundesstraße so zu sichern, dass es nicht Spekulanten in die Hände fällt. Ein möglicher Verkauf des Gasthauses mit seinen umliegenden Flächen und Gebäuden könnte Begehrlichkeiten bei Investoren wecken, aus den Grundstücken mit Seeblick Profit zu schlagen. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses stand daher die Aufstellung eines Bebauungsplans zur Sicherung der Art der Nutzung für die Münchner Straße zwischen Hausnummer 8 und 24 auf der Tagesordnung.
Bisher sei lediglich im Flächennutzungsplan ein Mischgebiet ausgewiesen, schickte Bauamtsleiterin Christine Wild der Diskussion voraus. In diesem Mischgebiet seien verschiedene Nutzungen wie Gewerbe, Wohnungen oder auch Gastronomie zwar möglich, dies sei aber nicht für bestimmte Gebäude festgelegt. Angesichts einer ungewissen Zukunft für den Gasthof Am Gasteig mit seinen Gästezimmern und Ferienwohnungen sei es daher sinnvoll, den Bereich des Gasthofs in ein Sondergebiet Gastwirtschaft mit Beherbergungsbetrieb zu packen. Für den Rest wäre ein Mischgebiet sinnvoll, in dem Wohnungen und Gewerbe zulässig wären, so Wild.
Gasthof Am Gasteig in Gmund: „Lage mit Seeblick gehört geordnet und gesichert“
Bürgermeister Alfons Besel (FWG) hielt dieses Vorgehen für ideal, um die Zukunft der „sehr geschätzten und traditionsreichen Gaststätte“, die auch für das Vereinsleben wichtig sei, zu sichern. „Außerdem gehört diese Lage mit Seeblick geordnet und gesichert“, fand Besel.
Korbinian Kohler (CSU), der erst im Verlauf der Sitzung von den beabsichtigten Veränderungen im Gasthof erfuhr, konnte zunächst keinen Handlungsbedarf erkennen. „Wir würden den Wert des Grundstücks dadurch mindern“, sagte Kohler und war zunächst gegen diesen Eingriff, den die Gemeinde im Übrigen schon sehr gut begründen müsse. Besel argumentierte, dass die Gemeinde angesichts der ungewissen Zukunft des Gasthauses schon mitreden und mitsteuern sollte. „Wir haben schließlich eine Verantwortung für die Entwicklung des Ortsbildes und müssen das richtige Maß finden.“
Vize-Bürgermeister Herbert Kozemko (CSU) sah das ebenso: „Wir sollten ein Signal setzen, dass uns der Fortbestand eines Gasthauses hier wichtig ist“, so Kozemko. „Wenn wir nichts machen, dann ist der Spekulation Tür und Tor geöffnet.“ Dies dürfe nicht das Ziel sein. Dem Vorschlag Kohlers, das Gebiet über eine Veränderungssperre zu sichern, erteilte die Bauamtsleiterin eine Absage: Diese Sperre sei nur möglich, wenn man zuvor den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst habe.
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Michael Huber (Grüne) fand das Vorgehen richtig. „Wir haben doch brutalen Druck bei solchen Grundstücken mit diesem Ausblick“, so Huber. Nicht zu handeln, sei „brandgefährlich“. Huber empfahl, „den Dampf rauszunehmen“ und das Areal des Gasthauses zum Sondergebiet zu erklären. Auch Barbara von Miller (SPD) sah Handlungsbedarf: „Wenn wir nichts unternehmen, bekommen wir noch größere Probleme.“ Franz von Preysing (CSU) war dafür, „nochmal eine Runde zu drehen“ und mit Familie Köck über zukünftige Entwicklungen zu sprechen.
Gmund will Gasthof-Areal sichern und mit Wirtsleuten sprechen
Genau das will die Gemeinde Gmund nun machen. Sie will mit Familie Köck erneut über die Zukunftspläne für deren Gasthaus sprechen. Allein gegen die Stimme von Dritter Bürgermeisterin Christine Zierer (FWG), die nichts von der Überplanung des Gebiets hält und dafür war, die Dinge laufen zu lassen, wurde die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Nach dem Gespräch mit den Wirtsleuten soll der Bebauungsplan konkretisiert und dann erneut den Mitgliedern des Gremiums vorgelegt werden.