Söder fordert „echten Richtungswechsel“ und mehr Leistungsbereitschaft

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Applaus für den Ministerpräsidenten: Rund 900 Gäste kamen zum Neujahrsempfang des CSU-Kreisverbands nach Kaltenbrunn. © THOMAS PLETTENBERG

Fünf Wochen vor der vorgezogenen Bundestagswahl hat sich die CSU im Landkreis in Stimmung gebracht. Beim Neujahrsempfang auf Gut Kaltenbrunn streichelte Parteichef Markus Söder die konservative Seele und forderte einmal mehr einen „echten Richtungswechsel“.

Gmund – Markus Söder ist etwas ungehalten. Der Ton passt, aber dieses Licht! Schummriges Blau setzt den Slogan auf der Bühnenrückwand in Szene. „Deutschland wieder in Ordnung bringen“, steht da in großen Lettern. Der Landesvater selbst bleibt am Rednerpult im Halbdunkeln. Söder ohne Rampenlicht – wo gibt‘s denn sowas? Auch die mageren Selfie-Lichter seines Social-Media-Teams können es nicht richten. Mit einer knappen Handbewegung scheucht er die Mitarbeiter genervt wieder weg.

Markus Söder bei seiner Rede beim Neujahrsempfang auf Gut Kaltenbrunn.
Markus Söder bei seiner Rede beim Neujahrsempfang auf Gut Kaltenbrunn. © THOMAS PLETTENBERG

Die meisten der rund 900 Gäste in der Tenne auf Gut Kaltenbrunn bekommen davon nichts mit. Der Ministerpräsident ist ein Politprofi. Die eingefleischten Fans beim Neujahrsempfang des CSU-Kreisverbands packt er gleich am Anfang, bestellt Grüße von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz. Mit dem war er wenige Stunden zuvor auf Wahlkampftermin in Nordrhein-Westfalen. „Heute Früh im Sauerland, jetzt im Oberland – das ist definitiv eine Steigerung“, ruft Söder. Gelächter und begeisterter Applaus.

Vor dem Auftritt in Oberbayern hat er noch das Sakko gewechselt, zum schwarzen Rollkragenpulli trägt er jetzt ein Exemplar mit Hirschhornknöpfen. Die Botschaften sind dieselben und hinlänglich bekannt. Söder fordert eine Wirtschafts-, Energie- und Migrationswende, sieht den richtigen Platz für die Grünen in der Opposition und in AfD und BSW eine Gefahr für die Demokratie.

40 Minuten lang findet er teils kantige, teils schmeichelnde Worte. Wenn er der amtierenden Regierung etwa eine „Kette der Fehlentscheidungen“ vorwirft und dann wieder die „ehrenamtlichen Helden“ im Saal würdigt, die die Gesellschaft zusammenhalten. Deren Engagement zeichne den ländlichen Raum aus. „In jedem Dorf steckt mehr Verstand als im Berliner Regierungsviertel“, findet Söder. Stunden zuvor hat er diese Feststellung auch im Sauerland getroffen, dort aber von der „ländlichen Kleinstadt“ gesprochen. In Brilon durften sich die Sauerländer am Vormittag über das Kompliment freuen, „die Coolsten in Nordrhein-Westfalen“ zu sein, während der Landkreis Miesbach am Abend einmal mehr „zu einer der schönsten Regionen überhaupt“ erkoren wird. Es ist eben Wahlkampf, da lässt sich das Rad nicht stündlich neu erfinden.

Herzlichen Dank fürs Aufspielen: Markus Söder (l.) begrüßt die Mitglieder der Fischbachauer Musi. Die Gruppe begleitet den Neujahrsempfang seit Jahren musikalisch.
Herzlichen Dank fürs Aufspielen: Markus Söder (l.) begrüßt die Mitglieder der Fischbachauer Musi. Die Gruppe begleitet den Neujahrsempfang seit Jahren musikalisch. © THOMAS PLETTENBERG

In den vorderen Reihen nicken die Gäste eifrig und zustimmend zu Söders Thesen, hinten im Saal – wo nicht nur Parteimitglieder stehen – geht auch mal ein Murren durch die Reihen. „Der dreht sich doch wie ein Fahnderl im Wind“, sagt später ein eingefleischter CSUler. In einem folgt der Saal aber Söders Forderung: der nach der Rückkehr zu den Tugenden Fleiß, Anstand, Höflichkeit und Leistungsbereitschaft. „Deutschland als Leistungsland hat sich von der Leistung verabschiedet“, moniert der Ministerpräsident. Das müsse und werde sich wieder ändern. Die, die noch nicht gestanden waren, erheben sich nach der Rede applaudierend von ihren Plätzen.

Herzlichen Dank fürs Engagement: Beim Empfang wurde heuer für den Dorfhelferinnenverein um Vorsitzende Elisabeth Lidschreiber (4.v.r.) sowie für den Tierschutzverein Tegernseer Tal gesammelt. Der designierte Landratskandidat Franz Schnitzenbaumer (2.v.r.) stellte die Organisationen vor. Alexander Radwan und Landtagspräsidentin Ilse Aigner (l.) gratulierten.
Herzlichen Dank fürs Engagement: Beim Empfang wurde heuer für den Dorfhelferinnenverein um Vorsitzende Elisabeth Lidschreiber (4.v.r.) sowie für den Tierschutzverein Tegernseer Tal gesammelt. Der designierte Landratskandidat Franz Schnitzenbaumer (2.v.r.) stellte die Organisationen vor. Alexander Radwan und Landtagspräsidentin Ilse Aigner (l.) gratulierten. © THOMAS PLETTENBERG

Einen „Mentalitätswechsel“ hatte zuvor in seinen einleitenden Worten auch der CSU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan gefordert. Nur die CSU, macht er klar, könne bayerische Interessen in Berlin vertreten. Als Beispiel nennt er die Reform der Erbschaftssteuer. Anders als vor zwei Jahren vergisst Radwan heuer auch nicht den Festredner. „Ich freue mich, dass Du mich diesmal begrüßt hast“, sagt Söder und reitet dann zur Belustigung des Publikums noch ein wenig auf dem Fauxpas von 2023 herum. Der Parteichef steht – daran lässt er in diesem Augenblick keinen Zweifel – nur ungern im Schatten.

Großer Andrang herrschte an den Essensständen. Die Miesbacher Metzgerei Holzburger reichte Leberkas, die Naturkäserei Tegernseer Land eine Auswahl ihrer Spezialitäten.
Großer Andrang herrschte an den Essensständen. Die Miesbacher Metzgerei Holnburger reichte Leberkas, die Naturkäserei Tegernseer Land eine Auswahl ihrer Spezialitäten. © THOMAS PLETTENBERG

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