Christina und Matthias Zimmerer restaurieren den historischen Erlhof zum Eigenheim, trotz hohem Aufwand und Denkmalschutz.
Das Haus, in dem Christina Zimmerer mit ihrem Partner einziehen wird, steht schon. Sehr lange sogar, denn die ältesten Teile des Erlhofs in Moosstetten (Gemeinde Pastetten) sind von 1759. Die 24-Jährige möchte das Gebäude herrichten, aber es steht unter Denkmalschutz und ist stark sanierungsbedürftig. Doch sie packt das Projekt an.
Und es ist ein Mammutprojekt. Schon vor fünf Jahren hat Matthias Zimmerer (56) erstmals Kontakt mit den Denkmalschutzbehörden aufgenommen. Seit rund zwei Jahren steht fest, dass seine Tochter Christina sich der Aufgabe stellt. Die Vorfreude ist groß: „Mittlerweile sehe ich nicht mehr nur das alte Haus, sondern ich sehe in meinem Kopf genau, wie es später mal aussehen soll.“
2028 möchte die Bauherrin einziehen
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. „Es ist sehr langatmig“, sagt Matthias Zimmerer, der in Pastetten im Gemeinderat ist. Die Voruntersuchung ist beendet, „wir sind in die Planung stark eingestiegen und wollten eigentlich heuer loslegen“, berichtet seine Tochter. Doch die Zuschussgeber lassen mit Zusagen auf sich warten (siehe Kasten) – „solange können wir nichts machen“. Sogar das Einholen von Angeboten wäre förderschädlich.
Christina Zimmerer findet trotzdem, dass die Zeit, die verstrichen ist, „auch nicht geschadet hat. So konnte ich zum Beispiel auf der Denkmalmesse viel recherchieren.“ Um jedoch zu wissen, welche Teile erhalten werden müssen, wäre ein Ortstermin Anfang August entscheidend gewesen. Dieser konnte jedoch nicht stattfinden. Doch die Bauherrin bleibt dabei: „Ich würde gerne nächstes Frühjahr anfangen und so viel wie möglich schaffen, damit wir im Winter mit dem Innenausbau weitermachen können.“ Als Einzugstermin hat die 24-Jährige das Jahr 2028 im Blick.
Eimer für Regentropfen
Das Dach sei am wichtigsten, „das ist schon sehr baufällig. Es wurde mit Mühe und Not über die Jahre gestützt“, berichtet Elektroinstallationsmeister Matthias Zimmerer. Einst war der Dachstuhl strohgedeckt. Damit das Wasser besser ablaufen konnte, hat man es so steil gebaut. „Als in Poigenberg eine Ziegelfabrik entstand, wurde das Haus mit Ziegeln eingedeckt, aber der Dachstuhl nicht verstärkt. Er ist jetzt ein bisschen krumm, weil die Dachplatten schwerer sind als Stroh“, erklärt Matthias Zimmerer.
An mehreren Stellen tropft es ins Innere, Eimer fangen den Regen auf. „Zum Glück dürfen wir einen neuen Dachstuhl über den alten bauen. Der soll drin bleiben, ist aber nicht mehr tragfähig. Das wird eine Herausforderung“, weiß Christina Zimmerer, die dafür eigens einen Tragwerksplaner beauftragt hat.
Bei vielen Arbeiten will sie aber selbst anpacken. Als Maler- und Vergoldermeisterin hat sie die nötige Expertise, um Fenster herzurichten, zu verputzen oder Decken zu festigen. „Dass sie das Fachwissen hat, kommt auch bei den Ämtern gut an“, sagt ihr Vater.
Bis 1993 war das Bauernhaus bewohnt
Er freut sich, dass die Tochter das Projekt umsetzen will: „Ich habe den Kindern immer vorgelebt, dass Altes nicht schlecht sein muss. Ich habe ja auch das alte Anwesen übernommen, hier sind alle Vorfahren von mir aufgewachsen.“
Bis zu Matthias Zimmerers Generation war immer ein Erl auf dem Anwesen. Das alte Haus mit Flur, Stube, Küche und Kammer hat bis 1993 seine Tante bewohnt – ohne Toilette, und fließendes Wasser gab es nur an einem Punkt.
Geschichte geht bis ins 15. Jahrhundert zurück
Die Geschichte des Anwesens ist jedoch bis ins 15. Jahrhundert zurückzuverfolgen. In den Stiftbüchern ist etwa 1482 ein Peter Erl vermerkt. Eine Archivrecherche im Auftrag des Denkmalschutzamts hat ergeben, dass es sich bei dem Gebäude um den Wohnteil eines ehemaligen Kleinbauernhauses handelt: ein erdgeschossiger Steildachbau mit Blockhaus-Kniestock und Gred, im Kern 18. Jahrhundert, Mitte 19. Jahrhundert umgebaut.
„Das Wirtschaftsgebäude, von dem man gelebt hat, wurde 1907 modernisiert. Das Wohnen war weniger wichtig, das hat man im alten Zustand gelassen“, weiß Matthias Zimmerer, der den modernisierten Teil vor Jahren abbrechen und neu bauen durfte – „giebelgleich, damit es eine gute Silhouette gibt“. Der Rest blieb unberührt und ist „ein sehr bemerkenswertes Beispiel der bodenständigen Hauslandschaft in ihrer ältesten Form. Es ist daher ein Baudenkmal“, lautete schon 1979 die Stellungnahme vom Landesamt für Denkmalpflege.
Denkmal-Zuschüsse
Die Zimmerers wollen das alte Bauernhaus in zwei Abschnitten denkmalschutzgerecht restaurieren. Dafür haben sie Zuschüsse beantragt, deren Bewilligung teils auf sich warten lässt. Für den ersten Bauabschnitt mit Instandsetzung der Konstruktion der Fassade rechnet die Familie mit Gesamtkosten von rund 475 000 Euro. Sie hat die Gemeinde Pastetten um 10 000 Euro gebeten, eine Pauschalförderung von rund zwei Prozent. Der Eigenanteil liegt bei 306 000 Euro. Beantragt sind zudem 19 000 Euro vom Landkreis, 50 000 Euro vom Bezirk Oberbayern, 40 000 Euro von der Bayerischen Landesstiftung und je 25 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.