Kempten: Filmemacher präsentieren Erstlingswerk von 1979 zum Allgäuer Bauernkrieg
„Lond it luck!“ – „Lasst nicht locker!“: Unter diesem Titel führten die Regisseure Klaus Gietinger und Leo Hiemer ein Filmschmankerl aus dem Jahr 1979 im Colosseum vor.
Kempten – Ganz im Zeichen des blutigen Bauernkrieges 1525 hat der Streifen bis heute nichts an Aktualität verloren. Gedreht wurde seinerzeit mit Schmalfilm an Allgäuer Schauplätzen, unter anderem im Westallgäu, in Durach und Gerstruben. Aktuell restauriert, digitalisiert und etwas gekürzt gelang es den Regisseuren eindrucksvoll, die Bedrängnis des bäuerlichen Volkes durch die adeligen Machthaber spannend darzustellen. 500 Jahre liegt der Aufstand zurück, mit dem sich viele Allgäuer Bauern aus bitterer Leibeigenschaft befreien wollten.
Was sie auf ihren Feldern erwirtschaftet hatten, mussten die verarmten Untertanen in großen Mengen an den Fürstabt Sebastian von Breitenstein abtreten. Ihr Peiniger hingegen gönnte sich ein ausschweifendes Leben in Saus und Braus. Weiterer Gegenspieler des aufständischen Volkes war Georg Truchsess von Waldburg, Feldherr einer Streitmacht des herrschenden Adels. Im Film wird deutlich, wie dieser zunächst hinterlistig mit den Bauern verhandelte, sie dann aber ohne zu fackeln angriff und massakrierte. Doch ihren Widerstand zu brechen, gelang ihm nicht.
Anerkennung von Historiker Dr. Dieter Weber
Hauptakteure im Film sind die ausgebeuteten und geknechteten Bauern südlich der Donau. Sie schlossen sich zu drei Haufen zusammen: die Baltringer, die Seebauern und die Allgäuer. Als Grundlage ihrer Vereinigung dienten die in Memmingen verfassten 12 Artikel mit den Menschenrechtsforderungen des Bauernstandes. Klaus Gietinger schrieb das schlüssige Drehbuch nach historischen Vorlagen. Im Film spielt er die Hauptrolle des finsteren Truchsess. Leo Hiemer stand ebenfalls selbst vor der Kamera: Ihm kam die Rolle eines aufständischen Bauersmannes zu. „Wir haben gerne selbst mitgespielt, zusammen mit Freunden, schließlich waren wir jung und unverbraucht“, blickten die Regisseure schmunzelnd auf ihr Erstlingswerk zurück. Daran beteiligt waren auch Günter Rudolph und Georg Veit.
Die rund 100 Anwesenden sparten am Ende des Allgäuer Dialektfilmes nicht mit Applaus. Von Historiker Dr. Dieter Weber gab es ein anerkennendes „Chapeau“ – wenngleich der Fürstabt nicht, wie im Film dargestellt, in deutscher Sprache, sondern in Latein von der Kanzel gepredigt habe. Die beiden Regisseure plauderten im Anschluss munter aus dem Nähkästchen. „Eigentlich wollten wir damals einen Streifen drehen, in dem der Heimatfilm ad absurdum geführt wird“, sagte Leo Hiemer. Gelungen sei das nicht.
Auf Anraten eines Freundes habe man sich schließlich dem ernsthaften Thema des Bauernkrieges zugewandt. Die mittelalterlichen Kostüme wurden weitgehend dem Fundus der Altusrieder Freilichtbühne entliehen. Nach 30 Drehtagen und 120 verbrauchten Schmalfilmkassetten sei „Lond it luck“ im Kasten gewesen. 1980, als die Regisseure mit dem Film auf Tournee gingen, stürmten die Zuschauer die Kinos, Stadthallen, Gemeindezentren und Hinterzimmer. Schulvorführungen folgten, und in wenigen Wochen hatten über 10.000 Menschen den Streifen gesehen. „Der Film war das Sprungbrett für unsere Karriere“, zog Klaus Gietinger Resümee.
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