Vor Trump-Attentat: Secret Service lehnte Sicherheitsforderungen ab – Kongress-Anhörung erwartet
Der Secret Service steht nach dem Attentat auf Donald Trump massiv unter Druck: Neue Informationen deuten auf Versäumnisse hin. Jetzt lädt der US-Kongress vor.
Washington, D.C. – Nach dem Attentat auf Donald Trump am 13. Juli in Pennsylvania überschlugen sich die Spekulationen und Forderungen. Wie konnte ein unausgebildeter 20-Jähriger freie Schussbahn auf einen ehemaligen Präsidenten haben, und welche Sicherheitsvorkehrungen sind nötig, um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern? Mit dem Secret Service war der Sündenbock schnell gefunden, die Rufe nach neuen Sicherheitskonzepten vor der US-Wahl wurden rasch lauter; die Sicherheitsbehörde wies anfangs jegliche Schuld jedoch von sich.
Nun räumte der Secret Service ein, dass er in der Vergangenheit mitunter Anforderungen zu zusätzlichen Ressourcen für Donald Trumps Schutz nicht immer nachgekommen sei. Der Sprecher des Geheimdienstes, Anthony Guglielmi, hatte solche Vorwürfe unmittelbar nach dem Attentat noch zurückgewiesen.
Trumps Team forderte vom Secret Service offenbar zusätzliche Agenten und Scharfschützen
Auf Anfrage der Washington Post sagte Guglielmi, die Behörde habe neue Informationen erhalten, die darauf hindeuten, dass bestimmte Trump-Anträge bezüglich dessen Sicherheit abgelehnt wurden. Der Secret Service prüfe derzeit entsprechende Unterlagen.
„Der Secret Service hat einen umfangreichen, herausfordernden und komplizierten Auftrag“, hieß es in einem Statement. „Jeden Tag arbeiten wir in einem dynamischen Bedrohungsumfeld, um zu gewährleisten, dass unsere Schutzbefohlenen bei verschiedenen Veranstaltungen, auf Reisen und in anderen schwierigen Umgebungen sicher und geschützt sind. Wir verfolgen eine umfassende und vielschichtige Strategie, um ein Gleichgewicht zwischen Personal, Technologie und spezialisierten operativen Anforderungen herzustellen.“
Forderung von Trumps Team, etwa mehr Agenten abzustellen sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Wahlkampfveranstaltungen zu überprüfen, wurden der Washington Post zufolge nicht umgesetzt. Auch zusätzliche Scharfschützen und „Spezialteams“ für Veranstaltungen im Freien seien abgelehnt worden – ein Fehler, der Donald Trump das Leben hätte kosten können.

Trump-Anträge wurden offenbar abgelehnt: „Ist ein einfacher Fall von Angebot und Nachfrage“
Laut der Washington Post haben die stetigen Ablehnungen des Secret Service für Spannungen zwischen der Sicherheitsbehörde und Donald Trump sowie dessen Mitarbeitenden gesorgt. Doch Bill Gage, ein ehemaliger Secret-Service-Agent, sagte gegenübeer der Zeitung, dass der US-Geheimdienst mit Schutzanfragen und Forderungen nur so überschwemmt werde.
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„Ich sage es nur ungern so platt, aber es ist ein einfacher Fall von Angebot und Nachfrage. Die Anträge werden routinemäßig abgelehnt“, sagte Gage. „Ein Direktor muss endlich sagen, dass wir viel zu wenig Personal haben und dass wir diese Null-Fehler-Mission ohne ein deutlich höheres Budget unmöglich fortsetzen können.“
Attentat auf Trump: Secret Service hat „nicht die Ressourcen, um ihn so zu schützen“
Am Wochenende des Attentats in Butler hatte der Secret Service eigenen Angaben nach mehrere Scharfschützenteams sowie „Hunderte von Agenten“ zum Parteitag der Republikaner entsandt. Außerdem habe man eine Veranstaltung von First Lady Jill Biden sowie eine geplante Reise von Präsident Joe Biden nach Texas am Tag nach den Schüssen vorbereitet. Als Amtsträger stehen Biden aber ohnehin mehr Sicherheitsvorkehrungen zu, als dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, betonte Gage.
„Es ist einfach wahr – wir haben nicht die Ressourcen, um ihn [Trump] so zu schützen, wie wir es getan haben, als er Präsident war“, sagte Gage der Washington Post. Trotz dessen wächst der Druck auf den Secret Service weiter.
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Secret-Service-Chefin muss nach Attentat auf Trump vor US-Kongress aussagen
Wie die Sicherheitsbehörde mit den Vorwürfen weiter umgehen wird, zeigt sich am Montag (16.00 Uhr MESZ), wenn Kimberly Cheatle vor dem US-Kongress zu der schweren Sicherheitspanne beim Attentat auf Donald Trump aussagen wird. Als Chefin des Secret Service ist Cheatle von einem für die Kontrolle der Bundesbehörden zuständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses vorgeladen worden.
Vor der Befragung veröffentlichte Trumps Wahlkampfteam indes Details zur Schusswunde des Ex-Präsidenten. Bei dem Attentat habe die Kugel den Kopf des 78-Jährigen um weniger als einen Zentimeter verfehlt, teilte Trumps ehemaliger Leibarzt Ronny Jackson mit. Der Schuss habe den oberen Teil von Trumps rechtem Ohr getroffen und eine etwa zwei Zentimeter breite Wunde verursacht. Die heile gut. Jackson betonte: „Es ist ein absolutes Wunder, dass er nicht getötet wurde.“ (nak/dpa)