Seminararbeiten von Schongauer Welfen-Gymnasiasten sorgen für Begeisterung

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Das Engagement der Oberstufen-Seminarteilnehmer des Schongauer Welfen-Gymnasiums erfüllte die federführenden Lehrkräfte mit Stolz. © Zerhoch

Kürzlich präsentierten drei Oberstufen-Seminare des Schongauer Welfen-Gymnasiums die Ergebnisse ihres monatelangen Schaffens. Die im Fach Geschichte angesiedelten Arbeiten weckten auch das Interesse des Historischen Vereins.

Schongau – Einen „unterhaltsamen und nachdenklichen Abend“ wünschte Fachschaftsleiter Walter Ludwig den Besuchern der in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Schongau organisierten Veranstaltung und überlies das Rednerpult sodann den Hauptprotagonisten des Abends. Zunächst betraten die Schülerinnen des P-Seminars „Grundlegende Daten und Begriffe“ die Bühne.

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Sie hatten es sich im September 2022 zum Ziel gemacht, ein Lern- und Übungsheft zu erstellen, das „im Geschichtsunterricht eingesetzt werden kann“ und insbesondere das Grundwissen der Jahrgangsstufen 6 bis 10 anschaulich, verständlich und mit „möglichst vielfältigen Übungsaufgaben“ vermitteln soll.

Gewinn für den Historischen Verein

Bevor sie das Werk schließlich im September 2023 an die Schülerschaft verkaufen konnten, war es zwei Monate zuvor der Druckerei überreicht worden. Trotz zahlreicher Bemühungen, das Projekt finanziell allein zu stemmen, wurden letztlich Sponsoren mit ins Boot geholt. Für zwei Euro stand das Heft auch an jenem Präsentationsabend zum Verkauf. Seminarleiterin Angela Felber verkündete, den erzielten Gewinn an den Historischen Verein spenden zu wollen.

Lobende Worte bekamen die Oberstufenschüler und Seminarleiter auch von Heide-Maria Krauthauf vom Historischen Verein zu hören.
Lobende Worte bekamen die Oberstufenschüler und Seminarleiter auch von Heide-Maria Krauthauf vom Historischen Verein zu hören. © Zerhoch

Das W-Seminar „Gewalt in der Antike“ entführte die Anwesenden im Anschluss in die Welt der griechischen Mythologie. Die referierende Schülerin hatte ihre wissenschaftliche Arbeit der Medusa – jener Sagengestalt, deren Anblick sofort in Stein verwandelt – gewidmet. Für die antiken Legenden mit all ihren Heldenfiguren hatte die Abiturientin allerdings nur ein müdes Lächeln übrig.

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Dass der Halbgott Perseus das Ungeheuer mit Schlangenhaaren nur mittels tatkräftiger Unterstützung der Göttin Athene zur Strecke gebracht haben soll, findet sie jedenfalls „nicht sehr heldenhaft“. Ihrer Ansicht nach sind nur wenige mythologische Figuren wirkliche Helden. Ihre Seminararbeit befasste sich in besonderem Maße mit der Symbolik hinter dem Medusa-Mythos.

Schülerin kritisiert Sigmund Freud

Selbstbewusst kritisierte sie sogar den Deutungsversuch Sigmund Freuds, der das Enthaupten der Medusa als schockhafte Reaktion auf die tief verwurzelte Kastrationsangst junger Männer verstanden hatte – eine Interpretation, von der sich die Schülerin „so weit wie möglich distanzieren will“. Abseits ihres Schreckens habe sich die Medusa heute gar zu einer Symbolfigur der „MeToo-Bewegung“ gemausert, sagte sie und verwies auf eine Statue in New York. Mahnend und der Legende widersprechend hält dort eine zwei Meter große Medusa das Haupt des Perseus in Richtung des Gerichts, das den ehemaligen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein verurteilt hatte.

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Abschließend präsentierten zwei Schülerinnen ihre Arbeiten, die sich der Erstellung von Biografien der Opfer nationalsozialistischer Gesundheitspolitik verschrieben hatten. Hierbei waren ihnen am Münchner Institut für Zeitgeschichte Einblicke in klinische Originaldokumente der Nazi-Zeit gewährt worden, die sie im Rahmen ihrer Seminararbeiten auswerten durften. Des Öfteren zitierten sie dabei wörtlich aus den Unterlagen der damaligen Einrichtungen und versuchten, den Lebensweg der Betroffenen bestmöglich nachzuzeichnen.

Nicht nur aus aktuellem Anlass

Das jugendliche Verhalten des Max R. bezeichnentem die Nazis in ihren Unterlagen mitunter als „minderwertig“ und „abartig“, wobei man ihn von Anstalt zu Anstalt geschickt hatte, bis er schließlich als „gänzlich Asozialer“ in der Herzogsägmühle gelandet war. Die Geschichte der Brigitte D. verliert sich nach Aufenthalten in diversen Anstalten gar auf dem Weg in das KZ-Uckermark.

„Den Menschen wurde jegliche Individualität genommen“, merkten die beiden Schülerinnen an. Nicht nur aus aktuellem Anlass solle sich daher jeder mit dem Thema auseinandersetzen.

Lobende Worte von den Seminarleiterin und vom Historischen Verein

Die Leiter der drei Seminare, Angela Felber, Florian Mühlegger und Walter Ludwig, hatten nur Lob für die Arbeit ihrer Schützlinge: „So macht das Lehrersein Spaß“, sagte Mühlegger. Die Biografien hätten auch ihn mit der Zeit „emotional gepackt“, berichtete wiederum Walter Ludwig.

Die Vertreterin des Historischen Vereins Schongau, Heide-Maria Krauthauf, konnte das Engagement der jungen Forschenden nur schwer in Worte fassen. Es sei ein „ganz besonderer Abend“ gewesen, sagte sie und gab an, fertige Arbeiten sogar in den „Welf“ aufnehmen zu wollen.

FLORIAN ZERHOCH

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