Wichtiges Thema spielt Trump vor US-Wahl in die Hände – doch er könnte die Krise noch verschlimmern
Donald Trump verspricht bei seinem Wahlsieg ein Ende der Inflation. Er könnte damit den Nerv der Wähler treffen, die das Problem Harris und Biden zuschreiben.
Washington – Donald Trump weiß, was die meisten Menschen am liebsten hören wollen. Und deshalb schenkt er ihnen gerade kurz vor der US-Wahl den Glauben, dass sich die Probleme und Krisen auf der Welt einfach lösen lassen.
Der Ukraine-Krieg? Wird in kürzester Zeit beendet, wenn er sich als US-Präsident darum kümmern kann. Die Flüchtlingsströme? Mauer hochziehen und dann kommt schon niemand mehr in die USA, den der 78-Jährige dort nicht haben will. Oder Trump lässt die Migranten einfach massenhaft abschieben, wie er jetzt mit einer sogenannten „Operation Aurora“ vorschlug.
Und die Inflation? Wird auch zur Chefsache. Und für einen wie Trump ganz sicher nicht zum Problem, gibt er den Bürgern kurz vor dem Gang zur Wahlurne schonmal mit auf den Weg.
Trump macht Versprechen für Sieg bei US-Wahl: „Werde die Preise sofort runterbringen“
„Die Lebensmittelpreise sind explodiert“, echauffierte sich der Republikaner laut Spiegel auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in seinem „Trump National Golf Club“ in Bedminster. Und schickte hinterher: „Wie kann sich eine Familie das leisten? Wenn ich gewinne, werde ich die Preise sofort runterbringen.“
Das ist es wieder. Ein Versprechen aus Trumps Mund, bei dem sich jeder Zuhörer spätestens im zweiten Moment fragen dürfte, ob es sich auch so leicht mit Leben füllen lässt, wie es dem Politiker über die Lippen kommt.
Aber das müsste Trump erst beweisen, wenn er wieder im Weißen Haus sitzt. Und eine weitere Wiederwahl nach 2024 wäre laut aktueller US-Verfassung ohnehin ausgeschlossen. Enttäuschte Wähler könnten ihm also in vier Jahren keinen Denkzettel verpassen.
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Trump vor der US-Wahl: 50 Prozent der Bürger sorgen sich besonders wegen Inflation
Das Thema Inflation taugt aber zweifellos dafür, um den laut aktuellen Umfragen zur US-Wahl entstandenen minimalen Rückstand auf Vize-Präsidentin Kamala Harris noch einmal umbiegen zu können. So ergab eine Umfrage des global tätigen Marktforschungsunternehmen „Ipsos“ im August, dass 50 Prozent der US-Amerikaner die Inflation für die größte Sorge im Land halten.
Zwar gelte die Preissteigerung in der Untersuchung von 29 Ländern grundsätzlich weiterhin als größte Sorge, doch der Durchschnittswert sank auf 33 Prozent. In den USA war jedoch ein Anstieg von fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Dabei nimmt die tatsächliche Inflation in den Vereinigten Staaten ab. Das US-Arbeitsministerium gab für September 2024 ein Absinken der Inflationsrate auf 2,4 Prozent bekannt, im August lag der Wert bei 2,5 Prozent.
Allerdings verweist „Ipsos“ darauf, dass der Verbraucherpreisindex bis Ende dieses Jahres seit 2020 kumulativ um mehr als 20 Prozent gestiegen sein wird. Der Preis für Grundnahrungsmittel wird demnach binnen fünf Jahren um fast 28 Prozent zugelegt haben.
Trump und die Inflation vor der US-Wahl: Teure Preise werden mit Demokraten verbunden
„Die Lebenshaltungskosten sind für die Menschen eine echte Belastung“, betont Chris Jackson, Senior Vice President of Public Affairs bei „Ipsos“ in den USA: „Die Inflation steht im Mittelpunkt und was die Amerikaner wirklich beschäftigt, sind die Kosten, die sie regelmäßig sehen, beispielsweise wenn sie jede Woche ihr Auto an der Tankstelle volltanken.“
In den USA wird bereits von einer „Vibecession“ gesprochen, als Folge des ständigen Geredes über eine mögliche Rezession im Land. Der Begriff umschreibt das Gefühl, dass die Wirtschaft schlechter dasteht, als sie es in Wirklichkeit tut.
Genau das spielt Donald Trump in die Karten. Denn die teuren Preise werden natürlich mit der aktuellen Biden-Regierung in Verbindung gebracht. Und damit nicht nur mit Präsident Joe Biden, sondern auch mit seiner Vize Kamala Harris.

Trump will Inflation bei Wahlsieg nach US-Wahl beenden: Experten widersprechen
Dabei ist längst nicht gesagt, dass Trump in Sachen Inflation seiner großen Ankündigung nach der US-Wahl Taten folgen lassen könnte. Das „Peterson Institute for International Economics“ (PIIE) hat daran erhebliche Zweifel.
So schreibt die unabhängige Forschungsorganisation, die Kombination dreier von ihm geplanter Maßnahmen – namentlich: „die Abschiebung von Millionen Menschen aus den Vereinigten Staaten, höhere Zölle und die Aushöhlung der politischen Unabhängigkeit der US-Notenbank“ – würden „zu einem niedrigeren US-amerikanischen Nationaleinkommen, einer geringeren Beschäftigung und einer höheren Inflation führen als sonst“. Die Schäden könnten bis ins Jahr 2040 anhalten.
Das wäre ein unschönes Erbe einer zweiten Trump-Amtszeit. Folglich müsste er im Falle eines Wahlsiegs bei der US-Wahl 2024 die Frage beantworten, welches seiner vielen Versprechen ihm dann wichtiger ist und bei welchem seine Wähler ein Auge zudrücken müssten. (mg)