Der 55-jährige Andy Mitchell aus dem südenglischen Taunton leidet an schwerer Arthritis, Diabetes und starken Bewegungseinschränkungen. Über das staatliche Motability-Programm konnte er seit 2020 ein Auto leasen, nachdem er sich elf Monate lang durch ein Berufungsverfahren gekämpft hatte.
Das Programm erlaubt es Menschen mit Behinderungen, ihre Sozialleistungen für ein Auto, einen Roller oder einen elektrischen Rollstuhl zu nutzen. Nach einer Neubewertung im Frühjahr wurden Mitchell jedoch die Leistungen gestrichen – mit drastischen finanziellen Folgen, wie "The i Paper" erzählt.
Staat streicht Bezüge: Mann muss fünfstelligen Kredit für Auto aufnehmen
Ohne Unterstützung verlor Mitchell den Zugang zu seinem Fahrzeug. Er sah sich gezwungen, einen Kredit über 10.000 Pfund aufzunehmen, um mobil zu bleiben. Zuvor hatte er monatlich rund 300 Pfund (circa 340 Euro) an Leistungen erhalten. "Es war nützlich, dass ich ein Fahrzeug hatte, denn davor ging ich gar nicht raus", sagte er über das Auto. Der Verlust habe ihn in eine depressive Phase gestürzt: "Ich war am Boden zerstört."
Mitchell kritisiert die geplanten Reformen scharf und spricht von einem "Angriff auf Behinderte". Auslöser ist die Entscheidung der englischen Regierung, Steuererleichterungen für Motability Operations und Beteiligte ab Juli 2026 zu streichen. Finanzministerin Rachel Reeves erklärte, das Programm sei "nicht dazu da, das Leasing eines Mercedes-Benz zu subventionieren".
Praktikabilität statt Luxus: Verbraucher wehren sich gegen Reformen
Mitchells Kritik richtet sich auch dagegen, dass die Reformen nicht im Wahlprogramm angekündigt worden seien. Viele Nutzer seien auf größere Fahrzeuge angewiesen, etwa wegen Rollstühlen oder Hilfsmitteln, und zahlten ohnehin privat drauf. "Warum können sie [Menschen mit Behinderung] sich nicht für einen BMW oder einen Mercedes entscheiden, wenn sie sich das leisten können?", sagt Mitchell. Motability Operations selbst erklärte, man wolle Preiserhöhungen möglichst gering halten und weiterhin hunderte Fahrzeugmodelle anbieten.
Motability: Unterstützung für Menschen mit Behinderung
Mehrere Analysen weisen darauf hin, dass behinderte Personen generell 38 Prozent weniger Reisen unternehmen als nicht behinderte Menschen, weil Zugänge zu Verkehr, Infrastruktur und Mobilität fehlen. Ein Problem, dem Motability entgegenwirken will: Die Institution wurde laut eigenen Angaben 1977 eingerichtet, um Menschen mit Behinderungen mit geeignetem Fahrzeugzugang zu versorgen. Öffentliche Verkehrsmittel seien oft unzureichend, wodurch viele Betroffene stark eingeschränkt werden, erklärt das Unternehmen.