Hier fließt ein unterirdischer Bach: Baustelle mit böser Überraschung

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Die Bushaltestelle vor dem AEZ wird umgebaut: Dabei wurde entdeckt, dass der unterirdische Bach ein Problem mit sich bringt. Derzeit kann man das Wasser durch das Loch vorne plätschern sehen. © gar

Seit Monaten klafft ein Loch vor dem Supermarkt in der Lochhauser Straße. Bei den Arbeiten an einer neuen barrierefreien Bushaltestelle trat ein unerwartetes Problem auf.

Puchheim - Im Untergrund verläuft ein Bach und der Kanal ist sanierungsbedürftig. Während die einen rätseln, wie man damit nun umgeht, sehen die anderen eine große Chance. Die Stadt Puchheim ist dabei peu à peu alle Bushaltestellen barrierefrei umzubauen. Im Juni dieses Jahres war unter anderem die Bushaltestelle „Birkenstraße“ an der Reihe. Diese liegt direkt vor dem Supermarkt AEZ.

Zum Ascherbach

Bei den Bauarbeiten machte man jedoch eine unliebsame Entdeckung. Ein unterirdischer Kanal aus dem Baujahr 1934 ist beschädigt. Der Zulaufkanal des Kleinen Ascherbachs erstreckt sich entlang der Lochhauser Straße über 550 Meter – vom Aubinger Weg bis zur Freilandstraße – und verläuft zumeist unter dem Gehweg oder Parkbuchten.

Freudensprünge ob der versteckten Kosten dürfte in der Stadt niemand gemacht haben. Derzeit wartet man auf ein Gutachten. Dann soll, je nach Ergebnis, ganz oder streckenweise saniert werden.

Als Chance sehen

Einer aber hat einen ganz anderen Blick auf die Sache. Reinhold Koch, studierter Geograf und Stadtplaner, appelliert in einem Schreiben an Bürgermeister Norbert Seidl und die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats: „Betrachten Sie das Loch vor dem AEZ nicht als Ärgernis, sondern als langfristig Chance zur Gestaltung der Lochhauser Straße.“

Seine Idee: „Nicht zu überlegen, wie man das Loch am schnellsten wieder zubekommt, sondern den sprudelnden Wasserlauf als Stadtbach freizulegen.“ Es gebe viele gute Beispiele für offene Stadtbäche, erklärt Koch weiter, ob in Freiburg, Memmingen oder Augsburg.

Offener Kanal

Stadtbäche sind kleine, offene Kanäle, die laut Koch viele Vorteile bieten: So würde ein oberirdischer Stadtbach als natürliche Kühlquelle dienen, die Luftzirkulation verbessern und so zu einem besseren Stadtklima beitragen. Das wäre auch im Sinne der Anpassung an den Klimawandel und helfe insbesondere an Hitzetagen.

Außerdem bieten sie Erholungsräume, tragen zur Verschönerung des Stadtbilds bei und erhöhen so die Aufenthaltsqualität. Obendrein könne, so Koch weiter, „je nach Planung die Biodiversität verbessert werden.“

Die Kosten

Als ehemaliger Planungsreferent und jahrzehntelanges Mitglied im Puchheimer Stadtrat – Koch war unter anderem Vize-Bürgermeister – weiß er, dass so ein Vorhaben nicht ohne ist: Es würden „erhebliche“ Kosten durch Planung und Bau entstehen und auch der Verkehr wäre zeitweise beeinträchtigt. Obendrein brauchen Stadtbäche Wartung und Pflege und womöglich müssten Schutzmaßnahmen getroffen werden, damit es bei Starkregen nicht zu Überschwemmungen kommt.

Für Koch überwiegen allerdings die Vorteile. Zumal man das Projekt nicht sofort angehen müsse. „Jetzt gilt es, den Bestand so zu sichern, dass eine weitere Planung möglich ist.“

Skepsis

Bürgermeister Norbert Seidl sieht den Vorschlag skeptisch. Zwar wäre es „ein hoher städtebaulicher Gewinn“, aber der Kanal müsste nach oben verlegt werden, was auch zu Problemen bei den Zuflüssen führe. Es wäre eine „Großmaßnahme“.

Dennoch möchte der Rathauschef den Vorschlag an den Bürgerbeteiligungsrat weiterreichen, um zu schauen, ob er auf Akzeptanz stößt. Danach werde sich die Verwaltung mit der grundsätzlichen Machbarkeit auseinandersetzen. „Ob es dann eine Mehrheit gibt, muss sich im Stadtrat entscheiden.“

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