Nach Kündigung: Kita-Team kämpft um Standort und sucht Alternative

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Der Kindergarten in Günzlhofen. © gog

Nach der Kündigung will der Träger der Kita Günzlhofen nicht klein beigeben. Die Chefin hofft auf ein Einlenken des Gemeinderats.

Oberschweinbach -Der Gemeinderat von Oberschweinbach hat dem Kinderhaus-Träger Fortschritt mündlich gekündigt und will die Einrichtung ans BRK übergeben. Nun fordern die Fortschritt-Chefin und die Mitarbeiter das Gremium auf, diesen Schritt zu überdenken. Sicherheitshalber suchen sie schon jetzt eine Kita-Immobilie im westlichen Landkreis.

Sie möchte die Sicht des Trägers darstellen und für das derzeit 18-köpfige Mitarbeiter-Team im Kinderhaus Oberschweinbach-Günzlhofen kämpfen, betont Fortschritt-Geschäftsführerin Tatijana von Quadt. Die Entscheidung des Gemeinderats, Fortschritt zu kündigen, basiere nicht auf einem tatsächlichen Personalmangel: In jeder der voll belegten Kita-Gruppen seien zwei bis vier Mitarbeiter beschäftigt. Zum September habe man vier neue Kolleginnen einstellen können. Auch an anderen Fortschritt-Standorten seien keine Gruppen oder gar Einrichtungen geschlossen.

Natürlich tue sich auch Fortschritt schwer, Personal zu finden – so wie alle Kita-Träger. Trotzdem sei es immer wieder gelungen, Mitarbeiter für das Fortschritt-Konzept zu begeistern. Der Kinderhaus-Anbau in Günzlhofen sei noch lange nicht bezugsfertig. Sobald das der Fall sei, werde man natürlich mit allen Mitteln versuchen, auch dafür weitere Mitarbeiterinnen zu bekommen. Garantien für Neueinstellungen werde sie aber nicht geben, so von Quadt – „dies wäre meines Erachtens unseriös“.

Träger hält fest an Inklusionsplätzen

Die Kündigung durch den Gemeinderat dürfe auch nicht daraus resultieren, dass Fortschritt ein inklusiver Träger sei, also Inklusionsplätze in der Einrichtung anbiete. Solche Plätze gehen an Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Um die Förderung sicherzustellen, werden in solche Gruppen insgesamt weniger Mädchen und Buben aufgenommen. Sie könne die Gruppen mit Inklusionskindern nicht wie reguläre Gruppen vollmachen, betont von Quadt. Dann käme die individuelle Förderung zu kurz.

Der vom Gemeinderat beschlossene Wechsel zum Träger BRK „gefährdet die Stabilität“ im Kinderhaus, sagt von Quadt. Der Umgang der Kommune mit den Kita-Mitarbeitern sei massiv zu bemängeln.

Dem eingespielten Team „einen neuen Arbeitgeber vor die Nase zu setzen, der vermeintlich ganz andere Strukturen, Arbeitsweisen, Konzepte und Werte an den Tag legt, ist in Zeiten eines Arbeitnehmer-Marktes im Kita-Geschäft schlicht fahrlässig“. Die Mitarbeiter seien „kein Gut, was man einfach von A nach B schiebt“.

Überdenkt Gremium die Kündigung?

Sie fordere daher Gemeinderat und Bürgermeister Norbert Riepl auf, die Entscheidung zu überdenken. Weil man aber nicht sicher sei, ob das geschehe, suche sie fürs ganze Team „eine neue Kita-Immobilie, um dort gemeinsam unsere Arbeit und unser Konzept mit der Gestaltung fortzusetzen, für die wir uns als Team willentlich entschieden haben“.

Die Anzeige dazu ist bereits geschaltet. Gesucht wird eine Kita-Immobilie für drei bis vier Gruppen plus Wald für einen Waldkindergarten – in Mammendorf, Nannhofen, Ramertshofen, Geisenhofen, Pischertshofen, Hanshofen, Aufkirchen, Unterschweinbach, Längenmoos oder Hattenhofen. Man sei ein „langjährig eingespieltes, motiviertes 18-köpfiges Team mit professionellem Träger“. Unten auf der Anzeige steht, dass nach dem Willen des Gemeinderats der Arbeitgeber ausgetauscht werden solle – ohne Zustimmung der Mitarbeiter. Aber: „Wir möchten keinen anderen Träger. Wir möchten nicht, dass unsere Kinder und unsere Eltern die Leidtragenden eines Politikums werden.“ Daher suche man geschlossen als Team eine Immobilie außerhalb von Oberschweinbach, „sofern der Bürgermeister und Gemeinderat jetzt nicht entschlossen zurückrudern“ und einen Kurs pro Fortschritt einschlagen.

Wechsel soll zum Herbst 2025 erfolgen

In der Gemeinderatssitzung war von den anwesenden Eltern zu hören, dass sie die Fortschritt-Mitarbeiter behalten wollen. Der Gemeinderat hatte dann mit 6:2 Stimmen für die Kündigung von Fortschritt gestimmt. Das BRK soll die Einrichtung im September 2025 übernehmen.

Die Kündigung erfolgte bis jetzt nur mündlich. Schriftlich hat von Quadt noch nichts in der Hand. Die schriftliche Kündigung müsste bis Ende November eingehen. Die Fortschritt-Geschäftsführerin hofft aber, dass es nicht so weit kommt.

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