Krach im Kinderhaus: Gemeinde kündigt Träger
Schock in Oberschweinbach: Der Gemeinderat kündigt den Vertrag mit dem Träger des Kinderhauses. Die Eltern wollen die Erzieher aber unbedingt behalten. Doch ist fraglich, ob das Personal überhaupt bleiben will.
Oberschweinbach - Die Nachricht hatte wie eine Bombe eingeschlagen. Erst vorigen Mittwoch wurde im Kinderhaus und damit auch bei den Eltern bekannt, dass die Gemeinde die Zusammenarbeit mit „FortSchritt Bayern“ beenden will. Rund 30 Eltern und auch Erzieher waren zur Gemeinderatssitzung gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen.
Eingangs hatte Elternbeiratsvorsitzender Hubertus Coenen noch einmal ans Gremium appelliert, nicht sofort den Wechsel zum neuen Träger BRK zu beschließen. Die Eltern fürchten, dass die Kinder ihre Bezugspersonen verlieren. Denn die meisten Mitarbeiter wollen das Kinderhaus dann wohl verlassen. Der quasi beschlossene Trägerwechsel sorge für Ungewissheit sowie Kontroll- und Vertrauensverlust, heißt es in einem Schreiben der Eltern an den Gemeinderat.
Anhaltender Personalmangel
Man verprelle hier ein intaktes Team, das zum Teil schon seit elf Jahren zusammenarbeitet. Denn im schlimmsten Fall müsste der neue Träger nicht nur die derzeit vakanten Posi㈠tionen besetzen wie im noch nicht geöffneten Erweiterungsbau, sondern womöglich gleich alle.
Grund für den Wechsel ist der anhaltende Personalmangel. „Die Situation ist gravierend“, erklärte Bürgermeister Norbert Riepl (CSU/DG). In Sachen Personal sei die Situation noch bis vor zwei, drei Wochen „desolat gewesen“. Inzwischen wurden zwar vier Mitarbeiter eingestellt, wie einige Gemeinderatsmitglieder erst in der Sitzung erfuhren. „Euer Arbeitgeber hat es sich zu leicht gemacht, ihr werdet seit Jahren ziemlich allein gelassen mit dem Problem und arbeitet am Anschlag und unter einem untragbaren Personalschlüssel“, so der Rathauschef zu den anwesenden Kinderhaus-Mitarbeitern.
Man sei sich bewusst, dass ein Trägerwechsel „nicht ohne Schmerzen und Reibungsverlusten“ einhergehe. Es sei aber nicht mehr gegangen, eine „Misere zu erkennen und nicht zu handeln“. Riepl betonte: „Ich sehe den Wechsel als Chance.“ Man wolle auch das Team unbedingt halten.
Nachricht schockierte Kinderhaus-Personal
Die Nachricht habe alle „extrem schockiert“, betonte Kinderhaus-Leiterin Sabrina Graf. Die mangelnde Kommunika㈠tion lasse keine Wertschätzung sehen, kritisierte sie. FortSchritt-Geschäftsführerin Tatjana von Quadt hingegen nannte es „bodenlos, wie hier miteinander umgegangen wird“. Der Auftrag, ausreichend Personal zu stellen, sei extrem schwer zu erfüllen.
Wieso die Gemeinde denn glaube, dass es mit einem neuen Träger besser laufen würde, wurde gefragt. Eine Garantie gebe es nicht, bekannte Riepl. Er verwies darauf, dass das BRK jedes Jahr wachse und es mit seinen Einrichtungen schaffe. Ludwig Geiger (CSU/DG) nannte als aktuelle Beispiele die BRK-Einrichtungen in Maisach und Olching, wo es innerhalb von sechs Monaten geklappt habe, ausreichend Personal zu finden – allerdings waren das jeweils Neubauten, und es gab keinen Trägerwechsel. „Olching hat 20 Einrichtungen und sechs oder sieben Träger und es funktioniert.“ In Maisach sei das ähnlich.
Die Zeit drängt
Er meinte jedoch: „Heute ist nicht der richtige Zeitpunkt, diesen Beschluss zu fassen.“ Doch die Zeit drängt. Der Vertrag mit FortSchritt muss im November gekündigt werden, damit das BRK, zum 1. September 2025 anfangen kann. Am Ende stimmte der Gemeinderat mit 6:2-Stimmen für die Kündigung der bisherigen Trägerschaft und die Neuvergabe an das BRK.