Rheuma-Liga im Landkreis: Zukunft sieht nicht rosig aus
Gelenkbeschwerden, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen sind nur drei Symptome, mit denen rheumakranke Menschen täglich zu kämpfen haben. Seit 2006 gibt es im Landkreis eine Anlaufstelle für Betroffene. Während die Mitgliederzahlen weiter steigen, nimmt die finanzielle Unterstützung für den Verein jedoch ab.
„Dir kann doch nichts fehlen, du siehst doch gut aus.“ Ein Satz, den viele Rheumakranke ständig zu hören bekommen. Von der Krankheit sichtbar sind nämlich meist nur die Einschränkungen, mit denen die Betroffenen zu kämpfen haben. „Das Problem ist, dass viele denken, es betreffe nur alte Leute“, bedauert Gillian Susan Pal, ehemalige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Weilheim-Schongau der Deutschen Rheumaliga und jetzt Funktionstrainings-Koordinatorin.
Die ARGE besteht bereits seit 2006
Ihre ARGE besteht seit 2006 und zählt mittlerweile rund 350 Mitglieder – „Tendenz steigend“. Die Altersspanne reicht von 32 bis 89 Jahre. Freilich gibt es auch rheumakranke Kinder und Jugendliche, sagt Pal. Nur kämen die in den seltensten Fällen zur Tür der Geschäftsstelle hereinspaziert. Eigens für die jüngere Generation hat man deshalb die Gruppe der „Jungen Rheumatiker/35+“ geschaffen. Neben dem Büro in der Angerkapellenstraße 5 in Weilheim steht Betroffenen auch in Schongau eine Beratungsstelle zur Verfügung.
Vize-Vorstand gesucht
Obwohl der neue Vorstand erst im September das Ruder übernommen hat, „warten wir sehnsüchtig auf einen zweiten Vorsitzenden“, erklärt Pal. Zudem müsse jemand gefunden werden, der Gabriele-Renate Schmidt-Haugk vertritt. Die 1. Vorsitzende hat gesundheitliche Probleme, sitzt im Rollstuhl und kann nicht immer vor Ort sein, weshalb man mittlerweile regelmäßig auf Zoom-Meetings zurückgreife, erläutert Pal. Inzwischen könne man die Aufgaben zwar „auf verschiedene Schultern aufteilen“, hakt Pressesprecher Anton Boos ein, dennoch sei die Situation längst nicht ideal.
Als ihre Hauptaufgabe verstehen es die ehrenamtlichen Mitglieder, Betroffene über Möglichkeiten aufzuklären, im Alltag leichter mit der Krankheit umzugehen. Auch Trainingsangebote – „im Wasser wie im Trockenen“ – Beratungsstunden, „Stammtische“ und viele weitere Veranstaltungen stehen bei der ARGE Weilheim-Schongau im Terminkalender. In Summe sei es ein „sehr buntes Programm“, versichern Boos und Pal.
Besonderes Anliegen ist der Umgang mit der Fibromyalgie
Ein besonderes Anliegen ist den beiden der Umgang mit der sogenannten Fibromyalgie: eine Krankheit, die sich durch eine Störung der Schmerzwahrnehmung äußert und in der Öffentlichkeit oftmals nur wenig Beachtung erfahre. Im Landkreis hat der Verein eine eigene Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen, die vorrangig zum Austausch über die „neuesten medizinischen Erkenntnisse“ sowie „Möglichkeiten der Krankheitsbewältigung“ diene. Viele Menschen setzen große Hoffnung in die „alternative Medizin“, erklärt Anton Boos. Umso mehr ärgert es ihn, dass gerade die Homöopathie bei zahlreichen Medizinern keinen Anklang findet. Solange die Medikamente helfen, sollte man sie auch ernst nehmen, appelliert der Pressesprecher, dessen Frau selbst an Fibromyalgie leidet.
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Zukunftsperspektive sieht nicht rosig aus
Allzu rosig fällt die Zukunftsperspektive für die ARGE im Landkreis nicht aus: Zwar bestehe ihr Team aus „vielen kompetenten Leuten“, deren Gemeinschaft an sich bereits ein „Pluspunkt“ sei, dennoch fehle es vor allem an finanziellen Mitteln, erklärt Gillian Susan Pal. „Wir brauchen dringend Geld“, betonen die beiden und klagen dabei über eine abnehmende Spendenbereitschaft. Auch in zahlreichen Fördertöpfen herrsche gähnende Leere. Sehr bedauerlich, meinen die Verantwortlichen. Schließlich seien in den letzten Jahren viele Kosten erheblich gestiegen – nicht nur bei der Nutzung von Therapiestätten. Potenzielle Sponsoren würden die Rheumaliga oftmals für zu unattraktiv halten. „Ihr seid ja nur ein alter Haufen“, laute das sich hartnäckig haltende, aber leicht widerlegbare Vorurteil über Rheumatiker.
In Schongau gibt es eine andere Unterstützungsstelle, nämlich für an Demenz erkrankte Menschen. Jedes Jahr gibt es eine Aktionswoche der Alzheimer-Gesellschaft Lechrain, die auf die Erkrankung aufmerksam macht und Hilfen vorstellt.