Rache für Raketenhagel: Ukraine nimmt Putins Kampfjet-Fabrik tief in Russland unter Beschuss

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Täglich gibt es Luftangriffe im Ukraine-Krieg. Auf die bislang größte russische Attacke folgt Kiews Revanche – Ziel waren Rüstungsanlagen jenseits der Grenze.

Kiew/Moskau – Bevor in Rom am Donnerstag (10. Juli) die vierte Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine begann und Präsident Wolodymyr Selenyksj Papst Franziskus XVI. zu Gesprächen traf, hat Russland in der Nacht auf Mittwoch (9. Juli) zu seinem bislang massivsten Drohnenagriff im Ukraine-Krieg ausgeholt.

In der Nacht auf Freitag erfolgte die ukrainische Antwort: Kiew initiierte einen Massenangriff auf Einrichtungen der Verteidigungsindustrie im russischen Hinterland, weit entfernt von der russisch-ukrainischen Grenze. Für Russland blieb der Angriff nicht ohne Folgen.

Nach massiver Attacke Russlands schlägt Kiew zurück – Luftangriff auf russische Rüstungsindustrie

Wie russische und internationale Medien übereinstimmend berichten – darunter der unabhängige russische Nachrichtensender Astra und die Nachrichtenagentur dpa – meldete die russische Luftabwehr in der Nacht zum 11. Juli Drohnenangriffe in der Nähe eines seiner Öldepots sowie mehrerer Einrichtungen der Verteidigungsindustrie. Darunter auch eine Produktionsstätte für MiG-Kampfflugzeuge nahe Moskau.

Ausgehend von Informationen des russischen Verteidigungsministeriums berichtet Astra, dass es Russlands Luftabwehr gelang, über Nacht insgesamt 155 ukrainische Drohnen auszuschalten. Dies geschah sowohl im umkämpften Gebiet Kursk unweit der russisch-ukrainischen Grenze, als auch über dem Oblast Tula, rund 250 Kilometer südlich von Moskau. Die Tagesschau weist darauf hin, dass Russland für gewöhnlich nur die Zahl eliminierter Drohnen und anderer Luftgeschosse angibt und nicht ihre Gesamtzahl.

Kiews Streitkräfte greifen Rüstungsanlagen Russlands in Tula und weitere Ziele an 

Regelmäßig nimmt die Ukraine russische Industrie- und Militäreinrichtungen jenseits der Staatsgrenze beider Länder ins Visier, um Moskaus Angriffsfähigkeit im Ukraine-Krieg zu untergraben und Wladimir Putins Truppen im Zaum zu halten. So erfolgte nun auch ein Luftangriff auf militärische Einrichtung unweit der Stadt Tula, die mehr als 300 Kilometer von der gemeinsamen Staatsgrenze beider Länder entfernt liegt. Einwohner Tulas berichteten der ukrainischen Zeitung The Kyiv Independent zufolge von mehreren Explosionen im Industrieviertel Proletarskij im Osten der Stadt.

Täglich gibt es neue Luftangriffe zwischen Russland und der Ukraine. Nach der bislang größten russischen Attacke schlug Kiew zurück – Ziel waren Rüstungsanlagen.
Russische Soldaten der Truppengruppe beim Abschuss einer Panzerhaubitze 2S44 Giatsint-K © IMAGO / SNA

Wie Astra weiter berichtet, befinden sich in der Gegend drei wichtige Einrichtungen der Verteidigungsindustrie, die bereits zuvor Ziel von Drohnenangriffen waren. Das JSC Instrument Design Bureau entwickelt Präzisionsmunition, die NPO Splav stellt Mehrfachraketen her, und Shcheglovsky Val JSC – eines der größten russischen Rüstungsunternehmen – produziert Lenkwaffen sowie Luftabwehrsysteme und Kleinwaffen.

Bei den ukrainischen Angriffen in Russland kam eine Person ums Leben 

Der Gouverneur des Oblasts Tula, Dmitri Miljajew, räumte Astra zufolge ein, dass eine Person beim ukrainischen Angriff getötet und eine weitere verletzt wurde, ohne weitere Einzelheiten über mögliche Schäden zu nennen. Unklar ist dagegen gegenwärtig noch, inwieweit die Rüstungsanlagen bei dem ukrainischen Luftangriff beschädigt wurden. Doch auch in anderen Landesteilen meldeten Bewohner ukrainische Drohnenangriffe, so etwa in der Stadt Lukhovitsy etwa 110 Kilometer südöstlich der russischen Hauptstadt. Wie Astra ausgehend von den Aussagen von Anwohnern berichtet, sei es dort zu einem Luftangriff auf das örtliche Flugzeugwerk Lukhovitsy sowie auf Öldepots gekommen, berichtet Astra weiter.

Andrii Kovalenko, Beamter des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, bestätigte den Angriff: „Die Luftfahrt-Produktionsstätte Lukhovitsy wurde angegriffen. Es ist auf die Herstellung und Modernisierung von MiG-29- und MiG-31-Kampfflugzeugen und deren Modifikationen spezialisiert“, wird der ukrainische Offizielle von The Kyiv Independent zitiert. Kovalenko wies auch darauf hin, dass die Einrichtung neue Kampfjetmodelle auf der Grundlage der MiG-Plattformen entwickelt und an der Modernisierung der Angriffsdrohnen vom Typ Shahed beteiligt ist.

An anderer Stelle in der Region griffen Drohnen Berichten zufolge die Drohnenfabrik Kronstadt in Dubna an, die rund 100 Kilometer nördlich von Moskau liegt und bereits im Mai Ziel eines ukrainischen Angriffs war. 

Verletzte nach ukrainischen Drohnenangriffen – Flughafen in Sankt Petersburg muss Verkehr einstellen

Andernorts meldeten russische Regionalbehörden Verletzte infolge ukrainischer Drohnenangriffe, darunter auch vier verletzte Personen im umkämpften Oblast Kursk. Der Gouverneur der Oblast Moskau, Andrej Worobjow, äußerte sich nicht zu möglichen Angriffen in der Region, und das russische Verteidigungsministerium meldete keine abgeschossenen Drohnen in Nähe seiner Hauptstadt.

Der Flughafen Pulkowo in Sankt Petersburg dagegen musste Angaben der russischen Luftverkehrsbehörde zufolge wegen der Drohnenangriffe seinen Betrieb einstellen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Informationen beider Seiten jedoch nicht. Trotz des effektiven ukrainischen Schlags ist Wladimir Putin weiterhin fest von einem Sieg Russlands im Ukraine-Krieg überzeugt, der seiner Meinung nach sogar schon bald möglich wäre. (fh)

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