Getötet oder „in großer Gefahr“: Hamas hat selbst den Überblick über Israel-Geiseln verloren

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Chan Junis: Israelische Soldaten zeigen Journalisten einen unterirdischen Tunnel, in dem das israelische Militär nach eigenen Angaben Beweise dafür gefunden hat, dass Geiseln von Militanten festgehalten werden. © dpa/AP/picture Alliance/ Ohad Zwigenberg

Das Schicksal vieler Geiseln sei mittlerweile „unbekannt“, sagte ein Sprecher des bewaffneten Hamas-Arms. Israel trüge dafür die „volle Verantwortung“.

Gaza/ Tel Aviv - Die radikalislamische Hamas weiß seit den vergangenen Wochen nicht mehr, wo sich alle israelischen Geiseln befinden. Das Schicksal vieler Geiseln aus Israel sei mittlerweile „unbekannt“, sagte Abu Obeida, Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, am Sonntagabend in einer Fernsehansprache. „Höchstwahrscheinlich“ seien viele von ihnen kürzlich getötet worden, „der Rest“ sei ständig „in großer Gefahr“. Die Regierung und Armee Israels trügen die „volle Verantwortung“.

Nach israelischen Angaben befinden sich 132 der rund 250 am 7. Oktober verschleppten Menschen noch im Gazastreifen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass 25 von ihnen vermutlich tot sind.

„Platz der Geiseln“ in Tel Aviv: Künstler machen Schicksal der Verschleptten nachvollziehbar

Wie die tagesschau berichtet, befinden sich die Verschleppten nun seit 100 Tagen im Gaza-Streifen. Es sei jedoch unklar, ob sie erahnen könnten, wie lang der Zeitraum tatsächlich bereits ist. Viele der Geiseln befänden sich nämlich mutmaßlich in Tunneln der Hamas, in denen Tag und Nacht wohl nicht voneinander zu unterscheiden sind.

Um nachvollziehbar zu machen, was die Menschen durchmachen, haben Künstlerinnen und Künstler einen der Tunnel nachgebaut. Auf einem öffentlichen Platz in Israels Hauptstadt machen sie damit darauf aufmerksam, was die verschleppten Menschen derzeit erleben. „Klaustrophobisch, herzzerbrechend, traurig, sehr sehr schwierig“, sagt eine Frau mit Tränen in den Augen, nachdem sie durch einen der Tunnel gegangen ist. „Gestern musste ich zum ersten Mal so richtig weinen, weil ich und meine Familie spüren, dass die Zeit gegen uns spielt“, sagt Shani Yerushalmi, deren Schwester Eden zu den Geiseln gehört.

Krieg zwischen Israel und der Hamas bedroht das Leben der Bevölkerung Gazas und der Geiseln weiter

Trauer, Angst und Entsetzen auf beiden Seiten des Krieges: Auf dem inzwischen als „Platz der Geiseln“ bezeichneten Ort in Tel Aviv wüssten viele, dass eine Fortsetzung des Krieges mit der Hamas ihren „Verwandten und Freunden jeden Tag das Leben kosten kann“, berichtet ein ARD-Korrespondent. Nach nicht überprüfbaren Angaben des Hamas-Gesundheitszentrums wurden im Gaza-Streifen seit Beginn der Angriffe Israels bereits 24.000 Menschen getötet. Auch die Vereinten Nationen halten die Zahl für glaubwürdig. Weder für die Bewohnerinnen und Bewohner des Gaza-Streifens, noch für die israelischen Geiseln gibt es ausreichend Essen, Trinken und medizinische Versorgung.

Die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat am Montag ein Video veröffentlicht, in dem nach ihren Angaben drei aus Israel in den Gazastreifen entführte Geiseln zu sehen sind. In dem Video sind eine Frau und zwei Männer zu erkennen. Sie sprechen Hebräisch und fordern die israelische Regierung auf, sich für ihre Freilassung einzusetzen. Unklar war, wann das Video aufgenommen wurde.

Hamas-Sprecher Abu Obeida erklärte zudem, Verbündete der Hamas von der „Achse des Widerstands“ hätten angekündigt, ihre Angriffe gegen Israel auszuweiten. Der „Achse des Widerstands“ gehören neben der Hamas auch die Huthi-Rebellen im Jemen und die libanesische Hisbollah-Miliz an. Auch von israelischer Seite ist nicht in Sicht, dass sich die Regierung um Premier Benjamin Netanjahu aufhalten lassen würde, den Krieg fortzusetzen. (kat/AFP)

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