Der Markt Schliersee sucht nach Lösungen, um wild parkende Camper im Gemeindegebiet in ihre Schranken zu weisen. Manche nutzen den Stellplatz auf öffentlichem Grund gar als Zweitwohnungssitz.
Schliersee – Sie okkupieren Parkplätze, Straßenränder, Ausweichstellen und teils sogar Geh- und Radwege: Bei der Suche nach Stellplätzen sind die Fahrer von Wohnmobilen und Camper-Vans in Schliersee ähnlich „kreativ“ wie alle anderen Autofahrer auch. Das Problem: Nicht alle von ihnen rauschen nach wenigen Stunden wieder ab. Etliche nutzen die mühevoll ergatterten Parkplätze auch einfach mal zum Übernachten. „Die campen da“, hat auch Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer beobachtet. Eine fast noch dreistere Form dieser Form des „Urlaubs“ hat PWG-Gemeinderat Karl Hiermeyer festgestellt: die Nutzung eines dauerhaft auf öffentlichem Grund in Schliersee geparkten Wohnmobils als Zweitwohnung fürs Wochenende.
„Taskforce“ soll Lage klären
Um der Invasion der Wohnmobile in Schliersee Herr zu werden, habe er zusammen mit Grünen-Gemeinderat Gerhard Waas die Bildung einer „Taskforce“ angeregt, berichtet Hiermeyer. Diese Arbeitsgruppe, in der neben weiteren Gemeinderatsmitgliedern auch die Gäste-Info der Marktgemeinde vertreten ist, hat bereits mehrfach getagt, bestätigt auch der Rathauschef. Ziel sei es, zunächst einmal einen Überblick über die Lage zu bekommen. „Also wo stehen sie, und was können wir ihnen eventuell ersatzweise anbieten?“, erklärt Schnitzenbaumer einen Teil der Fragestellung.
Stellplätze und Kurbeitrag im Gespräch
Fakt sei, dass die Gemeinde seit dem starken Boom der Wohnmobile und Camper-Vans in der Corona-Zeit bereits mit der Ausweisung von Stellplätzen begonnen habe. Als Beispiele nennt Schnitzenbaumer den Waldfest- und den Fischerparkplatz. Hier allerdings habe man noch Nachbesserungsbedarf beim Gebührenmodell erkannt. Ebenfalls denke man darüber nach, von den Campern auch einen Kurbeitrag zu verlangen: „Sie nutzen ja auch die touristische Infrastruktur.“
Dem Bürgermeister ist aber auch bewusst, dass die bestehenden Kapazitäten nicht ausreichen werden, um der nach wie vor steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Deshalb lade man zu den Treffen der Arbeitsgruppe auch private Anbieter und Grundstückseigentümer wie etwa die Alpenbahnen Spitzingsee oder das Freilichtmuseum von Markus Wasmeier ein. Für Details zu möglicherweise konkreten neuen Stellplätzen sei es aber noch zu früh, betont der Rathauschef. Er hoffe aber, im Herbst im Gemeinderat erste Ergebnisse beziehungsweise Vorschläge präsentieren zu können.
Forderungen nach mehr Kontrolle
Darauf hofft auch Hiermeyer, der eigenen Angaben zufolge im Sommer an einem Tag 42 widerrechtlich abgestellte Wohnmobile in Schliersee gezählt hat. „Wir müssen hier dringend mehr kontrollieren“, fordert er. Da ist Schnitzenbaumer zurückhaltender. Man sei mit dem mit der Überwachung des ruhenden Verkehrs beauftragten Zweckverband Kommunale Dienste Oberland sehr zufrieden. „Aber auch da sind die Kapazitäten an stark frequentierten Tagen begrenzt.“
Kein Einzelfall in Bayern
Kein Wunder, sei Schliersee bayernweit doch keinesfalls allein mit diesem Problem. Anderen Lösungen wie etwa Smartphone-Apps, in denen Bürger selbstständig Parkverstöße anzeigen können, steht Schnitzenbaumer skeptisch gegenüber. „Ich will keinen Überwachungsstaat.“ Zumal Einheimische dann oft die ersten seien, die bei ihm im Büro stünden, um sich wegen eines Bußgelds zu beschweren.