Viele verlieren Hoffnung: Reichtum durch Arbeit bleibt für sie ein Traum

  • Im Video oben: Ober- oder Unterschicht? So reich sind Sie im Vergleich mit allen Deutschen wirklich

Der Glaube an Wohlstand durch Arbeit hat bei den deutschen Arbeitnehmern ausgedient. Eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des Jobbewertungsportals Kununu zeigt nun, wie mies die Stimmung wirklich ist: 82 Prozent der mehr als 3200 Befragten glaubt nicht, dass ein „normales“ Gehalt sie heute noch reich machen kann. Besonders die Ü50-jährigen Befragten, die den größten Teil ihres Erwerbslebens schon hinter sich haben, sind skeptisch. 86 Prozent von ihnen halten den Vermögensaufbau mit einem normalen Job für unrealistisch. 

Einen fixen Grenzwert für „Reichtum“ gab es in der Umfrage nicht. Die Teilnehmer sollten bei der Beantwortung der Fragen nach ihrem eigenen, subjektiven Empfinden gehen. Auch deshalb zeigen die Ergebnisse so deutlich: Langfristiger Wohlstand und damit auch einige ihrer wichtigsten Lebensziele sind für die Mehrheit der angestellten Deutschen außer Reichweite gerückt. 

Familiengründung und Absicherung: Große Lücken zwischen Wunsch und Realität

Beim Blick auf die langfristigen Lebensziele klafft eine deutliche Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit:

  • 61 Prozent möchten eine Familie gründen und dabei finanziell abgesichert sein, doch nur 38 Prozent trauen sich das mit ihrem aktuellen Gehalt zu.
  • Langfristige Vorsorge wünschen sich 90 Prozent – leisten können es sich nach eigener Einschätzung aber nur 58 Prozent.
  • Auch der Traum von der eigenen Immobilie bleibt für viele fern: 58 Prozent wollen kaufen, 37 Prozent halten die Finanzierung mit ihrem Einkommen für machbar. 

Bei kurzfristigen Konsumwünschen sieht es hingegen besser aus: Die jährliche Reise steht bei 74 Prozent weit oben auf der Liste, 61 Prozent wünschen sich regelmäßige Restaurantbesuche – und beides lässt sich aus Sicht der Befragten relativ gut vom aktuellen Gehalt bedienen. 

Weniger als die Hälfte lebt komfortabel genug für Rücklagen

Ein Blick auf folgende Umfragewerte zeigt, wie viel – oder wenig – Spielraum zur Erfüllung dieser manchen trotz Gehalts noch bleibt: Gemessen am alltäglichen Lebensstil bezeichnen weniger als die Hälfte der Befragten, nämlich 41 Prozent, ihre Situation als komfortabel. Finanzieller Komfort bedeutet in diesem Fall, dass sich die Arbeitnehmer regelmäßig kleine und gelegentlich größere Konsumwünsche erfüllen können und darüber hinaus die Möglichkeit haben, Rücklagen für die Zukunft zu bilden. 

38 Prozent könne sich neben dem Grundbedarf noch kleine kleinen Extras wie Kino oder Essen gehen leisten, doch große Sprünge sind selten. Bei 13 Prozent reicht das Gehalt nur für das Nötigste und acht Prozent der befragten Angestellten sind sogar auf finanzielle Hilfe von anderen angewiesen. Unterm Strich zeigt sich, dass das Einkommen für viele eher ein eng getaktetes Sicherheitsbudget und weniger ein Motor für spürbaren Wohlstandsaufbau ist.

Für die meisten liegt das Glück nicht im Job, sondern im Sozialleben

Geht es um die Frage, was die Menschen wirklich glücklich macht, rückt das Privatleben in den Mittelpunkt. Am schwersten wiegen für die Befragten dabei die sozialen Beziehungen. Partnerschaft und Freundschaften nennen 61 Prozent als wichtigste Quelle des Glücks. Dahinter folgen finanzielle Sicherheit und Gesundheit mit jeweils 58 Prozent, gefolgt von der aktuellen Wohnsituation (55 Prozent) und der Freizeit (54 Prozent).

Nur 45 Prozent der befragten Angestellten nennt ihren Job als Glücksfaktor im eigenen Leben. Und die Höhe des eigenen Gehalts löste sogar bei nur 29 Prozent der Befragten Glücksgefühle aus. 

Trübe Stimmung

Insgesamt erscheint die Stimmung unter den Arbeitnehmern in Deutschland eher getrübt. Zwar können die meisten Angestellten ihren Alltag gut mit ihrem Gehalt bewältigen, doch für langfristige Ziele wie die Familiengründung oder eine finanzielle Absicherung reicht es bei vielen nicht. Das drückt auf die Motivation und lässt den Glauben an das alte Versprechen von Wohlstand durch Arbeit schwinden.