Deutsche Panzer in Russlands Grenzregion lassen „Putin schäumen“ – Debatte auch in Deutschland
Die Ukraine startet eine Offensive im russischen Grenzgebiet in der Region Kursk. Auch deutsche „Marder“-Panzer sind dort im Einsatz – sehr zum Missfallen von Putin.
Kursk – Unerwartete Wendung im Ukraine-Krieg: Plötzlich schlagen Kiews Truppen gegen den Aggressor aus Russland zurück – und das jenseits der Grenze. Seit kurzem laufen vermehrt Gefechte im Gebiet um die russische Stadt Kursk. Von „hohen Verlusten“ auf russischer Seite ist die Rede – Informationen, die sich allerdings wie so oft im Krieg nicht unabhängig überprüfen lassen. In der Region wurde bereits der Notstand ausgerufen, es gibt Berichte über „massive Explosionen“ auf einem Militärflugplatz. Auch die USA hat der Vorstoß in der Grenzregion längst auf den Plan gerufen.
Ebenfalls ins Zentrum rückt auch ein in der Region liegendes Atomkraftwerk, um das die Sorge nun wächst. Ein anderes Detail am überraschenden Vormarsch der Ukrainer beschäftigt allerdings nicht nur Russland – sondern auch Deutschland. Denn im Zusammenhang mit den Angriffen auf die Grenzregion Kursk kursieren auch Fotos von deutschen Panzern des Typs „Marder“ auf russischem Boden. Und das entfacht eine neue Debatte.
Ukraine-Offensive mit deutschen „Marder“-Panzern in russischer Region Kursk lässt Putin „schäumen“
Deutschland unterstützt die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges mit Waffen und Munition. Auch besagte „Marder“-Schützenpanzer lieferte der Bund. Bilder zeigen nun, wie die Gefährte auch bei der Operation im russischen Grenzgebiet im Einsatz sind. Mindestens drei „Marder“-Schützenpanzer sollen an der Offensive beteiligt sein.
Russland reagiert bereits auf die Angriffe, Wladimir Putin etwa spricht von einer „Provokation“ in der Region Kursk. Sein enger Vertrauter Dmitri Medwedew droht bereits mit Vergeltung für die Operation. Dass es im Kreml kocht, glaubt indes auch Carlo Masala. Der Militärexperte und Politikwissenschaftler von der Bundeswehr-Universität München. „Der schäumt“, sagt er der Bild-Zeitung, darauf angesprochen, was Putin vom Einsatz deutscher Waffen in seinem Land halten könnte.
Deutsche „Marder“-Panzer rollen durch russisches Grenzgebiet – für FDP-Mann „kein Problem“
Auch in Deutschland löst der Vorgang allerdings kontroverse Debatten aus. Schließlich hatte man sich von Seiten der Bundesregierung lange dagegen gesträubt, dass die Ukraine aus dem Westen gelieferte Waffen auch für Attacken im russischen Grenzgebiet eingesetzt werden dürfen. Dass „Marder-Panzer“ nun über russisches Gebiet rollen, scheint die Regierungsvertreter und auch etwa die CDU als größte Oppositionspartei nicht weiter zu stören.
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), sieht kein Problem darin, wenn die Ukraine von Deutschland gelieferte Waffen für ihren aktuellen Vorstoß auf russischem Gebiet nutzt. „Mit der Übergabe an die Ukraine sind es ukrainische Waffen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Donnerstag. Das gelte „für jegliches Material“, also nicht nur für den „Marder“-Schützenpanzer, sondern auch den Kampfpanzer „Leopard 2“.
Auch CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter bezeichnete die Angriffe allgemein als „völkerrechtlich legitim“ und stimmte in der Bild auch zu, dass die „Marder“ seit der Übergabe faktisch der Ukraine gehören. Militärexperte Masala fügt noch den Hinweis an, dass man Kursk ebenfalls zum Grenzgebiet Charkiw zählen könne – und für diese Region gilt eben das Nato-Abkommen, das den Einsatz westlicher Waffen auch außerhalb der Ukraine-Grenzen erlaubt.
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Debatte um deutsche Panzer bei Ukraine-Offensive in Russland-Grenzregion – „nächste rote Linie überschritten“
Gegenteilige Meinungen gibt es aber auch. Sahra Wagenknecht etwa, die mit ihrem BSW in den Umfragen im Aufschwung liegt, sieht den Einsatz der „Marder“-Panzer auf russischem Boden deutlich kritischer. In der Bild sprach sie davon, dass die Ukraine hiermit „die nächste rote Linie“ überschritten habe. Bleibt nur die Frage: Wie reagiert nun Wladimir Putin? Eine große Eskalation sei nicht zu erwarten, schätzt Politikwissenschaftler Masala ein: „Putin wird das als Affront werten, aber keine Taten folgen lassen“.
Taten folgen lässt allerdings derweil die Ukraine mit ihren Angriffen auch auf die besetzte Halbinsel Krim, auf der der Geheimdienstchef zwei Schwachstellen ausgemacht hat. (han/dpa)