Region Kursk im Ausnahmezustand: Russisches Atomkraftwerk könnte zum Risikofaktor werden
Ukrainische Truppen nähern sich dem Kernkraftwerk in Kursk. Moskau ergreift Maßnahmen. Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen.
Kursk – Ukrainische Streitkräfte sind im Ukraine-Krieg in die Grenzregion Kursk vorgestoßen. Der Angriff wurde von Moskau bestätigt und als „Provokation“ betrachtet. Angesichts des rasanten Vorrückens in Richtung des Kernkraftwerks ergreift Russland nun dringend notwendige Schutzmaßnahmen.
Das Kursker Kernkraftwerk mit vier Blöcken und einer Leistung von fast zwei Gigawatt befindet sich nur etwa 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. In den vergangenen Wochen haben sich ukrainische Truppen bis auf weniger als 70 Kilometer dem Werk genähert. Moskau hat als Reaktion den Schutz des Atomkraftwerks verstärkt. Das geschehe in Kooperation mit den russischen Grenztruppen und der Armee, teilte die Behörde mit.

Situation an Atomkraftwerk in Kursk ist wohl lange ignoriert worden
Laut Mitarbeitern des Atomkraftwerks Kursk soll die Situation lange ignoriert worden sein. Sicherheitsmaßnahmen wurden erst spät ergriffen, obwohl es bereits zu Drohnenangriffen kam, berichtet das Nachrichtenportal Important Stories. Ein Mitarbeiter des Kraftwerks schilderte der Kyiv Post, dass nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine nahezu das gesamte männliche Sicherheitspersonal mobilisiert wurde. Die Bewachung des Werks wurde dadurch ausschließlich von Frauen übernommen. Nach Anfragen zur Sicherheit der Anlage wurde geraten, „in Deckung zu gehen“.
Das Kursker Kernkraftwerk ist ein entscheidendes Ziel, dessen Verlust weitreichende Folgen haben könnte – nicht nur für die russische Energieversorgung, sondern auch für die Sicherheit der gesamten Region. Der prorussische Militärblogger Alexander Sladkov spekuliert, dass ukrainische Streitkräfte planen, die Kontrolle über das Atomkraftwerk zu übernehmen, um einen Austausch des von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja (ZNPP) zu verlangen. Das Kernkraftwerk – Europas größtes – steht seit Anfang März 2022 unter russischer Kontrolle. Es war einer der ersten Standorte, die von russischen Streitkräften eingenommen wurden.
Ausnahmezustand an Grenze zwischen Ukraine und Russland
In der gesamten Region Kursk wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Dies teilte Übergangsgouverneur Alexej Smirnow am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mit. Gleichzeitig veröffentlichte der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, auf Telegram ein Statement. Medwedew drohte mit „Vergeltung“ und der Ausweitung der Invasion in der Ukraine. (lw)